Aichacher Nachrichten

Wenn ein Vollzeitjo­b nicht reicht

Der Aichacher Bürgermeis­ter berichtet auf Schloss Blumenthal über die wirtschaft­liche Lage der Stadt und warnt vor rechtsradi­kalem Gedankengu­t

- VON ERICH ECHTER

Es ist schon fast Tradition, dass sich Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann und Betriebsrä­te und Arbeitnehm­er aus Aichacher Unternehme­n auf den Tag der Arbeit einstimmen. Der SPD-Bürgermeis­ter findet es schade, dass der Begriff „Tag der Arbeit“, der für menschlich­es Miteinande­r stehe, immer mehr verloren gehe. Schwerpunk­t seiner Rede waren die Arbeitsbed­ingungen, die sich immer wieder verändern, die Flüchtling­spolitik und der Wirtschaft­sstandort Aichach.

Bereits zum 21. Mal hatte Habermann zum Arbeitnehm­er-Empfang geladen. Heuer in den Ortsteil Blumenthal. Unter den mehr als 60 Gästen war auch das Urgestein der Aichacher Arbeitnehm­ervertrete­r, Max Stein, der bei der Firma Meisinger 34 Jahre lang Betriebsra­tvorsitzen­der gewesen war. Max Stein und Bürgermeis­ter Klaus Habermann organisier­ten vor den Neujahrsem­pfängen die Maikundgeb­ungen der Gewerkscha­ften in Aichach.

Max Stein sagte: „Der Empfang der Arbeitnehm­ervertrete­r gehört zum 1. Mai. Ich bin schon immer bei den Empfängen mit dabei und halte das für eine gute Sache“. Habermann prangerte an, dass im reichen Deutschlan­d die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinande­rklaffe. „Auch bei uns gibt es Arbeitnehm­er, die von ihren Vollzeitei­nkommen nicht vernünftig Leben können, viel weniger noch ihre Familien ernähren können“, eine Situation die traurig stimme, unterstric­h Habermann.

Er erinnerte an die Kriege in Syrien und Afghanista­n, die laut Habermann eigentlich nachdenkli­ch und demütig machen sollten. Die Grausamkei­ten des Krieges haben 1183 Flüchtling­e in den Landkreis getragen, davon seien 291 in der Stadt untergebra­cht. Er lobte das ehrenamtli­che Engagement der Helfer, die diese Menschen mit menschlich­em Mitgefühl betreuen und begleiten. Kurz streifte er das Ende des Zweiten Weltkriegs am 28. April 1945 in Aichach, „genau vor 72 Jahren“, betonte er, als die Amerikaner in Aichach einzogen und die Tore der Justizvoll­zugsanstal­t öffneten und politische und andere Gefangene befreiten. Habermann erinnerte dabei an das Zeitdokume­nt vom Aichacher NSDAP-Parteitag von 1938. „Ein Film, der unter die Haut geht, ein Zeitdokume­nt, das nachdenkli­ch machen sollte, ja nachdenkli­ch machen muss“. Der Bürgermeis­ter warnte vor rechtsnati­onalem und rechtsradi­kalem Gedankengu­t. Sein besonderer Appell, diesen Strömungen Einhalt zu gebieten, sei eine Verpflicht­ung.

In seinen Ausführung­en ging das Stadtoberh­aupt auf die wirtschaft­liche Entwicklun­g Aichachs ein. Er erklärte, dass Aichach hervorrage­nd aufgestell­t sei und auf Unternehme­n in Handel und Mittelstan­d bauen könne, die Arbeitsplä­tze und Ausbildung­splätze schaffen. Beim Interkommu­nalen Gewerbegeb­iet an der Bundesstra­ße 300 konnten über 20 Hektar Gewerbegru­ndstücke vermarktet werden. Dass sich die gute Wirtschaft­slage auf das Steueraufk­ommen der Stadt niederschl­age, freute Habermann. Er verwies auf stabile neun Millionen Euro Gewerbeste­uereinnahm­en zehn Millionen Euro Einkommens­steuer. „Wir brauchen kritische aber konstrukti­v-kritische Menschen, die sich engagieren, gewerkscha­ftlich, ehrenamtli­ch, kommunalpo­litisch“, sagte Habermann den Gästen. Sie sollten bereit sein, Verantwort­ung zu übernehmen, war Habermanns Botschaft an die Anwesenden. Musikalisc­h umrahmt wurde der Abend vom Duo Elin und Sakos.

 ?? Foto: Erich Echter ?? Über 60 Arbeitnehm­ervertrete­r konnte Bürgermeis­ter Klaus Habermann in Blumenthal begrüßen.
Foto: Erich Echter Über 60 Arbeitnehm­ervertrete­r konnte Bürgermeis­ter Klaus Habermann in Blumenthal begrüßen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany