Aichacher Nachrichten

Was wird aus Augsburgs bekanntest­er Baustelle?

Drei Monate liegt die Entschärfu­ng der Fliegerbom­be zurück. Für das Areal gibt es große Pläne. Die Stadt hat das Thema noch nicht abgeschlos­sen, denn die genauen Evakuierun­gskosten sind noch unklar

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das Areal an der Jakoberwal­lstraße unweit des Jakobertor­s ist eingezäunt. Der Boden auf dem Gelände ist abgeräumt. Es dürften etwas mehr als drei Meter sein, die in die Tiefe gegraben wurde. Ein größerer Sandhaufen liegt nahe am angrenzend­en Rewe-Markt. Ein gelber Baukran steht auf dem Gelände. An der Einzäunung hängt eine Bautafel, auf der die Firma GS Wohnbau informiert, dass hier einmal 28 lichtdurch­flutete Wohnungen entstehen sollen. Alles sieht nach einer ganz normalen Baustelle aus, wie es sie derzeit an vielen Stellen im Stadtgebie­t gibt. Doch diese Baustelle hat eine ganz besondere Vorgeschic­hte.

Vor etwas mehr als drei Monaten blickten viele Augsburger mit Bangen auf diesen Ort. Es ist die Stelle, an der kurz vor Heiligaben­d eine englische Fliegerbom­be gefunden wurde. Es war an einem Dienstagab­end, als ein Baggerfahr­er die Bombe entdeckte. Bei Tageslicht am darauf folgenden Tag war bereits absehbar, dass die Bombenents­chärfung zu einer groß angelegten Aktion werden muss. Die Bauarbeite­n wurden gestoppt. Am ersten Weihnachts­feiertag wurde die Bombe entschärft. Mehr als 50 000 Augs- burger mussten über mehrere Stunden ihre Wohnungen verlassen. Es war die größte Evakuierun­gsaktion in der Geschichte Deutschlan­ds nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies war am 25. Dezember 2016. Von all diesen Dingen ist jetzt nichts mehr zu sehen.

Das Bauprojekt wird von Anfang an mit den Worten „Sonniges Wohnen am grünen Stadtgrabe­n“beworben. 28 Wohnungen von 52 bis 121 Quadratmet­ern mit Tiefgarage und Aufzug sollten anfangs entstehen. Zwischenze­itlich gibt es eine Änderung. Die vier im Erdgeschos­s vorgesehen­en Wohnungen werden durch Gewerbeein­heiten ersetzt. Geschäftsf­ührer Christoph König von GS Wohnbau ist froh, dass sich die Aufregung rund um die Bombenents­chärfung gelegt hat. Nun gehe es darum, das Bauprojekt fortzusetz­en. Nach seinen Angaben sind zwei Drittel der Wohnungen verkauft. Die geplante Fertigstel­lung ist für Frühsommer 2018 vorgesehen. Zeitliche Verzögerun­gen wegen des Bombenfund­s habe es nicht gegeben. In den Wintermona­ten seien keine wesentlich­en Arbeiten vorgesehen gewesen. Zwischenze­itlich ist das Areal laut König „nun endgültig kampfmitte­lfrei“. Der Aushub ist abgeschlos­sen. Ob die Bom- und die damit verbundene Berichters­tattung dem Projekt in der Vermarktun­g dienlich waren, lässt er offen.

Offen ist aus Sicht der Stadt nach wie vor, wie hoch die angefallen­en Kosten für die Bombenents­chärfung liegen. Der zuständige Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, der am Tag der Entschärfu­ng Einsatzlei­ter war, sagt: „Aktuell ist noch keine Abschlussa­brechnung bezüglich der Evakuierun­gskosten erfolgt. Es werden noch einzelne Rechnungen erwartet, sodass eine Gesamtsumm­e zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht.“Die bisher eingegange­nen und auch anspruchsb­erechtigbe ten Rechnungen belaufen sich auf knapp 320 000 Euro. Wurm geht gegenwärti­g davon aus, dass Ende April eine Gesamtsumm­e feststeht. Die Kosten, die direkt für die Kampfmitte­lbeseitigu­ng entstanden sind, werden vom Freistaat Bayern getragen. Der Grundstück­seigentüme­r ist ebenfalls an der Finanzieru­ng beteiligt. Christoph König bestätigt, dass eine Einigung mit der Stadt erzielt worden sei. Die weiteren Kosten wie zum Beispiel die Verpflegun­g der Evakuierte­n und Helfer, Krankentra­nsporte sowie die Kosten für die Hilfskonti­ngente werden von der Stadt getragen.

Die Hülle der Fliegerbom­be ist inzwischen wieder zurück in der Stadt. Die rund 400 Kilogramm schweren Überreste der entschärft­en englischen Luftmine vom Typ HC 4000 erhalten ihren Platz zu Ausstellun­gszwecken im Foyer der Berufsfeue­rwehr an der Berliner Allee. Vorher wird die von Zündern und den rund 1,5 Tonnen Sprengstof­f befreite Metallhüll­e aber auf der Augsburger Frühjahrsa­usstellung präsentier­t, die noch bis einschließ­lich Sonntag, 9. April, dauert. Der 2,40 Meter lange Bombenzyli­nder mit einem Durchmesse­r von 80 Zentimeter­n ist am Stand der Feuerwehr zu sehen.

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Foto: Silvio Wyszengrad So sieht es gegenwärti­g an der Baustelle in der Jakoberwal­lstraße aus. Vor etwas mehr als drei Monaten wurde hier eine Fliegerbom­be bei Baggerarbe­iten gefunden.
 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Am 27. Dezember wurde die entschärft­e Fliegerbom­be von einem Spezialunt­erneh men abtranspor­tiert.
Foto: Silvio Wyszengrad Am 27. Dezember wurde die entschärft­e Fliegerbom­be von einem Spezialunt­erneh men abtranspor­tiert.

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