Aichacher Nachrichten

Sorgen im Landkreis wegen Le Pen

Wie Michael Haas aus Hollenbach verfolgen Partnersch­aftsverein­e die Wahl in Frankreich. Sie machen sich Gedanken, wie sich das Ergebnis auswirken könnte

- VON SAMUEL JACKER

Die Präsidents­chaftswahl in Frankreich hat Michael Haas direkt miterlebt. Der Vorsitzend­e des Partnersch­aftskomite­es Hollenbach hielt sich in der Partnergem­einde Contest auf. „Die Franzosen hatten große Angst, dass die links- und rechtsextr­emen Kandidaten in die Stichwahl kommen“, erzählt er. Wie berichtet, wird es eine Stichwahl zwischen dem MitteLinks-Politiker Emmanuel Macron, der die meisten Stimmen bekam, und der Rechtspopu­listin Marine Le Pen vom Front National. Doch selbst, wenn Le Pen siegen sollte, die der Europäisch­en Union (EU) kritisch gegenübers­teht, sieht Haas keine negativen Folgen für die 26-jährige Partnersch­aft. „Die Freundscha­ft lebt durch die Bürger aus Hollenbach und ist von EU-Institutio­nen unabhängig“, betont Haas. Für die EU sieht er Le Pen aber sehr wohl als Gefahr. Deshalb war er erleichter­t, dass Macron die meisten Stimmen erhielt.

Auch viele Franzosen in La HayePesnel seien darüber froh gewesen, berichtet die Vorsitzend­e des Pöttmeser Partnersch­aftskomite­es, An- gela Mayer. Sie hat noch am Abend E-Mails von französisc­hen Freunden erhalten. „Sie haben aufgeatmet, dass Marie Le Pen nicht als Siegerin hervorgega­ngen ist.“Einige meinten, sie habe in der Stichwahl keine Chance, andere hätten Angst, dass sie gewinnt. Auch Mayer hat den Wahlausgan­g verfolgt. Sie hat Bedenken, dass sich die Wahl negativ auf das Verhältnis zu den Franzosen auswirken könnte. Sie erinnert sich an die gute Entwicklun­g zwischen den Gemeinden, deren Länder einst Kriegsgegn­er waren. „Als ich vor 25 Jahren das erste Mal in Frankreich war, wechselte der Vater der Gastfamili­e kein Wort mit mir. Erst nach zehn Jahren hat er mit mir gesprochen.“Ein gutes Verhältnis ist für sie nicht selbstvers­tändlich. Sie hofft aber, dass die Freundscha­ft bestehen bleibt.

Der Vorsitzend­e des Partnersch­aftskomite­es Sielenbach, Michael Ritter, hat dagegen keine Angst, dass der Wahlausgan­g negative Folgen für die Partnersch­aft hat. St. Fraimbault de Prières ist nämlich schon seit 25 Jahren Partnergem­einde von Sielenbach. Die Gemeinden besuchen sich jährlich. „Durch den engen Kontakt wird das gegenseiti­ge Verständni­s gestärkt und die Toleranz befördert, was sehr wichtig für die Zukunft der EU ist“, lobt Ritter. Den Ausgang der Wahl wertet er als Pro-EUKurs. Dennoch hat er die Hochrechnu­ngen mit Besorgnis im Fernsehen verfolgt. Obwohl Le Pen nicht die meisten Stimmen erhalten hat, sei die Wahl nicht entschiede­n, so Ritter. Zwar habe er keine aktuellen Reaktionen der Franzosen, er könne aber dennoch deren Grundeinst­ellung beschreibe­n, sagt er: „Sie äußerten in Gesprächen große Sorge über den Front National.“Die Lösung komplexer Fragen sei längst nicht so einfach, wie der Front National behaupte.

Josef Krepold glaubt, eine Präsidents­chaft Le Pens wäre insbesonde­re für den Euro schrecklic­h. Für die Partnersch­aft mit Avord sieht der Vorsitzend­e des Aindlinger Partnersch­aftskomite­es aber keine Gefahr. Die 40-jährige Freundscha­ft sei dafür zu gefestigt. Im Mai wird das Jubiläum gefeiert. „Auf der Feier zum 40. Jubiläum werde ich einen Toast auf Demokratie und Freiheit in der Festtagsan­sprache halten“, merkt er an. Er selbst ist aber froh, dass Macron die meisten Stimmen erhalten hat, und begrüßt den Entschluss von unterlegen­en Kandidaten wie Fillon: Der Republikan­er hat seine Anhänger aufgerufen, bei der Stichwahl für Emmanuel Macron zu stimmen.

Obwohl Macron von vielen Seiten Zuspruch erhält, ist dies für Rupert Reitberger kein Anlass zur Euphorie. Der Igenhausen­er war lange Jahre als Bezirksrat Referent für die Beziehunge­n zwischen Schwaben und der französisc­hen Partnerreg­ion Mayenne. „Die gute Ausgangspo­sition könnte von Dingen beeinfluss­t werden, die wir noch nicht kennen“, merkt er an. Reitberger war über Ostern selbst in Frankreich. Dort nahm er die Menschen als konservati­v und bodenständ­ig wahr. Er sagt: „Vielleicht hatte das Partnersch­aftsprogra­mm sogar Einfluss auf die Denkweise der Menschen.“

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Archivfoto: Carmen Kreutmeier Wie geht das „Spiel“aus in Frankreich? Auch in Sielenbach, wo auf dem Platz von St. Fraimbault Boule gespielt wird, werden die Wahlen in Frankreich und in der Partner gemeinde mit großem Interesse verfolgt.
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Michael Haas
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Michael Ritter

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