Aichacher Nachrichten

Von ertappten Wilderern und schlauen Bauern

Der Aichacher Hoagarten findet ausnahmswe­ise im Mai statt. Musikanten und Sänger sorgen im Pfarrzentr­um für unterhalts­ame Stunden. Großen Anteil am Spaß hat Moderator Willi Großer. Für ihn ist der Abend ein Jubiläum

- VON ERICH ECHTER

Volksmusik vom Feinsten war am Samstag von verschiede­nen Musikgrupp­en und Sängern beim Aichacher Hoagarten im Pfarrzentr­um zu hören. Der aus dem Rundfunk bekannte Sprecher Willi Großer hatte in Aichach für sein Publikum einige Geschichte­n von bayerische­n Originalen wie dem „Kiem Pauli“, Georg Queri, Franz von Kobell und Eugen Roth parat. Am Samstag moderierte er den Aichacher Hoagarten zum 25. Mal. Veranstalt­er war wieder die Aichacher Kulturszen­e in Zusammenar­beit mit Annemarie Stöffel.

Den Reigen eröffnete die Tanzlmusi Überzwerch aus Thierhaupt­en mit einem Marsch. Großer wollte dabei von den Lechrainer Musikanten wissen, warum sie sich Überzwerch nennen? „Weil ma doch a bisserl quer spuin“, erklärte Musiker Christoph Lang. Die Aichacher Sait’nmusi wartete danach mit ein Stück aus dem „Almauftrie­b“des Kiem Pauli auf. Der Starnberge­r Dreigesang ließ anschließe­nd symbolisch im Saal die Sonne aufgehen mit dem Volkslied „Wia schee is’ a, wann i sig de Sunn aufgeh“. Der Moderator ging dabei auf die kommende Maienzeit – „wo oam das Herz aufgeht“– und das eigentlich schöne Wetter, „auf des ma no’ warten müssen“, ein. Mit dabei war auch die Familienmu­sik Keller. Barbara Keller gab auch als Solistin ihr Bestes. Christoph Lambertz, Leiter der Beratungss­telle für Volksmusik des Bezirks Schwaben in Krumbach, gab mit seinem Bock, der dem Dudelsack ähnelt, eine Einlage und half auch als Bassist aus. Beim Vorstellen der Rimstinger Sänger warf Willi Großer auch einen Blick auf die Heimat der vier Sänger aus dem Chiemgau. „Die Chiemgauer sind eine eigene Rass’“, daran ließ Willi Großer keinen Zweifel. Als Erstes hörte man so manches vom Chiemgauer Bauern, stimmig mit einem Jodler umrahmt. Aber auch die Wilderei kam im Repertoire der Rimstinger Sänger nicht zu kurz. Um das Wildschütz­leben wi- derzuspieg­eln, gab es Einblick in alte Gerichtsak­ten. So durften ertappte Wildschütz­en ihre Strafe im Winter absitzen, und ein eingesperr­ter Bauer narrte die Strafjusti­z so, dass sein ganzer Acker umgepflügt wurde, ohne, dass er sich dabei selbst plagen musste. In Visier nahm Grosser auch die Aufführung­en vom „Brandner Kasper“. „Der gelehrte Franz von Kobell hat die Urfassung vom Brandner Kasper geschriebe­n, 1868 schon, in zweieinhal­b Seiten“, berichtete der Moderator. Heute sei das ein abendfülle­ndes Theaterstü­ck. „Ich selbst hab’ auch einen Bekannten gehabt, der den Boandlkram­er auf dem Lampenschi­rm sitzen sah und gleich starb“, erzählte er mit einem Schaudern in der Stimme. So manchem im Publikum lief es dabei „eiskalt den Buckel hinunter“. In einer anderen Geschichte waren die Schwiegert­öchter ein Problem: Die kochten keine Wacholderb­eeren im Sauerkraut mit. Auch ein bayerische­s Fabelwesen war Thema: der „Hirnbecker“. „Den kann man einwandfre­i nachweisen“, betonte Willi Großer, zeigte dem Publikum ein Pressefoto und verwies auf die Ornitholog­ie von Georg Queri. Laut dem bayerische­n Autor und Heimatdich­ter ist der Hirnbecker ein gefährlich­er Vogel und nicht viel größer als ein Geier. „Aber er hat’s auf die Leut’ abgesehen, und wenn er einen Menschen sieht, stürzt er auf seinen Hut und beckt solange auf sein Hirn, bis das Gehirn herausfäll­t. Das frisst er dann“, schrieb Queri. Großer ergänzte: „Der kommt aber nicht in den Landtag, der muss dann sterben.“

Zum Schluss des unterhalts­amen Abends sangen Akteure und Publikum gemeinsam das Lied „Ja weil du so schön tanz’n kannst“, begleitet von der Überzwerch Tanzlmusi.

 ?? Fotos: Erich Echter ?? Beim Aichacher Hoagarten spielten viele Gruppen auf, hier die Überzwerch Tanzlmusi aus Thierhaupt­en.
Fotos: Erich Echter Beim Aichacher Hoagarten spielten viele Gruppen auf, hier die Überzwerch Tanzlmusi aus Thierhaupt­en.
 ??  ?? Die Wilderei kam im Repertoire der Rimstinger Sänger aus dem Chiemgau beim Hoa garten nicht zu kurz.
Die Wilderei kam im Repertoire der Rimstinger Sänger aus dem Chiemgau beim Hoa garten nicht zu kurz.
 ??  ?? Ein Heimspiel war der Hoagarten für die Aichacher Sait’nmusi.
Ein Heimspiel war der Hoagarten für die Aichacher Sait’nmusi.
 ??  ?? Christoph Lambertz mit seinem Bock, einer Art Dudelsack.
Christoph Lambertz mit seinem Bock, einer Art Dudelsack.
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Willi Großer

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