Was wird aus Augsburgs bekanntester Baustelle?
Drei Monate liegt die Entschärfung der Fliegerbombe zurück. Für das Areal gibt es große Pläne. Die Stadt hat das Thema noch nicht abgeschlossen, denn die genauen Evakuierungskosten sind noch unklar
Das Areal an der Jakoberwallstraße unweit des Jakobertors ist eingezäunt. Der Boden auf dem Gelände ist abgeräumt. Es dürften etwas mehr als drei Meter sein, die in die Tiefe gegraben wurde. Ein größerer Sandhaufen liegt nahe am angrenzenden Rewe-Markt. Ein gelber Baukran steht auf dem Gelände. An der Einzäunung hängt eine Bautafel, auf der die Firma GS Wohnbau informiert, dass hier einmal 28 lichtdurchflutete Wohnungen entstehen sollen. Alles sieht nach einer ganz normalen Baustelle aus, wie es sie derzeit an vielen Stellen im Stadtgebiet gibt. Doch diese Baustelle hat eine ganz besondere Vorgeschichte.
Vor etwas mehr als drei Monaten blickten viele Augsburger mit Bangen auf diesen Ort. Es ist die Stelle, an der kurz vor Heiligabend eine englische Fliegerbombe gefunden wurde. Es war an einem Dienstagabend, als ein Baggerfahrer die Bombe entdeckte. Bei Tageslicht am darauf folgenden Tag war bereits absehbar, dass die Bombenentschärfung zu einer groß angelegten Aktion werden muss. Die Bauarbeiten wurden gestoppt. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurde die Bombe entschärft. Mehr als 50 000 Augs- burger mussten über mehrere Stunden ihre Wohnungen verlassen. Es war die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies war am 25. Dezember 2016. Von all diesen Dingen ist jetzt nichts mehr zu sehen.
Das Bauprojekt wird von Anfang an mit den Worten „Sonniges Wohnen am grünen Stadtgraben“beworben. 28 Wohnungen von 52 bis 121 Quadratmetern mit Tiefgarage und Aufzug sollten anfangs entstehen. Zwischenzeitlich gibt es eine Änderung. Die vier im Erdgeschoss vorgesehenen Wohnungen werden durch Gewerbeeinheiten ersetzt. Geschäftsführer Christoph König von GS Wohnbau ist froh, dass sich die Aufregung rund um die Bombenentschärfung gelegt hat. Nun gehe es darum, das Bauprojekt fortzusetzen. Nach seinen Angaben sind zwei Drittel der Wohnungen verkauft. Die geplante Fertigstellung ist für Frühsommer 2018 vorgesehen. Zeitliche Verzögerungen wegen des Bombenfunds habe es nicht gegeben. In den Wintermonaten seien keine wesentlichen Arbeiten vorgesehen gewesen. Zwischenzeitlich ist das Areal laut König „nun endgültig kampfmittelfrei“. Der Aushub ist abgeschlossen. Ob die Bom- und die damit verbundene Berichterstattung dem Projekt in der Vermarktung dienlich waren, lässt er offen.
Offen ist aus Sicht der Stadt nach wie vor, wie hoch die angefallenen Kosten für die Bombenentschärfung liegen. Der zuständige Ordnungsreferent Dirk Wurm, der am Tag der Entschärfung Einsatzleiter war, sagt: „Aktuell ist noch keine Abschlussabrechnung bezüglich der Evakuierungskosten erfolgt. Es werden noch einzelne Rechnungen erwartet, sodass eine Gesamtsumme zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht.“Die bisher eingegangenen und auch anspruchsberechtigbe ten Rechnungen belaufen sich auf knapp 320 000 Euro. Wurm geht gegenwärtig davon aus, dass Ende April eine Gesamtsumme feststeht. Die Kosten, die direkt für die Kampfmittelbeseitigung entstanden sind, werden vom Freistaat Bayern getragen. Der Grundstückseigentümer ist ebenfalls an der Finanzierung beteiligt. Christoph König bestätigt, dass eine Einigung mit der Stadt erzielt worden sei. Die weiteren Kosten wie zum Beispiel die Verpflegung der Evakuierten und Helfer, Krankentransporte sowie die Kosten für die Hilfskontingente werden von der Stadt getragen.
Die Hülle der Fliegerbombe ist inzwischen wieder zurück in der Stadt. Die rund 400 Kilogramm schweren Überreste der entschärften englischen Luftmine vom Typ HC 4000 erhalten ihren Platz zu Ausstellungszwecken im Foyer der Berufsfeuerwehr an der Berliner Allee. Vorher wird die von Zündern und den rund 1,5 Tonnen Sprengstoff befreite Metallhülle aber auf der Augsburger Frühjahrsausstellung präsentiert, die noch bis einschließlich Sonntag, 9. April, dauert. Der 2,40 Meter lange Bombenzylinder mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern ist am Stand der Feuerwehr zu sehen.