Abwärtstrend stoppen
Bundesliga Für FCA-Trainer Manuel Baum zählt nur das Derby morgen gegen Ingolstadt. Darum hat er gegen die Bayern wichtige Spieler geschont und eine Pleite einkalkuliert
Augsburg Manuel Baum, 37, gehört normalerweise zu den Bundesligatrainern, die viel mit visuellen Eindrücken arbeiten. Der Trainer des FC Augsburg seziert die Spiele in Videosequenzen, die er dann seinen Profis zeigt. Notfalls sendet er diese Schnipsel sogar auf die Smartphones seiner Spieler. Nach der 0:6-Pleite gegen den FC Bayern München hätte es sicher genügend Material zur Aufarbeitung gegeben, doch Baum verzichtete auf eine Analyse.
„Das Spiel ist abgehakt. Bayern ist kein Maßstab und nicht repräsentativ für viele Mannschaften der Liga. Deshalb macht es keinen Sinn, da ins Detail zu gehen.“Das A und O sei es jetzt, „dass wir im Spiel gegen Ingolstadt eine Mentalität und Laufbereitschaft auf den Platz kriegen, mit der wir sie zu Hause niederrennen“, erklärte er auf der Pressekonferenz vor dem morgigen Heimspiel (20 Uhr) in der im Heimbereich ausverkaufen WWK-Arena gegen den FC Ingolstadt.
Auf Fragen zum Bayern-Spiel ging er dann auch nicht mehr ein oder wich großräumig aus. Dabei wären Antworten durchaus interessant gewesen. Zum Beispiel, was er den über 5000 nach München mitgereisten FCA-Fans sagen würde, die die Demontage der Augsburger B-Elf im dritten Oberrang mit ansehen mussten. Oder warum er keinen der teuren Neuzugänge wie Jonathan Schmid, Takashi Usami oder Moritz Leitner von Beginn an eingesetzt hatte, wenn er schon sein Stammpersonal schonen wollte.
Baum hat am Samstag das Spiel schon vor dem Anpfiff offensichtlich abgeschenkt, als er auf den mit vier Gelben Karten belasteten Martin Hinteregger verzichtete, den leicht angeschlagenen Konstantinos Stafylidis schonte und die wieder genesenen Alfred Finnbogason und Daniel Baier draußen ließ. Dieses Quartett und auch der nach seiner Gelbsperre wieder spielberechtigte Ja-Cheol Koo werden wohl am Mittwoch in der Startelf stehen. Auf jeden Fall trainieren sie voll mit.
Sollte der FCA-Trainer am Mittwoch mit seinem Team gegen Ingolstadt gewinnen, hat er alles richtig gemacht, dann werden ihm auch die Fans die demütigenden 90 Minuten verzeihen. Sollte das nicht gelingen, wird die Kritik an dem BundesligaNeuling nicht nur in den Medien deutlicher als bisher werden.
Noch vor wenigen Wochen war Baum mit einer der Shootingstars in der Trainergilde. Im Dezember hatte ihn Manager Stefan Reuter als Nachfolger für den Defensivstrategen Dirk Schuster eingesetzt. In seinen ersten fünf Spielen holte der Coach mit einer mutigeren Spielweise zehn Punkte. Was damals bejubelt wurde, steht nach weiteren sieben Spielen mit nur einem Sieg auf dem Prüfstand. Denn der FCA wandelt als 16. gefährlich nahe am Abgrund. Acht Punkte Vorsprung hatte der FCA schon auf den Relegationsplatz. Die sind verspielt. Stand heute müsste der FCA in das gefährliche Duell mit dem Tabellendritten aus der zweiten Liga (derzeit Union Berlin).
Bei einer Niederlage würde sogar Ingolstadt wieder bedrohlich aufschließen. Sieben Punkte Vorsprung sind es noch auf den Vorletzten. Dessen 2:1-Sieg gegen Mainz 05 hat Baum live erlebt. „Ingolstadt hat so gespielt, wie wir es erwartet haben, sie sind zu ihren Wurzeln zurückgekehrt“, sagt er. Mit hohem, aggressivem Anlaufen und mit vielen langen Bällen.
Baum hat das keine Angst gemacht. Demonstrativ verbreitet er Optimismus: „Klar gewinnen sie mit 2:1, aber in der zweiten Halbzeit war Mainz am Drücker, und es ist eine große Wahrscheinlichkeit da, dass wir zu Hause die drei Punkte holen werden.“Er versichert, dass sich sein Team anders als in München präsentieren wird. Personell, aber auch charakterlich: „Im Wort Abstiegskampf steckt ja schon Kampf drin, das wird das Entscheidende sein. Wir werden sie niederkämpfen.“
So will Baum den eigenen Abwärtstrend stoppen und dem Ingolstädter Optimismus einen Dämpfer verpassen. Kurz nach dem Sieg hatte der FCI nämlich auf seiner Facebook-Seite gepostet: „2:1. Hallo Bundesliga, wir leben noch.“