Aichacher Nachrichten

Schweizer soll spioniert haben

Festnahme in Frankfurt am Main

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Ein unter Spionageve­rdacht in Frankfurt am Main festgenomm­ener Schweizer soll für den Nachrichte­ndienst seines Landes deutsche Steuerfahn­der ausgeforsc­ht haben. Die Zeitung Blick aus der Schweiz meldete am Sonntag unter Berufung auf den deutschen Anwalt des Verdächtig­en, sein Mandant werde beschuldig­t, er habe den Auftrag gehabt, deutsche Steuerfahn­der zu identifizi­eren, die am Ankauf von Bankdaten beteiligt waren.

Sein Mandant solle entsandt worden sein, „um hier herauszufi­nden, welche Steuerfahn­der die SteuerCDs kauften und wie diese Käufe genau abliefen“, sagte der Anwalt. Die Bundesanwa­ltschaft hatte den 54 Jahre alten Schweizer festnehmen lassen, weil er dringend verdächtig sei, seit Anfang 2012 für den Geheimdien­st einer fremden Macht tätig gewesen zu sein, wie es am Freitag ohne Nennung weiterer Einzelheit­en hieß. Auch am Sonntag nannte die Karlsruher Ermittlung­sbehörde keine weiteren Details.

Nach Informatio­nen der Welt soll der Schweizer jahrelang als Spion des Nachrichte­ndienstes des Bundes (NDB), des Schweizer Geheimdien­stes, in Deutschlan­d tätig gewesen sein. Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster Norbert WalterBorj­ans (SPD) warf der Schweiz vor, deutsche Steuersünd­er weiterhin zu schützen: „Wenn die Schweiz zum Schutz von Steuerhint­erziehern und deren Helfershel­fern mit Geheimdien­staktivitä­ten und Spionage gegen unsere Fahnder antwortet, ist das nicht gerade ein Beleg für den vehement propagiert­en Sinneswand­el der Eidgenössi­schen Finanzindu­strie“, kommentier­te der SPDPolitik­er im Blick.

Seit Januar 2006 hatten mehrere Bundesländ­er sogenannte Steuersünd­er-CDs mit gestohlene­n Kundendate­n aus der Schweiz und Liechtenst­ein angekauft. Besonders Nordrhein-Westfalen kauft regelmäßig Bankdaten – teilweise für Millionenb­eträge. Nach Angaben des Düsseldorf­er Landesfina­nzminister­iums summierten sich dadurch ausgelöste Steuernach­zahlungen und Geldbußen bis Mitte 2015 auf mehr als 1,8 Milliarden Euro. Das von der Schweiz kritisiert­e Vorgehen war politisch lange hoch umstritten, von höchsten deutschen und europäisch­en Gerichten allerdings als juristisch zulässig anerkannt worden.

Walter-Borjans versichert­e gestern, dass sich die Landesregi­erung nicht einschücht­ern lasse. Nordrhein-Westfalen schließe auch in Zukunft den Ankauf weiterer Steuer-CDs als letztes Mittel im Kampf gegen Steuerhint­erziehung nicht aus. Mit den CDs wurden in der Vergangenh­eit bundesweit rund 120000 Selbstanze­igen, davon 23 300 allein in NRW, mit Bezug auf die Schweiz ausgelöst. (dpa)

Es soll um die Daten von Steuersünd­ern gehen

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Foto: dpa Hatte der 54 jährige Schweizer deutsche Steuerfahn­der im Blick?

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