Nele musste wieder ins Krankenhaus
Was der 13-Jährigen trotz Rückschlägen nach der Leukämie-Erkrankung neue Lebenskraft gibt
Eigentlich sollte sie zwischen Ostern und Pfingsten wieder in die Schule. Doch daraus ist nichts geworden. Nele geht es wieder schlechter. Seit einigen Tagen ist sie in einer Münchner Klinik. Über die Osterfeiertage war sie im Augsburger Klinikum. „Die vergangenen drei Jahren stecken ihr einfach in den Knochen“, sagt ihr Stiefvater Andreas Unger. Die 13-Jährige hat nach ihrer schweren Leukämie-Erkrankung noch kein stabiles Immunsystem.
Anfang Februar durfte sie für längere Zeit zum ersten Mal wieder nach Hause – endlich wieder im vertrauten Umfeld sein. Endlich wieder Kässpatzen essen. Davon hatte Nele schon lange geträumt. Mit ihren Eltern unternahm sie erste Spaziergänge: Solange die Kraft reichte, aber Hauptsache an der frischen Luft und in der Sonne. Hauptsache wieder Bewegung, nach den vielen Tagen in den Krankenhäusern. Einmal war sie mit ihrer Familie am Kuhsee. Ein anderes Mal gab es ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten aus der früheren Krabbelgruppe beim Grillen. „Das war einfach nur toll. Unser erstes Treffen nach eineinhalb Jahren“, erinnert sich Andreas Unger. „Es war so schön normal.“
Alles andere als normal waren die Monate zuvor. Im April 2016 wurde bei Nele zum zweiten Mal Leukämie diagnostiziert – ein Schock für die Familie. Als in Gersthofen eine Typisierungsaktion stattfand, ließen sich knapp 3000 Menschen für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. Zur Finanzierung wurde ein Spendenkonto eingerichtet, auf das Schulen, Firmen und Privatpersonen einzahlten. Am Ende kamen über 150 000 Euro zusammen – ein Betrag, mit dem nicht nur die Gersthofer Aktion, sondern auch andere Typisierungsveranstaltungen finanziert werden können. Für Nele wurde ein Spender gefunden. Dass dies gelang, gilt als großes Glück: Laut Auskunft der DKMS liegt die Wahrscheinlichkeit, einen geeigneten Stammzellspender zu finden, zwischen 1:20000 und 1 zu mehreren Millionen. Im Oktober dann eine weitere gute Nachricht: Neles Körper hatte nach einem langen Eingriff die Stammzellen angenommen, langsam erholte sich das Immunsystem. Seitdem kämpft sich Nele wieder zurück ins Leben. Es sind kleine Schritte. Aber jeder ist wichtig für das Mädchen, dessen Geschichte viele Menschen im Augsburger Land berührt. Nele hat noch eine besondere Motivation, schnell wieder nach Hause zu kommen: ihr kleines Brüderchen. Es kam im Dezember auf die Welt. Nele hat das fünf Monate alte Baby schon gefüttert, auch wenn die Kraft nicht ausreichte, um ihn längere Zeit auf den Arm zu nehmen und um ihn längere Zeit zu tragen. Trotzdem ist Nele über beide Ohren stolz. Sie ist jetzt die große Schwester. Und als die hat sie auch eine Verantwortung. „Nele ist jetzt 13“, sagt Stiefvater Andreas Unger. „Da kommen schon Beschützerinstinkte auf.“