Freilos für Dortmund!
Ist die Bundesliga nur noch Zuschauer, wenn demnächst auf den europäischen Fußball-Bühnen die letzten großen Schauspiele stattfinden? Die Formulierung „...steht vor dem Aus“hatte diese Woche in deutschen Sportredaktionen Hochkonjunktur. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren drohen in Champions und Europa League eine Halbfinalserie ohne deutsche Klubs.
Was in der Vergangenheit der FC Bayern meist im Alleingang verhindert hat, ist ihm nach der 1:2-Heimpleite gegen Real Madrid nun am wenigsten zuzutrauen. Ein Münchner Sieg am Dienstag im Bernabeu-Stadion mit wenigstens zwei Auswärtstoren mag zwar noch kein Fußball-Wunder sein, vorstellbar ist er nach dem glänzenden Auftritt von Ronaldo & Co. in München allerdings kaum.
Dann wenden schon eher die Achterbahn spielenden Schalker ihr verstörendes Schicksal aus dem Hinspiel gegen Ajax Amsterdam noch zum Guten.
Erst recht ist das den Dortmundern in der Neuauflage der Partie gegen Monaco zuzutrauen. Jeder Mensch außerhalb des Fürstentums muss den Schwarz-Gelben diesen Triumph wünschen. Wer 24 Stunden nachdem er nur knapp dem Tod entgangen ist zum Dienst Antritt, hat ein Freilos verdient.
Natürlich wird es das nicht geben. Der Europäische FußballVerband Uefa wollte den Dortmundern ja nicht einmal einen angemessenen Abstand zum Anschlag zugestehen. Es hätte schon einen Toten geben müssen, hieß es, um das Spiel zu streichen. Darunter macht es die Branche offenbar nicht. Also hieß es wieder einmal: The show must go on.
Dortmund hat mit der 2:3-Heimpleite nun auch sportlich bezahlt. Ist das der Stoff, aus dem der Kub die Geschichte vom angeschlagenen Boxer neu auflegt, der als Sieger den Ring verlässt? Gerade den Dortmundern, die sich gegen Monaco leidenschaftlich gegen das eigene innere Chaos gewehrt haben, ist das zuzutrauen.
Und wenn es am Ende doch alle deutschen Vereine erwischt? Dann lässt sich daraus noch lange keine Entwicklung ablesen. Auch die großen Italiener haben nur noch einen Klub am Start. Juve fährt zwar mit einem 3:0-Vorsprung nach Barcelona. Was ein scheinbar beruhigendes Polster in Nou Camp wert ist, hat vor kurzem Paris St. Germain erfahren, das nach einer 4:0-Vorlage beim Rückspiel in Barcelona 1:6 untergegangen ist.
Und die noch größeren Engländer? Leicester wackelt in der Champions League, Manchester United immerhin aussichtsreich in der Europa League. Große Geschichten lassen davon nicht erzählen. Jedenfalls keine der Art, wie ein angeschlagener Klub, in den Seilen hängend, über den Terror und die Uefa siegt.