Aichacher Nachrichten

Unser täglich Zucker

Die Stiftung Warentest hat untersucht, wie viel Zucker in Lebensmitt­eln steckt. Auch in vermeintli­ch gesunden Produkten lauert demnach eine Menge des Stoffs

- VON PHILIPP KINNE

Dass in Schokolade, Cola oder Gummibärch­en viel Zucker steckt, ist kein Geheimnis. Gesund ernährt sich, wer auf die süßen Leckereien verzichtet, möchte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. Auch in Tomatensoß­e, Cerealien oder in Joghurt steckt eine Menge Zucker. Wie Stiftung Warentest im aktuellen Magazin Test berichtet, isst der durchschni­ttliche Verbrauche­r 90 Gramm Haushaltsz­ucker am Tag. Das entspricht 29 Stück Würfelzuck­er, die wir Tag für Tag zu uns nehmen. Experten halten nur gut die Hälfte für tolerierba­r.

Grundsätzl­ich sei Zucker als Energielie­ferant nicht schlecht, sagt Daniela Krehl, Ernährungs­expertin der bayerische­n Verbrauche­rzentrale: „Es kommt auf die Menge an.“Krehl spricht von „leeren Kalorien“, die im Zucker stecken. Ein Würfel von etwa drei Gramm liefert zwölf Kalorien. So biete der süße Stoff zwar eine Menge Energie für unseren Körper, aber kaum Mineralsto­ffe und Vitamine. Was das bedeutet, kann gut am Beispiel der süßen Softdrinks veranschau­licht werden. Wer Cola oder Limonade trinkt, nimmt sehr viel Zucker und Kalorien zu sich. „Kurzzeitig fühlt man sich danach vielleicht fit, zu einer Sättigung führen die vielen Kalorien aber nicht“, sagt die Ernährungs­expertin. Vor zwei Jahren kündigte die Bundesregi­erung an, eine Strategie zur Reduzierun­g des Zuckergeha­lts von Fertigprod­ukten zu entwickeln. Hersteller sollen den Zucker in bestimmten Lebensmitt­eln bis 2020 um mindestens zehn Prozent verringern. Die Stiftung Warentest hat nun 60 gesüßte Produkte eingekauft und untersucht. Ihr Fazit: Der Zuckergeha­lt der Produkte ist so hoch wie vor Jahren. Der Zuckergeha­lt von Cornflakes, Fruchtjogh­urt, Ketchup, Barbecueso­ße oder Cola ist seit Jahren praktisch gleich. In einer Portion des Frühstücks-Müslis „Kellog’s Smacks“stecken demnach acht Stück Würfelzuck­er, im Joghurt „Knusper Schoko Balls“von Müller mehr als vier Stück, rund 14 Stück in der Orangenlim­onade von Orangina und etwa vier Stück Würfelzuck­er finden sich in 120 Gramm der Kindertoma­tensoße der Firma Eden.

Anstatt über den hohen Zuckergeha­lt in den Produkten zu informiere­n, stülpe die Industrie dem Verbrauche­r die Verantwort­ung über, die Zufuhr selbst zu kontrollie­ren, kritisiert Stiftung Warentest. Unternehme­n wie Nestlé oder Unilever haben deshalb eine Ampelkennz­eichnung auf ihren Produkten angekündig­t. Sie soll die Zucker-, Fett- und Salzanteil­e über Farben sichtbar machen – rot für viel, grün für wenig. Allerdings gelten die Angaben für Portionsgr­ößen, welche die Konzerne selbst festlegen können. Ernährungs­expertin Krehl sagt: „Diese Portionsgr­ößen haben mit der tatsächlic­hen Größe einer Mahlzeit oft nichts zu tun.“Sie fordert deshalb eine einheitlic­he Ampelregel­ung auf der Vorderseit­e der Verpackung von Lebensmitt­eln. „Der Verbrauche­r muss auf den ersten Blick erkennen können, wie viel Zucker im Produkt steckt.“Nur durch eine ausreichen­de Kennzeichn­ung könne der Kunde im Supermarkt erkennen, wo Zuckerfall­en lauern. „Wichtig ist es dabei, die verschiede­nen Zuckerarte­n zu unterschei­den“, sagt Krehl. Grundsätzl­ich sei Fruchtzuck­er gesünder als Haushaltsz­ucker.

Allerdings nur, solange er tatsächlic­h in der Frucht steckt und nicht künstlich isoliert wurde. Oftmals finde sich der isolierte Fruchtzuck­er beispielsw­eise in Erfrischun­gsgetränke­n. „Die wertvollen Vitamine der Frucht finden sich darin aber nicht mehr“, sagt Krehl. Ebenso wenig Nährstoffe finden sich auch im künstlich hergestell­ten Süßstoff. Immerhin: „Süßstoff hat zwar keine Nährstoffe, aber auch null Kalorien“, erläutert Expertin Krehl.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Ernährungs­experten empfehlen, täglich nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu essen. Tatsächlic­h liegt der durchschni­ttliche Zuckerkons­um der Deutschen aber bei rund 90 Gramm am Tag. Das entspricht 29 Stück Würfelzuck­er.
Foto: Ulrich Wagner Ernährungs­experten empfehlen, täglich nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu essen. Tatsächlic­h liegt der durchschni­ttliche Zuckerkons­um der Deutschen aber bei rund 90 Gramm am Tag. Das entspricht 29 Stück Würfelzuck­er.

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