Weitere Option für das Platzproblem
Unabhängige schlagen vor, neues Bürogebäude auf Milchwerkgelände anzumieten. Kreisausschuss und Verwaltung sind nicht begeistert, wollen Tür aber auch nicht zuschlagen
Ein Erweiterungsbau mit Parkdeck über dem bestehenden Parkplatz, ein Anbau auf dem Kreisgutgelände oder die Anmietung eines neuen Bürogebäudes auf der freien Südspitze des Milchwerkareals – für die Zusammenführung der vielen Außenstellen des Landratsamtes in der Kreisstadt liegen jetzt drei Optionen auf dem Tisch. Und wie hinter den Kulissen zu hören ist, liegen in den Schubladen offensichtlich noch weitere Ideen, wie dem Raumproblem im Gebäude an der Münchener Straße und der Zersplitterung der Behörde in Aichach zu Leibe gerückt werden kann.
Der Vorschlag, ein Bürogebäude auf dem nahen Milchwerkgelände zu nutzen, stammt von den Unabhängigen. Der Antrag der Fraktion wurde gestern Nachmittag in einer Sitzung des Kreisausschusses beraten. Ergebnis: Das ist ganz sicher nicht die erste Wahl der Kreispolitiker und schon gar nicht der Verwaltung. Doch das Gremium und die Zuständigen im Blauen Palais möchten keine Türe zuschlagen. Einstimmiger Beschluss: Die Kreisverwaltung soll die Angebote für mögliche Mietobjekte prüfen. Denn: Ob die beiden anderen bevorzugten Erweiterungsvorschläge bautechnisch auch realisiert werden können, und wenn ja zu welchen Kosten, steht noch nicht fest.
Das Thema steht seit geraumer Zeit auf der Tagesordnung. Im Haushalt 2017 ist Geld für eine Machbarkeitsstudie hinterlegt und im Landratsamt befasst sich eine Arbeitsgruppe mit der Erweiterung. Neben dem eigentlichen Amt sind Sachgebiete der Kreisbehörde mittlerweile in sechs Außenstellen wie ein Fleckerlteppich über die Kreisstadt verteilt. In Aichach arbeiten rund 400 Beschäftigte für die Kreisverwaltung. Im Landratsamt selbst sind es rund 270. Der Personalplan steigt seit Jahren kontinuierlich an. Zum Teil, weil immer mehr staatliche Aufgaben auf die Kreise übertragen werden. Die hohe Zahl der Flüchtlinge im Jahr 2015 sorgte dann 2016 für einen richtigen Sprung durch zusätzliche Stellen für Asylaufgaben. Das als Befreiungsschlag für den Platzmangel vor fünf Jahren bezogene Kreisgut hat nur kurzfristig für Entlastung gesorgt.
Bislang gab es zwei Varianten für eine Lösung: zum einen durch einen Erweiterungsbau am Kreisgut am Plattenberg. Vorstellbar ist da beispielsweise ein Querriegel. Der würde mit dem eigentlichen Kreisgut und der gegenüberliegenden Scheune sozusagen eine Art „Dreiseithof“ergeben. Die zweite und naheliegendere Erweiterungsmöglichkeit ist am Landratsamt selbst. Neben der Raumnot herrscht am und rund ums Landratsamt auch akute Parkplatznot, auch wenn dort derzeit neue Stellflächen entstehen (wir berichteten). Für beide Probleme könnte eine Überbauung des Parkplatzes südlich des Blauen Palais die Lösung sein. Neben zusätzlichen Stellplätzen auf einem Parkdeck könnten so auf einer dritten Ebene neue Büroflächen entstehen. Allerdings ist unklar, ob der Baugrund das überhaupt hergibt. Oder aber die Fundamentierung extrem teuer wird. In Kürze sollen dazu Probebohrungen auf dem Parkplatz stattfinden.
Auf der freien Fläche am südlichen Kreisverkehr beim Milchwerk sollte eigentlich ein Hotel entstehen. Später war die Rede von einem sogenannten Boarding-Haus für Geschäftsleute oder Monteure. Beides hat sich offenbar zerschlagen. Zwischen der Verwaltung und der Investorenfamilie Reichenberger haben bereits Gespräche stattgefunden. Dort sei neben einer Anmietung von Büroflächen auch über die Möglichkeit einer Grundstücksnutzung bei Erbbaupacht geredet worden, berichtete Hauptamtsleiter Bernd Burkhart gestern in der Sitzung. Ein Nachteil dieser Lösung: Am Milchwerk gibt es jetzt schon Parkplatzprobleme. Das würde sich weiter verschärfen.
Landrat Klaus Metzger machte in der Sitzung deutlich, dass er und die Verwaltung eine Zentralisierung der Verwaltung auf dem Gelände des Landratsamtes bevorzugen: Das hätte auch Vorteile für die Bürger. Kreisrat Hans Riß (Unabhängige) verwies dagegen auf die deutlich schnellere Lösung des Platzproblems bei einer Anmietung. Die Privatwirtschaft baue zudem kostengünstiger. Das Milchwerk sei vom Landratsamt aus fußläufig zu erreichen und die räumliche Trennung sei in der heutigen digitalisierten Arbeitswelt für eine Verwaltung eigentlich kein Problem mehr.