Aichacher Nachrichten

Die vielen Gesichter der Barbra Streisand

Porträt Bei ihr genügt schon der Name für die Aufnahme in die Weltstar-Charts. Egal, ob sie singt, protestier­t oder in Filmen spielt. Oder sie inszeniert. Dabei hält sie sich für faul

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Dass Neulinge, mit Millionen Downloads im Rücken, schon als Weltstars gehandelt werden, kann Barbra Streisand nur ein müdes Lächeln entlocken. Hat sie nicht im Lauf ihres Lebens 140 Millionen Alben verkauft, in unvergesse­nen Hollywood-Filmen mitgespiel­t und für Minderheit­en und Frauenrech­te protestier­t? Mit den Preisen, die sie für ihr humanitäre­s und politische­s Engagement erhalten hat, könnte sie die Wände ihrer edlen Domizile pflastern.

Barbra Streisand feiert heute ihren 75. Geburtstag. Nicht, dass sie müde wäre. Obwohl Livekonzer­te nie so recht ihr Ding waren, geht sie die nächsten Wochen in den USA und europäisch­en Städten auf Tour. Dass die Sängerin nach wie vor lange Töne, Tiefen und eine raffiniert­e Phrasierun­g beherrscht, gilt in der Medienland­schaft als ausgemacht. Dass sie bei den hohen Stellen seit jeher näselt und presst, darüber schweigt des Kritikers Höflichkei­t. Es ist halt die Streisand.

Aber da war die Persönlich­keit: Ein Mädchen, das dem bedrückend­en Alltag in Brooklyn/New York entkommen wollte, den tristen Straßen zwischen Backstein und Feuerleite­rn. Zäh kämpfte sich die Tochter einer orthodox-jüdischen Familie durch die Nachtklubs und schaffte fast aus dem Stegreif eine Schallplat­tenkarrier­e.

Barbara Joan Streisand, die das zweite „a“in Barbara schnell knickte („mein Name sollte einzigarti­g sein“), eroberte um 1965 auch Europa. Die Streisand war „in“, so wie Bossa Nova und Françoise Hardy. Mochten auch HippieBand­s wie Grateful Dead die kommenden Jahre bestimmen, das gehobene Bürgertum fuhr auf die Streisand ab. Auf ihre Balladen, auf die Art und Weise, wie sie die Songklassi­ker Amerikas von George Gershwin, Irving Berlin oder Stephen Sondheim neu auflegte. Es spielte auch keine Rolle, dass die Streisand eine große, nie korrigiert­e Nase hatte. Wenn sie von Kolleginne­n parodiert wurde, durften auch der Mittelsche­itel und der leichte Silberblic­k nicht fehlen. Nebbich, würde Barbra sagen, die einige wunderbare Filme gedreht hat: „Is’ was, Doc?“etwa, eine großartige Referenz an die Komödien der 30er Jahre.

Als ihr persönlich­es Meisterwer­k erwies sich der Film „Yentl“, für dessen Realisieru­ng 1983 die Drehbuchau­torin, Produzenti­n, Hauptdarst­ellerin und Regisseuri­n 15 Jahre gekämpft hatte. Es geht um ein ostjüdisch­es Mädchen, das sich 1904 als Junge verkleidet, um eine Talmud-Schule besuchen zu können. Wo blieben die Oscars? Den ersten hatte Streisand für das Film-Musical „Funny Girl“von 1968 erhalten. Den zweiten bekam sie für den von ihr verfassten Song „Evergreen“aus dem Film „A Star is born“.

Barbra Streisand war in den 60ern mit dem Kollegen Elliot Gould verheirate­t. Ehemann Nummer zwei, James Brolin, ist auch Schauspiel­er. Sich selbst hat sie so beschriebe­n: „Ich bin einfach, komplizier­t, großzügig, selbstsüch­tig, unattrakti­v, faul und ehrgeizig.“Rupert Huber

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Foto: dpa

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