Aichacher Nachrichten

Die ersten Medizin Studenten haben noch keinen Campus

Weil die Gebäude erst errichtet werden müssen, ist an der künftigen Uniklinik anfangs Improvisat­ion gefragt

- VON STEFAN KROG

Im Herbst 2019 werden die ersten Studenten ihre Ausbildung zum Arzt an der Uniklinik Augsburg beginnen. Das Problem: Der erste Abschnitt des neuen Medizin-Campus der Universitä­t wird erst 2022/23 fertig. Bis dahin ist Improvisat­ion gefragt. Hinter den Kulissen laufen an Klinikum und Universitä­t die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren. „Zwei Jahre hört sich noch nach viel Zeit an, aber für das, was wir vorhaben, ist das nicht viel Zeit“, sagt Dr. Renate Linné, Projektlei­terin am Klinikum für die Umwandlung zur Uniklinik. Die Internisti­n wechselte vor Jahren in den Bereich Unternehme­nsentwickl­ung, kennt also mehrere Seiten des Klinikbetr­iebs.

Bis das, was im Uniklinik-Konzept auf dem Papier steht, umgesetzt ist, ist noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Ein Thema ist, dass Professore­n und Studenten irgendwo unterkomme­n müssen – just in Zeiten, in denen am Klinikum aufgrund der Generalsan­ierung ohnehin vieles im Umbruch ist. In den nächsten Jahren wird mit der Renovierun­g des 14-stöckigen Hochhauses die wohl kniffligst­e Phase erreicht. Vermutlich wird das alte Kinderkran­kenhaus an der Neusässer Straße vorübergeh­end Studenten aufnehmen.

Zur medizinisc­hen Grundausbi­ldung in den ersten Semestern gehört beispielsw­eise die Anatomie. Damit Studenten Leichen sezieren können, muss Platz für Tische da sein. Bis die neuen Gebäude mit den Sektionsrä­umen fertig sind, werden die anatomisch­en Lehrsäle in der bisherigen Pathologie im Keller (sie zieht in den Anbau-West, der 2018 fertig werden soll) untergebra­cht. Bis 2022 soll dann der erste Abschnitt des neuen Campus fertig sein.

Für 140 Millionen Euro entstehen bis zu acht Stockwerke hohe Gebäude für Forschung und Lehre samt Bibliothek, Mensa und Dekanat gleich neben dem Klinikum. In einem zweiten Bauabschni­tt in Richtung der Stadtberge­r Wohngebiet­e entstehen niedrigere Gebäude, ebenfalls für Forschung und Lehre. Bis alle Gebäude stehen, werden etliche Jahre vergehen, wobei die Medizinfak­ultät nicht gleich mit Vollgas startet. Die Medizininf­ormatikStu­denten sollen schon zum Winterseme­ster 2018 beginnen. Sie werden aber auf dem Hauptcampu­s der Uni untergebra­cht. Wenn am Krankenhau­s im Winterseme­ster 2019 die künftigen Ärzte ihre Ausbildung beginnen, geht es erst einmal mit 84 Studenten los.

In den folgenden zwei Jahren kommen jeweils weitere 84 dazu, ab dem etwa vierten Jahr werden 168 neue Studenten pro Jahr aufgenomme­n. Ihren Vollbetrie­b mit 252 Erstsemest­ern jährlich wird die Medizinfak­ultät ab dem siebten oder achten Jahr aufnehmen. „Wir starten schrittwei­se. Unsere Messlatte ist: Wer ab 2019 kommt, der soll ein Studium in Augsburg weiterempf­ehlen können. Es darf keine ,verlorene Generation‘ geben“, sagt Linné. „Das hat uns der Wissenscha­ftsrat ins Buch geschriebe­n.“

Parallel geht es darum, das wissenscha­ftliche Konzept mit Leben zu füllen. Schon jetzt tagen Arbeitsgru­ppen von Uni und Klinikum regelmäßig rund um die Themen Forschung und Lehre. Zwar findet am Klinikum, das als kommunales Krankenhau­s vor allem auf die Patientenv­ersorgung ausgericht­et ist, schon Forschung statt. Um Uniklinik-Standard zu erreichen, wird das Thema aber massiv ausgebaut werden müssen.

„Das Großprojek­t erfordert perfekte Sacharbeit. Über diese Aufgabe hinaus ist es mit am wichtigste­n, die Erwartungs­haltung und emotionale Ebene aller beteiligte­n Institutio­nen ständig auszutarie­ren“, sagt Linné. Nach und nach werden nun die insgesamt 80 Lehrstühle besetzt werden müssen – zum Teil mit Chefärzten, die schon da sind, zum Teil mit Professore­n, die nach Augsburg berufen werden. „Wir rechnen damit, dass es acht bis zehn Jahre dauert, bis alles endgültig läuft“, sagt Linné. „Bis dahin sind wir in der Aufbauphas­e.“

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Archivfoto: Ulrich Wagner Markus Thomsen ist Medizinstu­dent. Er findet den neuen Medizin Campus in Augsburg gut – auch wenn er auf die Neubauten am Klinikum noch einige Jah re warten muss.
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Renate Linné

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