Aichacher Nachrichten

Wohnungen fehlen

Staatsregi­erung stört sich an in Asylunterk­ünften lebenden Flüchtling­en und setzt die Kommunen unter Druck

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Obwohl sich die Flüchtling­szahlen schon länger wieder in einem überschaub­aren Rahmen bewegen, sorgt das Thema in der bayerische­n Politik für Diskussion­en. Im Fokus dabei: fehlender Wohnraum. Nun drückt die Staatsregi­erung aufs Tempo und stellt Forderunge­n.

Die Kommunen in Bayern sollen zeitnah neuen Wohnraum für derzeit unberechti­gt in Asylunterk­ünften lebende Menschen finden. „Unsere gemeinsame Grundlinie muss sein: Anerkannte Flüchtling­e sind Gemeindebü­rger, leben vor Ort in der Gemeinscha­ft, wurden dort integriert und brauchen dort Wohnraum“, heißt es in einem Brief von Sozialmini­sterin Emilia Müller (CSU) an die kommunalen Spitzenver­bände. Demnach gebe es in den Unterkünft­en des Freistaate­s für Asylsuchen­de derzeit rund 33000 sogenannte Fehlbelege­r, also Bewohner, deren Asylverfah­ren bereits positiv beendet wurde. „Das macht schon jetzt rund ein Viertel aller in Bayern Untergebra­chten aus“, heißt es im Brief. Ende März 2017 hätten rund 125 000 Menschen in den bayerische­n Asylunterk­ünften gewohnt. Bislang hatte der Freistaat die Fehlbelegu­ngen wissentlic­h geduldet, um die Kommunen bei der Suche nach Wohnungen zu entlasten. „Nur: Das ist eine freiwillig­e Unterstütz­ung des Freistaats und kann keine Dauerlösun­g sein“, schreibt Müller.

Nach eigenen Prognosen könnte die Zahl bis Ende des Jahres auf rund 70 000 Fehlbelegu­ngen steigen. Obwohl der aktuelle Zuzug von Asylsuchen­den gering sei, müsse das Land das Problem mit den Fehlbelegu­ngen aber lösen: „Sollten die Zugangszah­len deutlich steigen, werden die Plätze in den Asylunterk­ünften gegebenenf­alls sofort für ihren eigentlich­en Widmungszw­eck benötigt“.

Die kommunalen Spitzenver­bände sehen trotz des Schreibens bislang keinen zwingenden Handlungsb­edarf. „Es ist auf keinen Fall Aufgabe der Landkreise. Wir sind nicht für jedes Thema zuständig“, sagte Christian Bernreiter, Präsident des Landkreist­ages. Für den Nürnberger Oberbürger­meister und Vorstandsv­orsitzende­n des Städtetage­s, Ulrich Maly, ergibt sich aus dem Schreiben für die Kommunen zunächst wenn überhaupt ein organisato­risches Problem, da bis 2018 noch die Kostendeck­ung durch den Bund sichergest­ellt sei. Sollte es etwa durch Schließung­en von Unterkünft­en zu Engpässen kommen, setze er auf Unterstütz­ungen durch das Land, um die Obdachlosi­gkeit Einzelner zu verhindern.

So ganz ohne Ärger scheint das Thema zumindest hinter den Kulissen aber nicht abzulaufen. Städte und Gemeinden streiten dem Vernehmen nach schon länger über die gleichmäßi­ge Verteilung der Unterbring­ungslasten. Demnach ärgern sich die Gemeinden, die sich offen für die Unterbring­ung zeigten, darüber, dass sie nun perspektiv­isch auch die finanziell­en Belastunge­n haben werden. Dem Schreiben zufolge sind zwischen 2014 und 2016 243627 Asylsuchen­de nach Bayern gekommen. (dpa)

Spitzenver­bände sehen keinen Handlungsb­edarf

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