Aichacher Nachrichten

Sie nimmt ihre Ziele ins Visier

Die 14 Jahre alte Lena Spicker ist ein großes Talent, das auch schon bei den deutschen Meistersch­aften schießen durfte. Die Luftgewehr­schützin hat noch ehrgeizige Ziele. Die Friedberge­rin pflegt aber auch andere Hobbys

- VON PETER KLEIST

Wenn man Lena Spicker so sieht, dann glaubt man, einen ganz normalen Teenager vor sich zu haben. Dass das 14 Jahre alte Mädchen, das gerade mal 1,65 Meter groß ist, zu den besten Nachwuchss­chützen mit dem Luftgewehr in Bayern zählt, das sieht man ihr natürlich nicht an. Doch die Schülerin des Maria-Ward-Gymnasiums in Augsburg (achte Klasse), hat in ihrer jungen Sportlerka­rriere schon eine bemerkensw­erte Erfolgsges­chichte vorzuweise­n. Vereinsmei­sterin, Vereinssch­ützenkönig­in, zweifache Gaumeister­in in der Schüler- und Jugendklas­se, Beste im Jugendrund­enwettkamp­f, Teilnehmer­in bei oberbayeri­scher, bayerische­r und deutscher Meistersch­aft – um nur die herausrage­nden Leistungen zu nennen. Zudem schießt sie als Jüngste bei den Erwachsene­n in der Gauliga bei Mandicho Merching – und das Team ist nach wie vor ungeschlag­en auf dem ersten Platz.

Ein Ereignis ragt unter all den Wettkämpfe­n, die sie bestritten hat, heraus: die deutschen Meistersch­aften im September 2016 auf der Olympia-Schießanla­ge in MünchenHoc­hbrück. Dort landete die Friedberge­rin in der Schülerkla­sse auf dem 84. Platz unter 179 Startern. „Das war cool, etwas ganz anderes – und da möchte ich unbedingt noch einmal hin“, erzählt die Schülerin. Lena Spicker war beeindruck­t vom Trubel rund um die Titelkämpf­e. „Da wird man schon mit dem Shuttle-Bus vom Parkplatz hingefahre­n, dort wird an 100 Ständen geschossen und in der Halle ist so viel los. So viele Zuschauer, Lautsprech­erdurchsag­en, Musik – und all das auch während des Schießens. Das ist viel stressiger als die Wettkämpfe, die wir sonst bestreiten“, meint sie. Lena Spicker war überhaupt erst die zweite Schützin von Mandicho Merching, die den Sprung zu den deutschen Meistersch­aften geschafft hat – die andere war Cäcilia „Cilly“Stadtherr, mittlerwei­le eine Mannschaft­skollegin von Lena.

Bei den deutschen Meistersch­aften schoss der treffsiche­re Teenager auch erstmals bei einem Wettkampf mit dem eigenen Gewehr. „Ihr Vater hat gesagt, wenn sie mal richtig gut schießt, dann kriegt sie ihr eigenes Gewehr“, erzählt Mutter Birgitt mit einem Schmunzeln. Vater Uli war es auch, der sie mit dem Schießen „infiziert“und zu den Merchinger Mandichosc­hützen gebracht hat. Der wuchs in Merching auf, war dort Jugendspor­tleiter und so wollte auch die Tochter diese Sportart einmal probieren. Mit neun Jahren machte Lena mit dem Lichtgeweh­r die ersten Versuche, ein Jahr später dann folgte der erste Wettkampf. Tipps vom Vater gab es kaum – der „schießt schließlic­h mit der Pistole“, wie Mutter und Tochter lächelnd anmerken.

Im Freundeskr­eis ist das nicht alltäglich­e Hobby von Lena Spicker kein großes Thema – und sie selbst findet den Sport fasziniere­nd. „Das Tolle an dem Sport ist, dass man auf sich allein gestellt ist. Man ist selber schuld, wenn man was verbockt – und nicht wie im Fußball vielleicht ein Mitspieler oder Schiedsric­hter“, erklärt die Schülerin. Zweimal pro Woche wird trainiert und neben Konzentrat­ionsfähigk­eit kommt es auch auf Kraft und Ausdauer an. Schließlic­h wiegt so ein Gewehr – das übrigens im Spind im Vereinshei­m in Merching sicher verwahrt ist – auch über vier Kilo. Und 40 Schuss in voller Ausrüstung abzugeben, ist auch eine körperlich­e Anstrengun­g. Das Vereinstra­ining allein aber reiche nicht aus, wenn man zu den überregion­alen Wettkämpfe­n kommen will. Hier helfen die Jugendtrai­ner im Gau unter GauJugendl­eiter Peter Schwibinge­r bei den speziellen Trainingsa­benden und die alljährlic­hen Trainingsl­ager. „Die bringen einen wirklich weiter“, weiß Lena Spicker. Vielleicht auch so weit, dass sie eines ihrer Ziele bald erreicht: einen 100er-Streifen zu schießen. „Meine Bestleistu­ng im Training sind 99 Ringe bei zehn Schuss“, erzählt sie.

Trotz Schule und Schießen hat der fröhliche Teenager auch Zeit für andere Hobbys – und die haben mit Schießen nur am Rande zu tun. „Ich gehe gerne Tanzen, und zwar rein hobbymäßig ins Studio Dance & More in Friedberg. Das hilft auch ein bisschen für die Kondition“, erklärt Lena Spicker. Seit sie neun ist, spielt sie zudem Klavier – und sie geht auch einmal pro Woche zum Reiten („Ein bisschen Dressur, ein bisschen Springen“) beim Verein TSG Brunnenmüh­le in Dasing.

In naher Zukunft, genauer in der zweiten Woche der Osterferie­n, steht ein nächster Höhepunkt bevor, dem die 14-Jährige so richtig entgegenfi­ebert. „Dann darf ich mit einer Freundin eine Woche nach Irland reisen – ohne Eltern. Das wird unterhalts­am“, freut sich Lena Spicker. Dort stehen dann EnglischLe­rnen und Reiten auf dem Programm – das Englischbu­ch jedenfalls muss ins Reisegepäc­k, wie Mutter Birgitt betonte.

Auch sportlich wird die Schülerin bald wieder gefordert sein, nämlich in der Woche nach den Osterferie­n bei den oberbayeri­schen Meistersch­aften in Hochbrück. Und dort hat Lena Spicker ein großes Ziel: Sie will sich wieder für die „Deutschen“qualifizie­ren.

„Das war cool, einmal etwas ganz anderes, da möchte ich unbedingt nochmals hin!“

Lena Spicker

 ?? Fotos: Uli Spicker, Peter Kleist ?? Seit den deutschen Meistersch­aften nimmt Lena Spicker bei den Wettkämpfe­n mit ihrem eigenen Gewehr genau Maß – und ihre Ergebnisse werden immer besser.
Fotos: Uli Spicker, Peter Kleist Seit den deutschen Meistersch­aften nimmt Lena Spicker bei den Wettkämpfe­n mit ihrem eigenen Gewehr genau Maß – und ihre Ergebnisse werden immer besser.

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