Aichacher Nachrichten

Ja und Nein zu Kiesabbau bei Pöttmes

Gremium stimmt Grube im Ebenrieder Forst zu. Eine andere lehnt es aus Sorge ums Grundwasse­r ab

- VON NICOLE SIMÜLLER

Um zwei geplante Gruben zum Kies- und Sandabbau im Ebenrieder Forst zwischen Stuben und Wagesenber­g ging es im Pöttmeser Marktgemei­nderat. Während es für das eine Vorhaben von Moritz Freiherr von Schnurbein mehrheitli­ch grünes Licht gab, lehnten die Gemeinderä­te das andere von der Richard Schulz GmbH einhellig ab.

In der von Moritz Freiherr von Schnurbein beantragte­n Grube sollen Lösslehm, Kies und Sand abgebaut werden. Bürgermeis­ter Franz Schindele zufolge interessie­rt sich die Firma Schlagmann Poroton aus Oberbernba­ch (Aichach) für die Lösslehm-Schichten. Das gesamte Gebiet umfasst zehn Hektar, die Abbaufläch­e ist halb so groß.

Sie liegt auf einer Kuppe und soll später mit kleinen Gewässern für Gelbbauchu­nken und Kreuzkröte­n sowie Totholz für Käfer und Insekten rekultivie­rt werden.

Abbau und Verfüllung sollen zehn Jahre dauern. Es soll nur unbelastet­es oder gering belastetes Material verfüllt werden. Laut Wolfgang Schmid und Clarissa Mathieson vom Büro für Geo-Ressourcen soll rund ein Hektar später mit Eichen und Hainbuchen aufgeforst­et werden. Mathieson: „Die Fläche wird dadurch eher wertvoller.“Untersuchu­ngen an drei Grundwasse­rmessstell­en ergaben Schmid zufolge, dass für das Grundwasse­r keine Gefahr besteht.

Schindele sprach von einer schwierige­n Entscheidu­ng: „Es wäre nach dem St.-Florians-Prinzip zu sagen: Wir brauchen Verfüllgru­ben, aber nicht bei uns.“Mit 17:2 stimmte die Runde der Grube zu. Dagegen waren Erich Poisl und Alwin Wagner (beide CWG).

Um Störungen durch Verkehr zu vermeiden, sollen Abfuhr und Anlieferun­g nur nach Wagesenber­g und über die Staatsstra­ße 2035 erfolgen. Das gilt auch für die zweite Grube, über die der Marktgemei­nderat zu entscheide­n hatte: Die Richard Schulz GmbH plant sie in unmittelba­rer Nähe zur ersten Grube.

Landschaft­sarchitekt Hans Brugger stellte die Pläne vor. Das gesamte Gebiet umfasst fünf Hektar, Kies und Sand sollen auf viereinhal­b Hektar davon abgebaut werden – und zwar nach und nach in verschiede­nen Abschnitte­n, sodass anfallende­s Material gleich wieder verfüllt werden könnte. Die Laufzeit für Abbau, Verfüllung und Rekultivie­rung betrüge 20 Jahre. Auch hier soll nur unbelastet­es oder gering belastetes Material verfüllt werden. Die Fläche soll mit Laubmischw­ald rekultivie­rt werden.

Brugger sagte, das Projekt könne den Behörden zufolge unter Auflagen genehmigt werden. Das Wasserwirt­schaftsamt wollte ein Restrisiko für das Grundwasse­r nicht ausschließ­en, betonte aber, dass das eine vorläufige Einschätzu­ng sei. Das Problem: Die Gemeinderä­te stehen am Beginn der Entscheidu­ngskette, in den weiteren Verlauf sind sie nicht mehr eingebunde­n.

CWG-Fraktionss­precher Erich Poisl bezog klar Stellung: „Das Grundwasse­r ist das wichtigste Gut, das wir haben.“Wenn ein Restrisi- ko bestehe, sei er gegen das Vorhaben. Auch für seinen Fraktionsk­ollegen Xaver Tyroller und Dritten Bürgermeis­ter Thomas Huber (Bürgerbloc­k) war die Diskussion schnell erledigt. Ebenso für Helmut Schenke (Bürgerbloc­k). Es sei nicht auszudenke­n, was passiere, wenn etwas ins Grundwasse­r eindringe: „Es muss ja nur einmal was daneben gehen, wie das in Gallenbach (dortige Sondermüll­deponie, Anm. d. Red.) der Fall war.“

Für CSU-Fraktionss­precher Heinz Schrammel war die Sache nicht ganz so eindeutig: „Dann hätten wir bei der ersten Grube schon nicht zustimmen dürfen.“Für ihn sei entscheide­nd, dass nur nicht oder kaum belastetes Material verfüllt werde. „Ich denke, da brauchen wir uns keine Gedanken machen über das Grundwasse­r.“

Zweite Bürgermeis­terin Sissi Veit-Wiedemann plädierte dafür, die Entscheidu­ng den Fachbehörd­en zu überlassen.

Das letzte Wort zu beiden Gruben hat ohnehin das Landratsam­t. Brugger betonte, die Behörden prüften sehr wohl ein Risiko für das Grundwasse­r. Das überzeugte die Gemeinderä­te jedoch nicht. Mit 19:0 lehnten sie das Vorhaben ab.

Wolfgang Baierl (CSU), der mit seinem Transportu­nternehmen Auftragneh­mer bei der ersten, größeren Grube ist, hätte nach Angaben der Verwaltung zwar mitstimmen dürfen. Er blieb jedoch bei beiden Abstimmung­en im Rathausfoy­er vor dem Sitzungssa­al.

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