Aichacher Nachrichten

Landwirte sollen „wandernde Wege“mitbezahle­n

Darauf läuft es wohl in Affing hinaus. Bislang investiert Gemeinde pro Jahr 50 000 Euro. Das soll sich ändern

- VON CARMEN JUNG

Wer muss zahlen, wenn Feldwege kaputt, verlegt oder verschwund­en sind? Diese Frage beschäftig­t den Affinger Gemeindera­t seit Monaten. Seit der Dienstagsi­tzung wissen die Räte, dass es möglich ist, Landwirte bei der Reparatur von Feldwegen zur Kasse zu bitten.

Die neue Leiterin des Amts für öffentlich­e Sicherheit und Ordnung, Marianne Birkner, führte sich mit einem fundierten Referat über die rechtliche­n Grundlagen ein, das die Räte mit Applaus quittierte­n. Fazit: Bei nicht befestigte­n öffentlich­en Feld- und Waldwegen sind die Anlieger und Benutzer, vorwiegend also Landwirte, Baulastträ­ger. Sie können mit bis zu 75 Prozent der Reparaturk­osten zur Kasse gebeten werden. Voraussetz­ung dafür wäre allerdings, dass die jeweiligen Benutzer der reparierte­n Abschnitte ermittelt werden. Das aber ist unter Umständen sehr aufwendig. Derzeit zahlen Landwirte gar nichts für die Feldwege. Die Gemeinde aber investiert jährlich rund 50 000 Euro.

Auslöser der Diskussion waren zwei spezielle „wandernde Wege“: einer unweit eines Aussiedler­hofes nördlich von Gebenhofen sowie ein verschoben­er Weg zwischen Anwalting und Au. Deren Rückverleg­ung würde jeweils rund 10 000 Euro kosten. Angesichts dieser Summe kam, wie berichtet, im Gemeindera­t die Frage auf, ob der Verursache­r mitbezahle­n muss. Der aber ist in vielen Fällen nicht mehr bekannt. Denn so mancher Weg verläuft seit Jahrzehnte­n an der falschen Stelle, ist verschwund­en oder dezimiert. Das Bestandsve­rzeichnis ist keine solide Grundlage. Es stammt von 1968, wie Birkner erklärte, und stimmt an vielen Stellen längst nicht mehr mit der Realität überein. Angesichts von 400 Wegen im Gemeindege­biet ist ein Abgleich enorm aufwendig. Birkner hatte probehalbe­r sieben Feldwege untersucht, drei davon waren falsch. Sie resümierte deshalb: „Eine Bereinigun­g steht nicht im Verhältnis zum Erfolg.“Dennoch kündigte die neue Verwaltung­smitarbeit­erin an, dass man eine Digitalisi­erung des Verzeichni­sses in Angriff nimmt und aktuelle Fälle darin bereits berücksich­tigt. Als mögliche Lösung nannte Birkner die Kooperatio­n mit Jagdgenoss­enschaften, wie sie beispielsw­eise in Rehling praktizier­t wird. Auf diese Weise beteiligen sich Landwirte an der Wiederhers­tel- von Feldwegen. Wie vielschich­tig die Problemati­k ist, zeigte sich in der kurzen Diskussion. Josef Tränkl, Feldwegebe­auftragter im Bereich Mühlhausen, verwies auf Feldwege, die vom Landkreis als Radwege ausgewiese­n seien. Das komme einer Sondernutz­ung gleich, fand er. Bei Sondernutz­ungen, wie sie etwa Kiestransp­orte darstellen, kann laut Birkner eine Kostenbete­iligung über eine Gebührensa­tzung geregelt werden. Hinzu kommt auch die Frage, wie mit Abschwemmu­ngen umzugehen ist, die etwa beim jüngsten Dauerregen im Raum Haunswies aufgetrete­n sind. Markus Jahnel bilanziert­e schließlic­h: „Die Gemeinde hat aus Unwissenhe­it zu viel ausgegeben und nichts weiterbela­stet.“Gerhard Faltermeie­r betonte, ein Verzicht auf Kostenbete­iligung wäre ein „ganz großer Fehler“. Er plädierte für eine Bereinigun­g von Bestand und Verzeichni­s. Das Argument des hohen Verlung waltungsau­fwands ließ er nicht gelten. Xaver Lindermeir, selbst Landwirt, sah ein anderes Problem: Man müsse sich mit den Betroffene­n auseinande­rsetzen – eine Riesenarbe­it.

Einen Beschluss fasste der Gemeindera­t noch nicht. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer betonte allerdings, man müsse den Umgang mit den Landwirten auf jeden Fall verträglic­h gestalten. Die beiden aktuellen Fälle werde man bald behandeln, kündigte er an. »Kommentar

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