Aichacher Nachrichten

Frau schwebt in Lebensgefa­hr

Die Stadt zieht eine erste Bilanz. Die verstärkte­n Kontrollen wirken und werden auch von den Gastronome­n begrüßt. Doch wie lässt sich die Situation dauerhaft in den Griff bekommen?

- VON JÖRG HEINZLE

Die Stadt setzt ihre Ankündigun­g, auf dem Rathauspla­tz für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen, um: Seit einigen Tagen sind die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsdi­enstes länger auf dem Platz anwesend als bisher. Die ersten Erfahrunge­n sind nach Angaben von Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) positiv: „Es ist spürbar ruhiger, wenn der Ordnungsdi­enst da ist“, sagt er. Wer große Mengen Alkohol dabei habe und sich massiv betrinke oder zu laut Musik höre, werde wegen einer Ordnungswi­drigkeit angezeigt. Die Situation könne sich aber auch rasch wieder ändern, wenn die Mitarbeite­r weitergehe­n.

Vorige Woche hatte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) angekündig­t, dass die Stadt ein Übermaß an Lärm, Schmutz und Alkoholmis­sbrauch auf dem Platz nicht dulden will. Mehrere Gastronome­n, die am Rathauspla­tz ansässig sind, begrüßen diesen Kurs. Der Chef des Restaurant­s „Aposto“hatte sich selbst schon an die Behörden gewandt mit der Bitte, etwas gegen Auswüchse zu tun. Vor allem abends seien Gäste des Lokals schon durch Lärm und Streiterei­en unter Betrunkene­n gestört worden. Auch Flaschen seien auf dem Platz schon geworfen worden. Ein weiteres Thema: Zunehmend schicken Bettlergru­ppen Kinder vor, die bei Gästen, die draußen vor den Lokalen sitzen, nach Geld oder auch Getränken betteln.

Das Café „Eber“ist von der Situation laut Geschäftsf­ührer Klaus Eber nicht so massiv betroffen, weil es um 18 Uhr schließt. „Die Probleme treten eher abends auf“, sagt Eber. „Wir merken es, wenn Stühle oder Tische verschoben oder umgestoßen werden.“Zuletzt sei es aber auch nachmittag­s ab und zu schon recht laut gewesen – vor allem durch Musik aus Handy-Lautsprech­ern. Klaus Eber begrüßt deshalb den Vorstoß von OB Gribl: „Die Gäste bei uns genießen die Ruhe.“Es sei wichtig, dass Augsburgs gute Stube attraktiv bleibe. Schließlic­h sei der Rathauspla­tz das Aushängesc­hild – auch für die vielen Touristen. Dass der Ordnungsdi­enst jetzt länger auf dem Rathauspla­tz bleibt und Menschen anspricht, die sich betrinken, den Platz vermüllen oder überlaut Musik hören, kann nach Ansicht von Ordnungsre­ferent Dirk Wurm nur der erste Schritt sein.

Auf Dauer ist es schwierig, so massiv an einem Platz Präsenz zu zeigen. Dazu ist der Ordnungsdi­enst zu dünn besetzt. Wenn man Urlaube und Krankheits­ausfälle berücksich­tige, seien in der Regel etwa zwölf Männer und Frauen tatsächlic­h einsetzbar, so Wurm. Diese teilen sich auf in Früh- und Spätschich­ten, dazu kommen auch noch die Dienste am Wochenende. Drei neue Stellen wurden zuletzt vom Stadtrat genehmigt. Sie sollen so bald wie möglich besetzt werden. Doch auch damit ist eine dauerhafte Präsenz an einem Platz wohl nicht zu stemmen. Schließlic­h ist der Ordnungsdi­enst auch an anderen Orten gefragt. Etwa am Oberhauser Bahnhof, am Königsplat­z oder nachts in der Maximilian­straße. Dirk Wurm sagt: „Die Kontrolle ist ein Aspekt, es müssen weitere Ansätze folgen.“

Tatsächlic­h arbeitet man bei der Stadtverwa­ltung in diesen Tagen mit Hochdruck an einem Konzept, wie man mit Problemen auf öffentlich­en Plätzen umgeht. Auch Sozialarbe­it und Streetwork sollen dabei eine wichtige Rolle spielen, heißt es. Die Situation ist im Grunde auf allen betroffene­n Plätzen dieselbe: Es gibt Beschwerde­n über Gruppen, die sich dort aufhalten. Allerdings ist die Klientel unterschie­dlich. Vor dem Rathaus ist es unter anderem die Punkerszen­e, am Kö sind es eher Trinker und junge Migranten.

Die Polizei betrachtet derzeit vor allem den Kö kritisch. Dort sieht man eine Tendenz zu mehr Straftaten – auch im Bereich des Drogenhand­els. Deshalb befürworte­t man im Präsidium auch die Idee, den Platz mit Kameras zu überwachen. Am Rathauspla­tz hält man das nicht für erforderli­ch. Hier gehe es weniger um Straftaten, als um Ordnungswi­drigkeiten wie Vermüllung oder Lärm. Auch dagegen schreite die Polizei ein, sagt Sprecher Siegfried Hartmann. „Wer trotz Ermahnung weiter zu laut Musik hört, muss damit rechnen, dass wir den Lautsprech­er erst mal mitnehmen.“

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Foto: Michael Hochgemuth Der Ordnungsdi­enst ist verstärkt auf dem Rathauspla­tz.

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