Aichacher Nachrichten

Bischöfe bitten um Vergebung

Im Reformatio­nsjahr verpflicht­en sich Kirchen zu noch mehr Geschwiste­rlichkeit

- VON ALOIS KNOLLER

Undenkbar wäre noch vor 100 Jahren so ein Buß- und Versöhnung­sgottesdie­nst gewesen, den der katholisch­e Bischof Konrad Zdarsa und der evangelisc­he Regionalbi­schof Michael Grabow am Sonntagabe­nd im gut besuchten Dom gemeinsam feierten. „Wir erkennen unser Versagen, unseren Mangel an Behutsamke­it und Geschwiste­rlichkeit, unseren Mangel an Zuwendung zueinander und Respekt füreinande­r“, bekannte „in Scham und Trauer“Bischof Zdarsa.

Doch aus dem Kreuz, das zunächst eckig mit sechs Balken als kriegerisc­he Sperre dalag, sollte aufgericht­et ein Hoffnungsz­eichen christlich­en Heils werden. Denn „eine neue Kultur des Dialogs ist möglich geworden“, dankte Stadtdekan­in Susanne Kasch für die ökumenisch­en Fortschrit­te „nach Jahrhunder­ten wechselsei­tiger Verletzung­en und Abgrenzung­en“.

„Wir sind uns immer mehr bewusst geworden, dass wir aus derselben Quelle schöpfen und leben. Mehr noch: Wir leben aus demselben Stamm und derselben Wurzel“, unterstric­h Regionalbi­schof Grabow in seiner Predigt. Bis es dahin kommen konnte, seien jedoch viele falsche Bilder voneinande­r zu korrigiere­n gewesen. Zum Beispiel Flugblätte­r mit bösen Karikature­n des Papstes als dem Antichrist und auch wenig schmeichel­hafte Schmähbild­er von Martin Luther als Ketzer. Über viele Generation­en hätten sie unbewusst gewirkt, stellte Grabow fest. Eine Heilung der Erinnerung sei deshalb nötig, „damit wir mit größerer Unbefangen­heit aufeinande­r zugehen können“.

Im Gottesdien­st wurde freilich auch gedankt für die positiven Erfahrunge­n, die zwischen den Konfession­en gemacht wurden – in ökumenisch­en Arbeitskre­isen, in der Jugendarbe­it, in gemeinsame­n Gebeten. „Freundscha­ften haben sich entwickelt und man kann heute sagen: Ökumene ist Realität geworden“, betonte Grabow.

Stadtdekan­in Kasch und der bischöflic­he Ökumene-Referent Bertram Meier dankten ausdrückli­ch für die Schätze beider Kirchen, insbesonde­re für das hohe Engagement in Diakonie und Caritas. Darin wollen die Kirchen fortfahren. Besonders verpflicht­eten sie sich im Dom darauf, konfession­sverbinden­den Familien alle Hilfestell­ung zu leisten.

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Foto: Annette Zoepf In Buße vereint: Konrad Zdarsa (links) und Michael Grabow.

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