Boettcher gibt in Ecknach sein Bestes
Zum 1200-Jährigen im Aichacher Stadtteil zündet der bekannte Comedian ein Feuerwerk der Gags. Auch wenn er sich mitunter tief unter die Gürtellinie wagt, ist sein Auftritt in der Schulturnhalle insgesamt einfach lustig
Der Auftritt von Chris Boettcher in der restlos ausverkauften Schulturnhalle war einer der Höhepunkte der 1200-Jahr-Feier in Ecknach (siehe auch Seite 3). „s’Beste“aus seinen Programmen hatte der Comedian, Kabarettist und Musiker mitgebracht und so zündete er ein Feuerwerk der Gags.
Ohne lange Vorreden stieg Boettcher mit dem Lied ein: „Ecknach yeah, Ecknach wow! Ecknach, des is echt a Schau!“Das Publikum steuerte natürlich allzu gerne das Yeah und Wow beisteuerten. Die Veranstalter hätten ihm erklärt, dass er früher kommen solle, um sich den schönen Ort anzuschauen. Doch dann sei er doch etwas zu früh angekommen, witzelte Boettcher.
Wer mal wieder herzhaft lachen wollte, kam an diesem Abend voll auf seine Kosten. Von der ersten Minute an hatte der Ingolstädter Kabarettist das Publikum auf seiner Seite. Mitmachen war angesagt. Immer wieder bezog Boettcher die Zuhörer in seine oft derben Späße ein. Er startete eine musikalische Publikumsbefragung, bei der die Gäste mit gereimten Schlagworten auf die peinlichsten Fragen antworten mussten – und dies tatsächlich taten. Chris Boettcher wagte sich mit seinen Gags weiter unter die Gürtellinie, als das die meisten seiner Kollegen das jemals wagen würden.
Seine Lieder kannte man aus früheren Programmen und so sang das Publikum lauthals mit, wenn sich Boettcher über Männer, Frauen, Teenager, Topmodels oder Sex im Alter ausließ. Mit großer Kreativität versah er die Melodien bekannter Popsongs mit neuen, eigenwilligen Texten. Dazu kamen seine eigenen Kompositionen. An Klischees sparte er in keiner Weise, vor allem was Geschlechter-Stereotypen angeht. Aber was Boettcher singt, treibt den Zuhörern die Lachtränen ins Gesicht, weil es eben doch so wahr ist. Zum Beispiel wenn er anfängt zu reimen im Lied für alle Mütter. „Die Mamas können die Vorfreude kaum zügeln, das ganze Wochenende wieder...“Die Zuschauer ergänzten den Reim oft schon, bevor der Kabarettist doch noch die Kurve kriegte.
Besonderer Ankommer: Boettchers Parodien. Loddar und Franz kennt jeder, aber der Kabarettist kann noch viele Prominente mehr in Mimik und Gestik nachahmen. Zu seinen Lieblingsopfern gehören dabei Dieter Bohlen, Angela Merkel, Olli Kahn und die imaginäre Altrocker-WG mit Herbert Grönemeyer, Peter Maffay und Udo Lindenberg.
Aus seinem aktuellen Programm „Schluss mit frustig“kam die Kritik an seinen Landsleuten. Sie beneideten immer andere, obwohl es ihnen selbst bestens gehe. Sie befürchteten sogar die Islamisierung der bayerischen Volksmusik. Boettcher stellte diese gleich vor: Die Dubaitaler gestalten den „Watzmann“zum Muselmann um und entwickeln sogar ganz neue Varianten der Jodelkunst: „Mullahdihio, Mullahdihooo...“
Bei allem Spott wirkte Boettcher dennoch immer sympathisch und jugendlich-locker, nie verbittert oder zynisch. Nicht intellektuell und schon gar nicht subtil sollte seine klingende Kabarettshow werden, sondern ganz einfach nur verdammt lustig. Und das war sie.