Mitmach statt Zuschau Demokratie
Etwa 135 Teilnehmer arbeiten bei Zukunftsforum auf Schloss Blumenthal an Lebensmodellen für das Wittelsbacher Land. Ergebnis wird auf acht Schriftrollen festgehalten
Wird der Landkreis Aichach-Friedberg demnächst zu einer Öko-Modell-Region? Mit gut ausgebautem öffentlichen Nahverkehr, 100 Prozent erneuerbaren Energien, einem Klimakonzept, mehr ökologischer Landwirtschaft, nachhaltigen Firmen und vielen Gemeinwohl-Betrieben? An solchen Ideen arbeiteten am vergangenen Wochenende rund 135 Teilnehmer im Tagungszentrum auf Schloss Blumenthal.
Mit in einem der acht Workshops war Landrat Klaus Metzger, der sich im Arbeitskreis Bildung enga- gierte, sowie Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann beim Thema Wirtschaft. Die Ergebnisse der acht Arbeitsgruppen, in denen Landwirte, Architekten, Förster, Lehrer, Krankenschwestern, Unternehmer, Politiker, Vereinsvorsitzende, Naturschützer und weitere Bürger ihre Vorstellungen von einem lebenswerten Landkreis diskutiert und festgeschrieben haben, übergab zum Abschluss des Treffens der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN), Ernst Haile, an den stellvertretenden Landrat Peter Feile. Dieser versprach, er werde diese Thesen auf den acht großformatigen Schriftrollen aus dem „Forum Zu- kunft“nicht nur an den Kreistag weitergeben. Er werde sich damit befassen und selbst ihre Wirkung weiterverfolgen. Schon einmal habe ein positives Signal aus diesem Landkreis, nämlich beim Müll, landesweit zu einschneidenden Verbesserungen geführt“, erinnerte Feile.
Abschlussredner und Schirmherr war Professor Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) und des Bund Naturschutz in Bayern. Weiger listete in seiner Rede zuerst auf, was so alles schief läuft im Lande, um anschließend die Erfolgsgeschichte des Naturschutzes in Bayern und speziell im Landkreis Aichach-Friedberg hervorzuheben. „Unser großes Plus ist das intakte Umweltbewusstsein unserer Bürger und die bayerische Verfassung. Sie schützt nicht nur unsere Natur, sondern liefert, wie etwa im Fall des Riedberger Horns die juristische Grundlage für eine Klage gegen den Kabinettsbeschluss der CSU.“
Der oberste BN-ler zog sogar aus Niederlagen Positives: Das Scheitern des BN im Kampf gegen den Bau des Rhein-Main-Donaukanals sei der Auslöser zur Rettung der Donauschleife gewesen. Weiger forderte die Aktivisten im Forum Zukunft auf, langfristig zu denken, Hartnäckigkeit zu zeigen und zwar vielfältig, pausenlos und aktiv. „Ich habe in meiner Laufbahn folgendes festgestellt: Entscheidender als politische sind gesellschaftliche Veränderungen“, sagte Hubert Weiger und prognostizierte, dass die Umsetzung der Forum-Zukunft-Erklärung „eine riesige Aufgabe“sein werde. Doch nur mit solchem Engagement wie an diesem Wochenende sei eine Transformation von einer Gesellschaft der Ausbeutung zu einer der Kreislaufwirtschaft überhaupt möglich. „Nur so wird aus der Zuschau-wieder eine Mitmach-Demokratie“, sagte Weiger.
Die Teilnehmer am Forum Zukunft bildeten auf dem Schlosshof ein riesiges „Z“und pflanzten mit BN-Kreisvorsitzendem Haile und Schloss-Blumenthal-Geschäftsführer Martin Horack am Ende eine Linde, den Symbolbaum des Bund Naturschutz. »Morgen mehr