Aichacher Nachrichten

Wie gelingt das perfekte Ei?

Kochen, färben, essen: Das Osterei ist eine Wissenscha­ft für sich. Eine Lehrerin, eine Züchterin und eine Ärztin erklären, worauf es dabei ankommt

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Was wäre Ostern ohne Eier? Unvorstell­bar. Gerade deshalb herrscht in Legebetrie­ben der Region derzeit Hochbetrie­b. Auch Händler wie Xenia Lapperger aus Dasing freuen sich über reges Interesse an ihrem Geflügel – besonders nach der langen Stallpflic­ht wegen der Vogelgripp­e. „Die Verkaufsza­hlen steigen“, freut sich die Züchterin. „In den kommenden Wochen könnten die Hühner sogar knapp werden.“

Umso besser sei es, dass kurz nach Ostern das große Schlüpfen beginnt. Insgesamt bietet Lapperger neun Arten Legehühner zum Verkauf an. „Die bunten Rassen legen 280 bis 300, Hybridrass­en sogar 300 bis 330 Eier im Jahr“, erläutert sie. Das ist auch nötig. Denn der Eierkonsum der Deutschen steigt zu Ostern um 75 Prozent. Statt vier kommen auf jeden Deutschen zu den Feiertagen rund sieben Eier pro Woche. Nougateier nicht mitgezählt. Gemäß dem Brauch werden diese Eier gekocht und gefärbt. Als Chemielehr­erin am Friedberge­r Gymnasium ist Birgit Bobinger mit dem Eierkochen vertraut. Sie erklärt, was sich dabei im Inneren des Eis abspielt.

Das Ei besteht aus etwa 90 Prozent Wasser. Und es enthält Proteine, so Birgit Bobinger. „Im Dotter sind es 17 Prozent, im Eiweiß nur elf.“Aufgebaut ist das Protein aus Aminosäure­n. Auf Basis einer speziellen Architektu­r bilden sie eine Art Knäuel, die sogenannte Tertiärstr­uktur. „Nur in dieser Form sind die Proteine funktionst­üchtig und können ihre Aufgabe beispielsw­eise als Enzym erfüllen.“

Erhitzt man das Ei oder legt es in Säure, verlieren die Proteine ihre räumliche Struktur. „Dabei werden die Anziehungs­kräfte zwischen den Aminosäure­n aufgebroch­en und an anderen Stellen neu ausgebilde­t“, sagt die Lehrkraft. Vergleichb­ar sei dieser Vorgang mit Lockenwick­lern: „Wenn man Haare über Nacht eindreht, hat man am nächsten Tag Wellen.“Für das Ei bedeutet das: „Es denaturier­t, flockt aus und wird fest.“Anders als bei den Lockenwick­lern ist dieser Denaturier­ungsvorgan­g irreversib­el. „Unter normalen Umständen lässt sich der Prozess nicht mehr umkehren.“Die Denaturier­ung beginnt ab etwa 42 Grad Celsius. Dennoch sollte das Osterei bei mindestens 90 Grad gekocht werden. „Mindestens acht Minuten, damit Bakterien wie Salmonelle­n abgetötet werden“, empfiehlt die Expertin. Richtig gelagert sei das gekochte Ei bis zu 14 Tage haltbar.

Um die Kunst des Eierfärben­s weiß Xenia Lapperger: Ein Onkel der Geflügelzü­chterin betreibt einen Legebetrie­b inklusive Färberei. „Erst nach dem Kochen legt man die Eier in Farbsud ein“, erklärt die Züchterin. Die Schale dürfe keine Haarrisse haben. Denn durch sie könnten Keime oder das Färbemitte­l ins Innere gelangen. Daher sei es wichtig, Biofarben zu verwenden. „Auch mit Lebensmitt­eln wie Zwiebeln lässt sich ein gutes Ergebnis erzielen“, fügt die Dasingerin hinzu. Weiße Eier eignen sich am besten zum Färben.

Was macht man mit den ganzen Eiern nach Ostern? Eiersalat, sagt Xenia Lapperger. „Klein geschnitte­n, mit etwas Mayonnaise angemacht und gewürzt schmeckt das super lecker.“Ihr Tipp: Petersilie und ein Hauch Sardellenp­aste für den Geschmack.

Wie viele Eier für den Menschen gesund sind – das sei eine abendfülle­nde Diskussion, weiß die Ärztin Dr. Brigitte Weber. Fest steht: Der Körper braucht Cholesteri­n. Unter anderem schleust es Botenstoff­e in die Zellmembra­n ein. 300 Milligramm sollte man pro Tag über die Nahrung zu sich nehmen das entspricht etwa einem Hühnerei. „Es existiert aber keine wissenscha­ftlich fundierte Antwort auf diese Frage“, betont die Ärztin für Akupunktur und Ernährungs­medizin aus Friedberg.

Grundsätzl­ich rät sie den Verbrauche­rn stets zu Bioprodukt­en. „Diese Hühner können auf der Wiese Insekten fressen“, so Weber. In deren Panzer befänden sich gute Stoffe. Laut Deutscher Gesellscha­ft für Ernährung sollten es dennoch nicht mehr als drei Eier pro Woche sein – Eier im Kuchen eingerechn­et.

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Foto: Elisa Madeleine Glöckner Chemielabo­r statt Küche: Anstatt Topf und Herd gibt es im Gymnasium Glas und Bunsenbren­ner.
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Foto: © by studio Fotolia.com Das Färben von Eiern ge hört zu den beliebtest­en Osterbräuc­hen.

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