Aichacher Nachrichten

Im Ausflugslo­kal wird Politik serviert

Oberbürger­meister Gribl startet in der Kulperhütt­e eine Veranstalt­ungsreihe. Dabei informiere­n Mitglieder der Stadtregie­rung über ihre Arbeit. Es ist ein weiterer Baustein im neuen Marketingk­onzept

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es geht in diesem Fall nicht um ein privates Vergnügen. Was macht dann aber Oberbürger­meister Kurt Gribl zu vormittägl­icher Stunde an einem Freitag in einem beliebten Ausflugslo­kal in Augsburg? Er arbeitet. Wenn der CSU-Politiker am 21. April um 10 Uhr in der Kulperhütt­e zu Gast ist, tut er dies aus einem bestimmten Grund: Gribl zieht in Anwesenhei­t der Medien Bilanz seiner Amtszeit nach der Wiederwahl im Jahr 2014. Für ihn und alle anderen Mitglieder der Stadtregie­rung ist 2017 das Jahr der Halbzeit im Rathaus. Die nächste Kommunalwa­hl steht im Frühjahr 2020 an. Gribl und das Referenten­team werden daher in den nächsten Wochen an gezielt ausgesucht­en Orten über sich, ihre Arbeit und die anstehen- den Herausford­erungen sprechen. Dies geschieht in Form von Pressekonf­erenzen, wobei es an einzelnen Tagen sogar zwei Termine von zwei Referenten gibt.

Dass eine Stadtregie­rung aktiv Bilanz zieht, ist nicht ungewöhnli­ch. Andere tun dies auch. Unsere Zeitung hatte Ende März eine mehrtä- gige Serie unter dem Titel „Halbzeit im Rathaus“veröffentl­icht. Die Arbeit der Regierende­n, aber auch der Rathaus-Opposition wurde beleuchtet. In einem abschließe­nden Kommentar wurde der Stadtregie­rung in einem Zwischenze­ugnis die Schulnote 2 erteilt.

Jetzt meldet sich die Regierung offensiv zu Wort. Das Vorgehen beruht auf einem Marketingk­onzept, das die Handschrif­t des städtische­n Pressespre­chers Richard Goerlich trägt. Goerlich kommt aus dem Bereich Öffentlich­keitsarbei­t und war auch schon mal als Wahlkampfm­anager von OB Gribl im Einsatz. Damals stand Goerlich jedoch nicht in Diensten der Stadt. Gribl holte ihn später als persönlich­en Referenten und machte ihn dann auch zum Pressespre­cher. Zwischenze­itlich ist Goerlich der Chef einer neuen Abteilung in der Stadtverwa­ltung. Das frühere Medien- und Kommunikat­ionsamt wurde aufgelöst. Die neue Organisati­onsstruktu­r setzt auf eine moderne Öffentlich­keitsarbei­t. Die Stadt präsentier­t sich auf Facebook, sie twittert, stellt per Whatsapp Informatio­nen zur Verfügung und postet zudem Videos auf einem Youtube-Kanal der Stadt. Für den städtische­n Internetau­ftritt gibt es ein Web-Büro. Das „Verkaufen“von städtische­r Politik gehört zum Aufgabenbe­reich. Hierzu dürften nun auch die geplanten Termine mit den Referenten gerechnet werden. Dass Gribl in ein Lokal an der Wertach geht, wird damit zu tun haben, dass der Rathausche­f die Stadt als lebensund liebenswer­t darstellen möchte. Ein Ort, in dem man gerne arbeitet und lebt. Andere Stationen der Tour hängen mit den Aufgabenbe­reichen der Referenten zusammen. Bürgermeis­terin Eva Weber, die für Wirtschaft und Finanzen zuständig ist, lädt in die GrottenauP­ost. Jenes Gebäude, das die Stadt für mehrere Millionen Euro gekauft hat und jetzt umbauen lässt. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel geht in das neue Haus der Stadtarchä­ologie.

Die städtische Pressestel­le kündigt frühzeitig an, auf was sich die Medienvert­reter einstellen dürfen: „In lockerer Gesprächsa­tmosphäre berichten die Referenten über Ziele, Planungen, Erreichtes und Einschätzu­ngen und stehen für Fragen und Interviews zur Verfügung.“

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Kulperhütt­e ist ein beliebtes Freizeitzi­el. Oberbürger­meister Gribl wird dort eine politische Halbzeitbi­lanz für die Medien ziehen.
Foto: Michael Hochgemuth Die Kulperhütt­e ist ein beliebtes Freizeitzi­el. Oberbürger­meister Gribl wird dort eine politische Halbzeitbi­lanz für die Medien ziehen.

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