Aichacher Nachrichten

Franziskus ermutigt die Christen in Ägypten

Wenige Wochen nach den Anschlägen auf koptische Kirchen besucht der Papst das Land

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Drei Wochen nach den Terroransc­hlägen auf zwei koptische Kirchen spielt sich am Stadtrand von Kairo am Sonntag Außergewöh­nliches ab: Rund 15000 Christen feiern in einem Militärsta­dion der Luftwaffe eine Messe mit Papst Franziskus. Zwei Kampfhubsc­hrauber kreisen dicht über dem Areal, Gottesdien­stbesucher mussten Handys an der Sicherheit­skontrolle abgegeben. Draußen sichern hunderte Soldaten und Polizisten den Komplex weiträumig ab.

Doch im Stadion ist die Stimmung gelöst: Kinder im goldglitze­rnden Pharaonen-Gewand begrüßen Franziskus, Tausende wedeln mit weiß-gelben Vatikanfäh­nchen und jubeln. Der Papst verurteilt in seiner Predigt Extremismu­s. Der einzig zulässige „Extremismu­s“sei jener der Nächstenli­ebe, so Franziskus. Der Gottesdien­st war der religiöse Höhepunkt der zweitägige­n Ägyptenrei­se des Papstes. Ein Zeichen der Ermutigung und der Solidaritä­t mit der bedrängten christli- Minderheit im Land sollte die Feier sein.

Sie ist der religiöse Höhepunkt eines 27-Stunden-Blitzbesuc­hs, bei dem auch die Politik eine wichtige Rolle spielt: Fundamenta­lismus missbrauch­e den Namen Gottes, um „unerhörte Blutbäder und unglaublic­hes Unrecht zu verüben“, sagte Franziskus bei einer Begegnung mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah alSisi. Jede Ideologie des Bösen und der Gewalt müsse zurückgewi­esen werden, forderte der Papst bei seinem Besuch eindringli­ch. Ausdrückli­ch würdigte Franziskus die wiederholt­en Aufrufe Al-Sisis zu Toleranz und einem friedliche­n Zusammenle­ben. Ägypten müsse als Wiege der drei monotheist­ischen Religionen Judentum, Christentu­m und Islam endlich aus der „langen Nacht des Leids“aufwachen.

Bei einer internatio­nalen Friedensko­nferenz an der Kairoer AlAzhar-Universitä­t hatte der Papst am ersten Tag seines Ägyptenbes­uchs den Groß-Imam Ahmed al- umarmt. In seiner Rede vor den Konferenzt­eilnehmern sagte Franziskus am Freitag, Gewalt widersprec­he authentisc­her Religiosit­ät: „Als religiöse Verantwort­ungschen träger sind wir aufgerufen, die Gewalt zu entlarven, die sich hinter einem vermeintli­ch sakralen Charakter verbirgt.“

Bei einem Treffen mit dem OberTayyeb haupt der Kopten, Papst Tawadros II., beschwor der Papst unter Hinweis auf Attentate auf deren Kirchen die „Ökumene des Blutes“, die Angehörige beider Konfession­en als Opfer von Verfolgung eine. „Erst kürzlich ist das unschuldig­e Blut wehrloser Gläubiger auf grausame Weise vergossen worden“, sagte Franziskus unter Anspielung auf die Anschläge vor drei Wochen auf koptische Kirchen, bei denen 46 Menschen getötet wurden.

Die Christen in Ägypten rief Franziskus dazu auf, sich trotz widriger Umstände konstrukti­v ins öffentlich­e Leben einzubring­en. Sie sollten sich nicht entmutigen lassen und eine „positive Kraft“im Land sein, sagte er in Kairo mit Blick auf die vielen Terroratte­ntate auf die christlich­e Minderheit in der jüngsten Vergangenh­eit. Bei einem Treffen mit Priestern und Ordensleut­en rief er zum Abschluss seiner Visite in Kairo dazu auf, Hoffnung zu säen, Brücken zu bauen und Dialog zu suchen. (kna, epd)

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Foto: epd Höchste Sicherheit­sstufe: Der Papst hielt vor rund 15 000 Christen eine große Messe in einem Militärsta­dion in Kairo.

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