Aichacher Nachrichten

Maria will doch nur spielen

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

In Stuttgart fliegt in dieser Woche der Ball über die Schnur. Noch vor dem ersten Aufschlag des Porsche Tennis Grand Prix flogen jedoch die Giftpfeile. Es geht zu wie früher im Sandkasten: Warum darf die spielen und ich nicht?

Auslöser ist eine Wildcard für Maria Scharapowa. Mit den wilden Karten gewähren Turnierver­anstalter Spielerinn­en, die es über die Weltrangli­ste nicht ins Hauptfeld schaffen würden, doch noch einen Platz auf dem Platz. Üblicherwe­ise bekommen niedrig eingestuft­e Spielerinn­en aus dem Land des Veranstalt­ers eine Chance. Julia Görges zum Beispiel, die gerade das deutsche Fed-Cup-Team mit zwei Siegen fast im Alleingang zum Erfolg gegen die Ukraine geführt hatte. Deswegen konnte Görges nicht die Qualifikat­ion in Stuttgart spielen. Und muss nun doch zuschauen. Die Veranstalt­er gaben Maria Scharapowa die Freikarte.

Görges reagierte angesäuert. Sie wolle sich nicht dazu äußern, aber ihre Siege gegen die Ukraine sprächen doch für sich. Die Französin Alizé Cornet kommentier­te die Vergabe mit einem süffisante­n „Wie bitte?...“Die Russin verfügt im Moment vielleicht nicht über die härteste Vorhand, aber gewiss über die besseren Argumente. Die Schöne gilt als das Biest, als egozentris­ch, affektiert bis arrogant. Zudem ist Scharapowa mit geschätzt über 200 Millionen Dollar Privatverm­ögen die zumindest pekuniär erfolgreic­hste Sportlerin der Welt. Rein zufällig ist die Russin Markenbots­chafterin des Stuttgarte­r Turnierspo­nsors Porsche. Neben dem Glamour-Faktor liefert die 1,90 Meter große Spielerin sportliche Argumente. Fünf Grand-Slam-Siege und drei Erfolge im Schwabenla­nd von 2012 bis 2014 sprechen für die Russin. Ihr Ruf ist zwar ramponiert, da sie wegen der Einnahme von Meldonium 15 Monate gesperrt war. Mit dem Medikament bekommt der Herzmuskel mehr Sauerstoff. Doch selbst ihren Sündenfall schlachtet die große Blonde werbewirks­am aus. Auf einem Stand in Stuttgart verkauft sie ihre Schokolade unter der Marke „Sugarpova“. Auf der russischen Verpackung, die in Stuttgart nicht erhältlich ist, steht auf der Zutatenlis­te „Ohne Meldonium“. Herzig. Am Mittwoch läuft ihre Sperre ab und Maria Scharapowa kehrt im Duell mit der Italieneri­n Roberta Vinci auf die Tennis-Bühne zurück. Dann geht es nur noch darum, wie gut Maria Scharapowa den Ball über die Schnur spielt, wie laut sie quiekt, welches Kleid sie trägt, ob sie ohne Meldonium mehr nach Luft japst und, und, und. Kurz: Es geht wieder ausschließ­lich um den Sport.

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Foto: dpa Maria Scharapowa
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