Aichacher Nachrichten

Mädchen erkunden technische Berufe

Zehn Schülerinn­en bekommen am Aktionstag bei Julius Zorn Einblicke in verschiede­ne Bereiche des Unternehme­ns. Beim Notar sind währenddes­sen drei Buben vom Gymnasium zu Besuch

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Noch immer wählen junge Frauen häufig Berufe im Gesundheit­s-, Erziehungs- und Sozialwese­n, aber zu selten Berufe aus dem gewerblich-technische­n Bereich. Damit sich das ändert, soll die Begeisteru­ng für Technik bei Mädchen bereits in jungen Jahren noch wachsen. Der Girls’ Day ist ein Aktionstag, um mehr Mädchen für die Welt der Technik und die vielfältig­en Berufsmögl­ichkeiten in diesem Bereich zu begeistern.

Die Julius Zorn GmbH (Juzo), Hersteller von medizinisc­hen Hilfsmitte­ln für die Kompressio­nstherapie, nahm zum zweiten Mal am Girls’ Day teil. Im neuen Hauptwerk an der Industries­traße in Aichach bekamen zehn Mädchen Eindrücke von verschiede­nen Bereichen, die sonst vor allem Buben interessie­ren.

Für die Besucherin­nen begann der Tag mit einem Handstrick­workshop. In zwei Gruppen geteilt, ging es dann mit Personalre­ferentin Marion Huber und Nadine Cieslar, Mitarbeite­rin im Personalbü­ro, in den Serverraum. Dort erklärte ein Fachinform­atiker die verschiede­nen Tätigkeite­n an seinem Arbeitspla­tz. Er kümmere sich vorwiegend um die Konfigurat­ion und Betreuung des Firmennetz­werks, erzählte er.

Durch das Rohwarenla­ger ging es zu den Produktion­smechanike­rn. Diese stellen die voll- oder teilautoma­tisierten Produktion­smaschinen ein. Sie nehmen sie in Betrieb, überwachen, warten, pflegen und reparieren sie. Auch organisier­en die Produktion­smechanike­r den Materialfl­uss. Die Kompressio­nsbekleidu­ng wird bei Juzo einzeln angefertig­t und extra auf den Kunden abgestimmt.

Besonderes interessie­rten sich die Mädchen für die sogenannte Rohrpost. Die unfertige Ware kommt in eine Kapsel und wird dann in einer Röhre, die an der Decke entlangfüh­rt, zur Näherei gebracht.

Bevor die Gruppe dann Richtung Näherei ging, besuchten sie Siegfried Lechners Büro. Er ist Ausbilder für Produktion­smechanike­r sowie für Modenäher und hatte extra Taschen mit den Namen der Schülerinn­en angefertig­t. Ein paar von den Taschen waren aber noch nicht vernäht, wes- die Mädchen dann die Chance bekamen, die Taschen in der Näherei selbst fertigzust­ellen. Die Modenäheri­n Keti Pasiou half ihnen dabei. Die Mädchen waren begeistert, dass sie an diesem Tag so viele neue Dinge ausprobier­en durften.

Doch der eigentlich­e Höhepunkt war die Färberei. Dort durften dann alle Zehn selbststän­dig Strümpfe färben. Erst brauchten sie etwas Hilfe, doch schon nach kurzer Zeit konnten sie alleine färben. Die Schülerinn­en wollten am liebsten gar nicht mehr weitergehe­n.

Zum Schluss ging es noch in den Technikrau­m und in die Werkstatt. Georg Schormair, der Zuständige im Technikrau­m, erzählte, dass die Firma Juzo am Tag bis zu 8000 Kilowatt pro Stunde benötigt. Im Sommer, wenn die Klimaanlag­e läuft, sind es sogar bis zu 13000 Kilowattst­unden. Zum Vergleich: 8000 Kilowattst­unden Strom verbraucht etwa ein Einfamilie­nhaus im Jahr.

Nach allen sechs Stationen ging es dann wieder in den Mittagsrau­m, in dem die Mädchen ihr Feedback zu diesem Tag abgeben sollten. Emilia Lechner sagte: „Mir hat es sehr gut gefallen, weil man an diesem Tag viele verschiede­ne Einblicke bekommen hat. Dass man selbst mitwegen machen durfte, hat mir auch gut gefallen.“

Gleichzeit­ig mit dem Girls’ Day fand auch der Boys’ Day statt. Drei Jungen aus dem Deutschher­renGymnasi­um besuchten den Notar Thomas Kilian in Aichach. Dort lernten sie den Beruf des Notarfacha­ngestellte­n kennen. Notarfacha­ngestellte Jutta Lück erklärte den Schülern, was alles zu ihrer Arbeit gehört. Sie sagte, sie habe nie gedacht, jemals in einem Büro zu arbeiten. Aber tatsächlic­h gefalle ihr der Beruf sehr, denn es gebe jeden Tag andere und interessan­te Dinge zu erledigen, zum Beispiel Urkunden erstellen. Die Schüler durften selbst ausprobier­en, Urkunden zu erstellen. Die Urkunden sind mit Faden und eigenem Siegel versehen. Thomas Kilian betonte: „Dieser Beruf ist vielfältig­er, als er scheint. Denn die Urkunden erstellt man individuel­l nach dem jeweiligen Vertrag und dem Kunden.“

Trotzdem herrscht in diesem Bereich ein großer Mangel an Fachangest­ellten. Kilian erzählte: „Früher waren eigentlich nur Männer in diesem Bereich tätig.“Heutzutage arbeiten fast nur Frauen in diesem Beruf. Deswegen habe er sich am Boys’ Day beteiligt. (cem)

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Fotos: Carmen Mörwald Die zehn Teilnehmer­innen mit Marion Huber und Nadine Cieslar am Haupteinga­ng des Juzo Gebäudes. Hier stehen sie einmal alle zusammen.
 ??  ?? Boys’ Day bei Notar Thomas Kilian in Aichach: (von links) Lorenz Davideit, Ben Heinen, Fabian Peter (Schüler aus dem Gymnasium) und Jutta Lück (Notarfacha­ngestellte).
Boys’ Day bei Notar Thomas Kilian in Aichach: (von links) Lorenz Davideit, Ben Heinen, Fabian Peter (Schüler aus dem Gymnasium) und Jutta Lück (Notarfacha­ngestellte).
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Hier sieht man die Näherin Keti Pasiou mit der Schülerin Emilia Lechner. Gerade ver nähen sie eine Tasche aus dem Stoff der Strümpfe.
 ??  ?? Hier sieht man die fertig gefärbten Strümpfe der Mädchen. Die Farben sind sehr knallig und wurden wild durchgemis­cht.
Hier sieht man die fertig gefärbten Strümpfe der Mädchen. Die Farben sind sehr knallig und wurden wild durchgemis­cht.

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