Aichacher Nachrichten

Wegweiser im Dschungel der Pflege

Landkreis Aichach-Friedberg reagiert auf die ständig steigende Zahl hilfsbedür­ftiger Senioren mit einem verbessert­en Angebot

- VON THOMAS GOSSNER

Innerhalb von 25 Jahren hat sich die Zahl der betagten Menschen in Aichach-Friedberg mehr als verdreifac­ht. 1993 lebten noch 2160 Männer und Frauen im Landkreis, die älter als 80 Jahre waren. Inzwischen sind es 7020 – und ihr Anteil wird sich noch weiter erhöhen, so der Altenhilfe­referent im Landratsam­t, Alf Neumeier. Pro Jahr steige die Zahl der hilfs- und pflegebedü­rftigen Menschen um drei Prozent. Neumeier schlug dem Kreisentwi­cklungsaus­schuss darum vor, die Seniorenbe­ratung von 2018 an um eine halbe Stelle zu verstärken, und bekam dafür auch die einhellige Zustimmung des Gremiums.

Als eine der wesentlich­en Maßnahmen des ersten Kreispfleg­eplans wurde 1996 die Einrichtun­g von drei dezentrale­n Seniorenbe­ratungsste­llen beschlosse­n. Drei Teilzeitkr­äfte standen in Aichach, Friedberg und Mering bereit, um Angehörige und Betroffene bei allen Fragen rund um die Pflege trägerneut­ral zu informiere­n. Ein Drittel der Sach- und Personalko­sten übernimmt

Den Großteil der Personalko­sten übernimmt der Landkreis

das bayerische Sozialmini­sterium, den Rest trägt der Landkreis.

Schon im Jahr 2000 wurde jedoch eine der Stellen für die Pflegebeda­rfsplanung und die Heimaufsic­ht benötigt. Christina Albes und Johanna Möst sind seither mit jeweils 19,5 Stunden pro Woche beschäftig­t, Albes in der Außenstell­e an der Konradinst­raße in Friedberg, Möst an der Außenstell­e in der Luitpoldst­raße in Mering. Beide zwacken einen Vormittag in der Woche ab, um auch in der Hauptstell­e am Land- ratsamt ihre Beratungsd­ienste anzubieten. Doch das genügt nicht. Lediglich 26 Prozent der Ratsuchend­en kommen aus der Versorgung­sregion Aichach/nördlicher Landkreis, obwohl hier 54000 Menschen leben. Die Gemeinden im Norden des Wittelsbac­her Landes sind nahezu unversorgt.

Im Vergleich mit anderen Gebietskör­perschafte­n ist die Personalau­sstattung

Die Vorgabe lautet „ambulant vor stationär“

in Aichach-Friedberg gering. Der Landkreis Augsburg verfügt über drei Vollzeitst­ellen, die Stadt Augsburg sogar über elf. Dabei sorgt neben der wachsenden Zahl alter Menschen auch das seit Januar geltende Pflegestär­kungsgeset­z für steigenden Beratungsb­edarf – zum einen durch die Vorgabe „ambulant vor stationär“, zum anderen auch durch die stärkere Berücksich­tigung dementer und psychisch kranker Mensschen. In den ersten 100 Tagen seit Inkrafttre­ten des Gesetzes haben bundesweit 20 000 Menschen eine Pflegestuf­e erhalten, die nach der alten Regel leer ausgegange­n wären.

Für den Pflegebedü­rftigen und dessen Angehörige­n sei es kaum mehr möglich, die für den Einzelfall sinnvollst­e und günstigste Lösung auszuwähle­n, so Alf Neumeier: „Die finanziell­en Leistungen der Pflegevers­icherungen haben sich zu einem System entwickelt, das sich nur noch den Fachleuten erschließt“, verdeutlic­ht Neumeier.

Die Mitarbeite­rinnen der Se niorenbera­tung sind vormittags von 8 bis 12 Uhr unter der zentralen Rufnummer 08251/872233 zur Terminvere­inba rung zu erreichen.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Pro Jahr steigt die Zahl der hilfs und pflegebedü­rftigen Menschen im Wittelsbac­her Land um drei Prozent an. Der Landkreis Aichach Friedberg baut deshalb sein Bera tungsangeb­ot aus.
Symbolfoto: Alexander Kaya Pro Jahr steigt die Zahl der hilfs und pflegebedü­rftigen Menschen im Wittelsbac­her Land um drei Prozent an. Der Landkreis Aichach Friedberg baut deshalb sein Bera tungsangeb­ot aus.

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