Länger parken – außer am Stadtplatz?
Bei Parkzeit in der Aichacher Innenstadt zeichnet sich ein Kompromiss ab. Der Bauausschuss diskutiert auch, ob die Kontrolle ausgeweitet werden soll
Je zentraler, desto kürzer darf man parken. Das gilt bislang in Aichach. Wo der Parkdruck besonders hoch ist, ist nur eine Stunde erlaubt – gegen Gebühr. Zumindest abseits des Stadtplatzes in der Altstadt und in der Oberen Vorstadt könnte sich das ändern, wie sich im Aichacher Bauausschuss am Dienstagabend andeutete.
In der Diskussion über das Parkraumkonzept hat die Freie Wählergemeinschaft (FWG) angeregt, die Parkzeit im kostenpflichtigen Bereich auf zwei Stunden zu verlängern, weil das kundenfreundlicher sei. Das forderten auch 22 Geschäftsleute mit einer Unterschriftenliste. Die Verwaltung plädierte dagegen dafür, bei einer Stunde zu bleiben. Sonst sinke die Zahl der Parkvorgänge und somit die Kundenfrequenz. Zu diesem Schluss kommt auch die Planungsgesellschaft Stadt, Land, Verkehr (PSLV). Diejenigen, die jetzt die umliegenden Stellflächen wie den Grünen Parkplatz oder die Tiefgarage nutzen, würden dann ebenfalls am Stadtplatz Parkplätze suchen.
Die Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga) plädierte dafür, im Stadtkern bei einer Stunde zu bleiben, und dafür im Parkscheibenbereich auf drei Stunden zu verlängern. Östlich der Innenstadt sei das möglich, so die Verwaltung. In den anderen Bereichen sei der Parkdruck zu groß.
Bürgermeister Klaus Habermann stellte dazu fest, die Parkzeit sei auf Wunsch des Einzelhandels eingeführt worden. Die Auswirkungen einer Änderung ließen sich nicht genau vorhersagen. Die bisherige Philosophie habe sich aus seiner Sicht bewährt. So sah das auch Ursula Schindler (SPD). Zwischen den Stadttoren, also am Stadtplatz, solle es bei einer Stunde bleiben, meinten unter anderem Helmut Beck (CSU) und Kristina Kolb-Djoka (SPD). Georg Robert Jung (FWG) sah hier die Möglichkeit eines Kompromisses: eine Stunde am Stadtplatz, zwei in den anderen Bereichen. Entschieden wurde noch nichts. In einem stimmten Bürgermeister Klaus Habermann alle zu: „Wichtig ist, dass die Innenstadt lebendig bleibt.“
Parkraumüberwachung 217 Parkplätze in Aichach sind gebührenpflichtig (Parkzeit eine Stunde), auf weiteren 545 ist die Parkzeit beschränkt. Das gilt an Wochentagen bis 18 Uhr und am Samstag bis 12 Uhr – wöchentlich also 54 Stunden. Kontrolliert wird von zwei Mitar- beiterinnen der Nürnberger Wachund Schließgesellschaft, mit der die Stadt einen Vertrag hat, 36 Stunden die Woche. Laut Manfred Listl, Leiter des Ordnungsamts, empfiehlt die Bundesanstalt für Straßenwesen für diese Anzahl Parkplätze insgesamt 62 Stunden, also 26 Stunden mehr. Kosten würde diese Ausweitung rund 37500 Euro im Jahr.
Eingenommen hat die Stadt 2016 übrigens aus den Parkgebühren knapp 108 000 Euro und aus den „Knöllchen“über 95 000 Euro. Im Schnitt gibt es pro Tag 35 Strafzettel. Listl plädierte für die Ausweitung. Die Kontrolle verbessere die Parkmoral, die Parkplätze würden besser ausgelastet und Dauerparker verlagert. Zudem könnte die Stadt dann auch besser auf Beschwerden im übrigen Stadtgebiet reagieren.
Jung sprach sich dagegen aus. Man wolle die Kundschaft nicht verärgern. Die Kosten sollten die Einnahmen nicht übersteigen. „Das System Aichach hat sich sehr gut bewährt“, sagte er. Kristina KolbDjoka (SPD) fand eine Ausweitung dagegen durchaus diskussionswürdig. Parkplatz an Franz Beck Straße
Die Verwaltung sollte auf Antrag der CSU eine Erweiterung und Befestigung der Parkplätze an der Franz-Beck-Straße prüfen. Wie Illgner erläuterte, werden wegen des Hochwasserschutzes zwischen Freibad und Bahnhofstraße sowie der Neugestaltung der Einmündung in die Bahnhofstraße in dem Bereich Parkplätze wegfallen, die am Freibad kompensiert werden müssten. Deshalb wolle man die Planung dort abwarten, so Illgner.
Anwohnerparken Parkende Anwohner sind kein Problem in der Innenstadt. Laut Manfred Listl haben derzeit 48 einen Anwohnerparkausweis. Der überwiegende Teil arbeite auswärts, parke tagsüber also nicht in der Innenstadt. Handlungsbedarf sah deshalb niemand im Ausschuss. Die Gebühr für den Anwohnerparkausweis – derzeit 100 Euro jährlich – könnte moderat erhöht werden.
Parkleitsystem Eine dynamische Anzeige an der Tiefgarage soll anzeigen, ob in der Tiefgarage Plätze frei sind, wurde 2016 beschlossen. Helmut Beck (CSU) monierte, dass das noch nicht umgesetzt ist. Habermann wies darauf hin, dass der Haushalt erst Ende März beschlossen wurde. Das Parkleitsystem werde auf jeden Fall heuer kommen.
Beschlossen wurde am Dienstagabend nichts. Jetzt wird in den Fraktionen beraten, bevor das Parkraumkonzept Thema im Stadtrat ist.