Aichacher Nachrichten

Stadtrat Thorsten Kunze tritt aus AfD aus

Innerhalb von drei Jahren hat sich die Zahl der Mandatsträ­ger von vier auf einen verringert

- VON MICHAEL HÖRMANN UND STEFAN KROG

Die Selbstdemo­ntage der AfD im Augsburger Stadtrat setzt sich fort. Nach der Entwicklun­g beim Bundespart­eitag in Köln am Wochenende hat Stadtrat Thorsten Kunze seinen Austritt aus der Partei angekündig­t. Somit sitzt nunmehr nur noch Kreisvorsi­tzender Markus Bayerbach für die AfD im Gremium. Die AfD war im Jahr 2014 erstmals in den Stadtrat eingezogen. Sie stellte anfangs vier Stadträte und bildete damit eine Fraktion. Nach früheren parteiinte­rnen Querelen auf Bundeseben­e verließen bereits Thomas Lis (jetzt Pro Augsburg) und Marc Zander (jetzt CSU) die Partei. Die Fraktion zerbrach.

Kunze begründet seinen Entschluss damit, dass auf dem Parteitag ein „Zukunftsan­trag“von Parteichef­in Frauke Petry nicht behandelt wurde. Petrys Papier hatte einen Kurs gefordert, der die AfD für bürgerlich­e Wähler attraktive­r machen sollte. Diese werden vom fundamenta­loppositio­nellen Flügel bislang eher verschreck­t. Kunze sagt, er habe das Papier Petrys „herbeigese­hnt“. Nun komme es zu keiner Abgrenzung nach Rechtsauße­n. „Man hat es versäumt, die Tür nach rechts zuzuschlag­en.“Kunze, der als Delegierte­r auf dem Parteitag in Köln war, sagt, er sei nicht bereit, sein wertkonser­vatives Selbstvers­tändnis dafür herzugeben, dass Rechtsauße­n-Vertreter der AfD in den Bundestag einziehen.

Kunze saß zusammen mit Bayerbach seit Juli 2015 allein für die AfD im Stadtrat, nachdem Lis und Zander ihren Austritt bekannt gegeben hatten. Hintergrun­d war damals die Abwahl von AfD-Mitbegründ­er Bernd Lucke als Parteichef. Anders als Lis und Zander sahen Kunze und Bayerbach damals keinen Rechtsruck bei der AfD. Es folgte eine kurze Liaison mit WSA-Stadtrat Peter Grab, die aber nach den Äußerungen Petrys zu einem möglichen Schusswaff­eneinsatz gegen Flüchtling­e an der Grenze vor einem guten Jahr ein schnelles Ende hatte.

Kunze, der auch stellvertr­etender Parteichef in Augsburg war, sagt, die „rote Linie“, deren Überschrei­ten seinen Parteiaust­ritt zur Folge gehabt hätte, habe sich bei ihm immer weiter hinausgesc­hoben. „Das ist so, wenn man viel Zeit und Engagement in den Aufbau einer Partei steckt.“Sein Austritt jetzt sei darum wohl überlegt. Über seine politische Zukunft und die mögliche Zusammenar­beit mit einer bestehende­n Fraktion oder Gruppierun­g im Stadtrat habe er sich noch keine Gedanken gemacht. „Bis auf Weiteres bleibe ich erst mal als Einzelkämp­fer im Stadtrat.“

Bayerbach war nicht auf dem Parteitag in Köln. Er verfolgte die Berichters­tattung in den Medien. Seine Einschätzu­ng zur Lage der Partei lautet: „Die Vorgänge um den Zukunftsan­trag von Frauke Petry kann ich noch nicht abschließe­nd beurteilen, ich hätte mir jedoch ganz klar eine Abstimmung darüber erwünscht und erwartet. Diese Klarheit hätte der Partei meines Erachtens gutgetan.“AfD-Chefin Petry hatte im Vorfeld des Parteitags auf eine Spitzenkan­didatur für die im September anstehende Bundestags­wahl verzichtet. Spitzenkan­didatin ist jetzt Alice Weidel. Sie war im Februar Gastredner­in beim Neujahrsem­pfang der AfD im Rathaus. Parteivize Alexander Gauland ist Partner im Duo der Spitzenkan­didaten. Dazu sagt Bayerbach: „Die Kandidatur von Frau Weidel begrüße ich außerorden­tlich. Wir haben wenige derart qualifizie­rte Kandidaten, und Frau Weidel ist eine vom wirtschaft­sliberalen Teil der Partei. Insofern repräsenti­ert sie meine liberale Einstellun­g sicherlich viel besser als Gauland.“»Kommentar

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Archivfoto: Bernd Hohlen Beim Neujahrsem­pfang im Februar stan den die Stadträte Markus Bayerbach (li.) und Thorsten Kunze mit der jetzt neu ge wählten Spitzenkan­didatin Alice Weidel auf der Bühne.

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