Reiselust statt Urlaubsfrust
Die einen reisen nach dem Abitur ein Jahr kreuz und quer durch Südamerika, die anderen machen zwei Wochen am Strand in Kroatien Urlaub. Wie unterscheidet sich das Reisen vom Urlauben? Es ist die Dauer, der Ort, überhaupt die Art des Wegfahrens.
Ersteres ist fast so alt wie die Menschheit. Marco Polo, Kolumbus, Charles Darwin, die Nomaden. Sie alle reisten. Meist mit einem Auftrag in der Tasche, einem größeren Ziel oder schlicht aus Notwendigkeit. Urlaub dagegen dürfte als Massenphänomen erst im vergangenen Jahrhundert aufgetaucht sein, um sich zumindest kurzfristig vom stressigen Leben im Nullachtfünfzehn-Job zu befreien. Reisen, das heißt nicht an der Costa del Sol zwischen austauschbaren Hotels und von Deutschen belagerten Stränden hin und her zu springen – so sehr das auch seine Berechtigung hat. Es heißt eher, nach einer Buspanne in Tadschikistan von einer Militärkontrolle zum Abendessen auf einen Teller Hammelfleischsuppe eingeladen zu werden, am nächsten Tag mit erhobenem Daumen weiterzuziehen und nach stundenlanger Fahrt auf der Ladefläche eines Jeeps im Hostel anzukommen, wo man beschließt, mit der netten australischen Reisegruppe zu Pferd den Himalaya zu erkunden.
Reisen, das passiert spontan und nicht intensiv durchgeplant. Es heißt, in fremde Kulturen einzutauchen und verstehen lernen, was uns verbindet. Und gegebenenfalls auch, was uns trennt. Der Wohlstand zum Beispiel. Reisen bildet, schürt Verständnis, ist nicht immer leicht und von Spaß begünstigt, aber eben deshalb wichtig. Und zur Entspannung kann man danach ja noch zwei Wochen Urlaub dranhängen.