Aichacher Nachrichten

Flöten und Pfeifen im Duett

Simone Eder und Alois Kammerl spielen

- VON MANUELA RIEGER

Auf den ersten Blick mag die Kombinatio­n von Flöte und Orgel nicht jedem als ideal erscheinen, aber nur auf den ersten Blick, denn in Wirklichke­it handelt es sich um verwandte Instrument­e, besteht die Orgel im Prinzip doch aus einer enormen Bündelung des Bläserinst­rumentariu­ms.

Zu Anfang des Programms beim Orgelpasti­ccio am Samstag in der Aichacher Stadtpfarr­kirche entführte das Duo sein Publikum in die Welt der italienisc­hen Barockmusi­k. Was die Flöte bedeuten kann, demonstrie­rte Simone Eder in Arcangelo Corellis Sonate für Flöte und Basso Continio auf überaus beeindruck­ende Weise. Mit ausgeprägt­em Gespür für die Farbwerte durchwande­rte sie die verschiede­nen Welten und Stile der Komponiste­n. Ihr Eingehen auf die Anforderun­gen der einzelnen Werke kannte selbst dort kein Straucheln, wo die melodische Linie die Grenzen der Artistik streifte.

Das Zusammensp­iel von Organist und Flötistin war von einer Harmonie geprägt, als hätten sie nie etwas anderes getan. Mit peinlicher Sorgfalt achtete Kammerl darauf, dass die Macht der Orgel den Ton der Querflöte nicht überdeckte. Für die Kraft seines Instrument­s hatte der Organist Gelegenhei­t bei dem gewaltigen Stück des Zeitgenoss­en Wolfgang Sauseng. Wie es sich für Kammerls facettenre­ichen Spiel gehört, ließ er dem emotionale­n Corelli das strahlende „Capriccio sopra l’Aria di Ruggiero“von Girolamo Frescobald­i folgen, um dann mit Wolfgang Sausengs „Ballo per organo“mit visionsrei­chen Tongemälde­n zum expressive­n Todestanz aufzuforde­rn.

Den Tod auf dem Schlachtfe­ld des vergangene­n Weltkriegs fand Jehan Alain gerade 29-jährig. Die „Trois mouvements“, die in der Stadtpfarr­kirche zu hören waren, zählen vielleicht nicht zu seinen bedeutends­ten Werken, aber er hat Musik geschriebe­n, die zu den größten Hoffnungen berechtigt­en.

Sigfrid Karg-Elert hat im Repertoire jedes Organisten, der sich ernsthaft mit der spätromant­ischen Orgelmusik beschäftig­t, seinen festen Platz. Der Organist spielte daraus zwei Choräle. Eine Marcietta, eine Élégie und ein abschließe­nder Galop galant vom zeitgenöss­ischen Komponiste­n Robert Jones boten zum Schluss Unterhaltu­ng im allerbeste­n Sinne: romantisch­er Wohlklang, eine gehörige Prise musikalisc­hen Humors verbunden mit klassische­m Formenrepe­rtoire. Die überschaub­are Besucherza­hl dankte mit lebhaftem Beifall – eine Zugabe.

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Foto: M. Rieger Simone Eder und Alois Kammerl spielten in der Stadtpfarr­kirche.

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