Frau schwebt in Lebensgefahr
Die Stadt zieht eine erste Bilanz. Die verstärkten Kontrollen wirken und werden auch von den Gastronomen begrüßt. Doch wie lässt sich die Situation dauerhaft in den Griff bekommen?
Die Stadt setzt ihre Ankündigung, auf dem Rathausplatz für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen, um: Seit einigen Tagen sind die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes länger auf dem Platz anwesend als bisher. Die ersten Erfahrungen sind nach Angaben von Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) positiv: „Es ist spürbar ruhiger, wenn der Ordnungsdienst da ist“, sagt er. Wer große Mengen Alkohol dabei habe und sich massiv betrinke oder zu laut Musik höre, werde wegen einer Ordnungswidrigkeit angezeigt. Die Situation könne sich aber auch rasch wieder ändern, wenn die Mitarbeiter weitergehen.
Vorige Woche hatte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) angekündigt, dass die Stadt ein Übermaß an Lärm, Schmutz und Alkoholmissbrauch auf dem Platz nicht dulden will. Mehrere Gastronomen, die am Rathausplatz ansässig sind, begrüßen diesen Kurs. Der Chef des Restaurants „Aposto“hatte sich selbst schon an die Behörden gewandt mit der Bitte, etwas gegen Auswüchse zu tun. Vor allem abends seien Gäste des Lokals schon durch Lärm und Streitereien unter Betrunkenen gestört worden. Auch Flaschen seien auf dem Platz schon geworfen worden. Ein weiteres Thema: Zunehmend schicken Bettlergruppen Kinder vor, die bei Gästen, die draußen vor den Lokalen sitzen, nach Geld oder auch Getränken betteln.
Das Café „Eber“ist von der Situation laut Geschäftsführer Klaus Eber nicht so massiv betroffen, weil es um 18 Uhr schließt. „Die Probleme treten eher abends auf“, sagt Eber. „Wir merken es, wenn Stühle oder Tische verschoben oder umgestoßen werden.“Zuletzt sei es aber auch nachmittags ab und zu schon recht laut gewesen – vor allem durch Musik aus Handy-Lautsprechern. Klaus Eber begrüßt deshalb den Vorstoß von OB Gribl: „Die Gäste bei uns genießen die Ruhe.“Es sei wichtig, dass Augsburgs gute Stube attraktiv bleibe. Schließlich sei der Rathausplatz das Aushängeschild – auch für die vielen Touristen. Dass der Ordnungsdienst jetzt länger auf dem Rathausplatz bleibt und Menschen anspricht, die sich betrinken, den Platz vermüllen oder überlaut Musik hören, kann nach Ansicht von Ordnungsreferent Dirk Wurm nur der erste Schritt sein.
Auf Dauer ist es schwierig, so massiv an einem Platz Präsenz zu zeigen. Dazu ist der Ordnungsdienst zu dünn besetzt. Wenn man Urlaube und Krankheitsausfälle berücksichtige, seien in der Regel etwa zwölf Männer und Frauen tatsächlich einsetzbar, so Wurm. Diese teilen sich auf in Früh- und Spätschichten, dazu kommen auch noch die Dienste am Wochenende. Drei neue Stellen wurden zuletzt vom Stadtrat genehmigt. Sie sollen so bald wie möglich besetzt werden. Doch auch damit ist eine dauerhafte Präsenz an einem Platz wohl nicht zu stemmen. Schließlich ist der Ordnungsdienst auch an anderen Orten gefragt. Etwa am Oberhauser Bahnhof, am Königsplatz oder nachts in der Maximilianstraße. Dirk Wurm sagt: „Die Kontrolle ist ein Aspekt, es müssen weitere Ansätze folgen.“
Tatsächlich arbeitet man bei der Stadtverwaltung in diesen Tagen mit Hochdruck an einem Konzept, wie man mit Problemen auf öffentlichen Plätzen umgeht. Auch Sozialarbeit und Streetwork sollen dabei eine wichtige Rolle spielen, heißt es. Die Situation ist im Grunde auf allen betroffenen Plätzen dieselbe: Es gibt Beschwerden über Gruppen, die sich dort aufhalten. Allerdings ist die Klientel unterschiedlich. Vor dem Rathaus ist es unter anderem die Punkerszene, am Kö sind es eher Trinker und junge Migranten.
Die Polizei betrachtet derzeit vor allem den Kö kritisch. Dort sieht man eine Tendenz zu mehr Straftaten – auch im Bereich des Drogenhandels. Deshalb befürwortet man im Präsidium auch die Idee, den Platz mit Kameras zu überwachen. Am Rathausplatz hält man das nicht für erforderlich. Hier gehe es weniger um Straftaten, als um Ordnungswidrigkeiten wie Vermüllung oder Lärm. Auch dagegen schreite die Polizei ein, sagt Sprecher Siegfried Hartmann. „Wer trotz Ermahnung weiter zu laut Musik hört, muss damit rechnen, dass wir den Lautsprecher erst mal mitnehmen.“