Im Ausflugslokal wird Politik serviert
Oberbürgermeister Gribl startet in der Kulperhütte eine Veranstaltungsreihe. Dabei informieren Mitglieder der Stadtregierung über ihre Arbeit. Es ist ein weiterer Baustein im neuen Marketingkonzept
Es geht in diesem Fall nicht um ein privates Vergnügen. Was macht dann aber Oberbürgermeister Kurt Gribl zu vormittäglicher Stunde an einem Freitag in einem beliebten Ausflugslokal in Augsburg? Er arbeitet. Wenn der CSU-Politiker am 21. April um 10 Uhr in der Kulperhütte zu Gast ist, tut er dies aus einem bestimmten Grund: Gribl zieht in Anwesenheit der Medien Bilanz seiner Amtszeit nach der Wiederwahl im Jahr 2014. Für ihn und alle anderen Mitglieder der Stadtregierung ist 2017 das Jahr der Halbzeit im Rathaus. Die nächste Kommunalwahl steht im Frühjahr 2020 an. Gribl und das Referententeam werden daher in den nächsten Wochen an gezielt ausgesuchten Orten über sich, ihre Arbeit und die anstehen- den Herausforderungen sprechen. Dies geschieht in Form von Pressekonferenzen, wobei es an einzelnen Tagen sogar zwei Termine von zwei Referenten gibt.
Dass eine Stadtregierung aktiv Bilanz zieht, ist nicht ungewöhnlich. Andere tun dies auch. Unsere Zeitung hatte Ende März eine mehrtä- gige Serie unter dem Titel „Halbzeit im Rathaus“veröffentlicht. Die Arbeit der Regierenden, aber auch der Rathaus-Opposition wurde beleuchtet. In einem abschließenden Kommentar wurde der Stadtregierung in einem Zwischenzeugnis die Schulnote 2 erteilt.
Jetzt meldet sich die Regierung offensiv zu Wort. Das Vorgehen beruht auf einem Marketingkonzept, das die Handschrift des städtischen Pressesprechers Richard Goerlich trägt. Goerlich kommt aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit und war auch schon mal als Wahlkampfmanager von OB Gribl im Einsatz. Damals stand Goerlich jedoch nicht in Diensten der Stadt. Gribl holte ihn später als persönlichen Referenten und machte ihn dann auch zum Pressesprecher. Zwischenzeitlich ist Goerlich der Chef einer neuen Abteilung in der Stadtverwaltung. Das frühere Medien- und Kommunikationsamt wurde aufgelöst. Die neue Organisationsstruktur setzt auf eine moderne Öffentlichkeitsarbeit. Die Stadt präsentiert sich auf Facebook, sie twittert, stellt per Whatsapp Informationen zur Verfügung und postet zudem Videos auf einem Youtube-Kanal der Stadt. Für den städtischen Internetauftritt gibt es ein Web-Büro. Das „Verkaufen“von städtischer Politik gehört zum Aufgabenbereich. Hierzu dürften nun auch die geplanten Termine mit den Referenten gerechnet werden. Dass Gribl in ein Lokal an der Wertach geht, wird damit zu tun haben, dass der Rathauschef die Stadt als lebensund liebenswert darstellen möchte. Ein Ort, in dem man gerne arbeitet und lebt. Andere Stationen der Tour hängen mit den Aufgabenbereichen der Referenten zusammen. Bürgermeisterin Eva Weber, die für Wirtschaft und Finanzen zuständig ist, lädt in die GrottenauPost. Jenes Gebäude, das die Stadt für mehrere Millionen Euro gekauft hat und jetzt umbauen lässt. Kulturreferent Thomas Weitzel geht in das neue Haus der Stadtarchäologie.
Die städtische Pressestelle kündigt frühzeitig an, auf was sich die Medienvertreter einstellen dürfen: „In lockerer Gesprächsatmosphäre berichten die Referenten über Ziele, Planungen, Erreichtes und Einschätzungen und stehen für Fragen und Interviews zur Verfügung.“