Wie halten es andere Städte mit dem Handel?
Die Verwaltung kann den Geschäften entgegenkommen, aber nicht alle ihre Probleme lösen. Auffallend ist es dennoch, dass es anderswo weniger Klagen über Auflagen gibt
Es ist keine glückliche Situation, wenn sich Händler in der Augsburger Innenstadt zunehmend über Auflagen der Stadt beklagen und sich gegängelt fühlen. Oder, wie im Fall von „Hallingers Genuss Manufaktur“, gleich ihre Filiale aufgeben, dies mit dem Vorgehen der Stadt begründen und nach München ziehen. Eine attraktive und abwechslungsreiche Geschäftswelt wertet die Stadt auf, sie erhöht die Aufenthaltsqualität für Passanten.
Wenn also Einzelhändler finden, die Verwaltung werfe ihnen Knüppel zwischen die Beine, und sich in dem Maße über strenge Regeln beschweren, wie es zuletzt der Fall war, sollte man hinhören.
Man kann derweil davon ausgehen, dass die Stadt hingehört hat. Nicht nur Oberbürgermeister Kurt Gribl, auch Wirtschaftsreferentin Eva Weber und Baureferent Gerd Merkle haben angekündigt, dass es Änderungen zugunsten der Einzelhändler geben soll. Was das in der Praxis konkret bedeutet, wird sich erst noch zeigen müssen, aber das Signal ist immerhin eindeutig.
So oder so: Alle Probleme, die viele Händler in der Augsburger Innenstadt vor allem außerhalb der Fußgängerzone haben, werden damit nicht verschwinden. Baustellen, die einigen Geschäften ebenfalls das Leben schwermachen, kann die Stadt noch beeinflussen und dabei einen offenen und besseren Umgang mit den Geschäftsleuten und Anwohnern pflegen als bislang. Auf die Mietpreise bei Gewerbe hat sie jedoch so gut wie keinen Einfluss, auf sich veränderndes Kaufverhalten der Konsumenten auch nicht. Kein Einzelhandelskonzept und keine noch so ausgeklügelte Marketingkampagne können beispielsweise verhindern, dass der Online-Handel weiter wachsen wird. Daneben kann die Stadt den Händlern etwa beim Thema Werbung und Außengestaltung zwar entgegenkommen, andere Interessen aber nicht völlig ignorieren. Der Denkmalschutz gehört dazu. Fragwürdig ist es dennoch, dass die Stadt derart rigoros vorgeht, wenn es um banale Themen geht wie Schriftzüge in Schaufenstern am Perlachberg.
Betrachtet man andere Städten in der Umgebung, dann ist Augsburg beim Handel offenbar vergleichsweise genau, wenn es um Vorschriften und ihre Umsetzung geht. In anderen Städten sind derartige Klagen wie zuletzt in Augsburg zumindest nicht bekannt. In Landsberg sei die Stadt „sehr tolerant“, berichtet ein Vertreter des Einzelhandelsverbandes. Konflikte zwischen Händlern und Verwaltung es zwar immer mal, aber dass jemand sein Geschäft wegen als zu strikt empfundenen Auflagen aufgebe, habe er noch nicht gehört.
In Neuburg an der Donau sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, könne man mit der Verwaltung „gut reden“, wenn es um Auflagen gehe. Allerdings sind die Voraussetzungen auch andere: In Neuburg befindet sich das Geschäftszentrum zum Beispiel nicht in der Altstadt, sondern in der Unteren Stadt, wo es keine Konflikte um dem Denkmalschutz gibt. Und in Ulm?
Da wacht zwar ein Stadtbild-Architekt penibel darüber, was laut Denkmalschutz sein darf und was nicht. Und bis 2010, berichtet der Vorsitzende des City-MarketingVereines, herrschte deswegen auch öfter mal Streit zwischen Händlern und Stadt. Doch seitdem 2010 neue „Richtlinien zur Sondernutzung im Öffentlichen Raum“erlassen und die Händler bei der Ausarbeitung eingebunden wurden, habe sich das gelegt.
Man muss darauf hinweisen, dass durchaus andere Stimmen existieren. Den Augsburger Designer und Architekten Walter Neumair etwa, der die Augsburger Denkmalschutzbehörde „sehr handzahm“und kooperativ findet, gerade im Vergleich zu München, wo die Auflagen zur Außengestaltung von Geschäften deutlich härter seien. Es ist auch etwas plump, wenn Händler argumentieren, sie wollten die Stadt beleben. Ganz so uneigennützig dürfte ihre Motivation nicht sein, was völlig in Ordnung ist.
Zweifellos aber sollte die Stadt ein natürliches Interesse daran hagebe ben, die Händler nicht zu vergrätzen – gerade jene, die sich an etwas ungünstigeren Lagen angesiedelt haben. Vielleicht wäre ein ähnliches Vorgehen wie in Ulm eine Möglichkeit, derartige Konflikte langfristig zu vermeiden.