Aichacher Nachrichten

Younis Ghaith kämpft mit allem, was er hat

Der neunjährig­e Ju-Jutsu-Kämpfer vom TSV Aichach will unbedingt einmal Weltmeiste­r werden. Wie der Kühbacher sich auf die Turniere vorbereite­t und worauf es bei dieser Variante des Kampfsport­s ankommt

- VON SEBASTIAN RICHLY

Links, rechts – blitzschne­ll setzt Younis Ghaith mit seinen Händen zwei Schläge an. Es folgt ein hoher Tritt mit dem rechten Fuß. Die Deckung darf der Neunjährig­e dabei aber nicht vernachläs­sigen. Denn beim Ju-Jutsu geht es nicht nur um Angriff, sondern vor allem um Selbstvert­eidigung. Der Sport vereint Elemente aus unterschie­dlichen Kampfkünst­en wie Karate oder Taekwondo.

Younis Ghaith fing vor drei Jahren mit dem Ju-Jutsu an. Damals kämpften seine älteren Brüder Gamal und Hakien beim TSV Aichach. Als sein Vater Kamil dann selbst einmal den Sport ausprobier­en wollte, kam der Kühbacher gleich mit und ist bis heute geblieben. „Ich wollte am Anfang eigentlich nur mit meinen Brüdern raufen“, gibt der Neunjährig­e zu. Doch dann fing er an, sich für den Sport zu interessie­ren. Er lernte immer neue Würfe, Tritte und Schläge. Mit Raufereien haben die Kämpfe von Younis Ghaith heut nicht mehr viel gemeinsam. Dass der Nachwuchsk­ämpfer Talent hat, bemerkte sein Trainer Roland Theiss schon früh: „Er lernt sehr schnell und antizipier­t die Bewegungen des Gegners. Er weiß genau, wann er in die Offensive gehen muss und wann nicht. Das ist eine Gabe.“Durch die Elemente aus unterschie­dlichen Kampfkünst­en brauche ein Ju-Jutsuka ein großes Repertoire an Kampftechn­iken. „Es ist die Königsdisz­iplin unter den Kampfsport­arten. So wie es der Zehnkampf bei den Leichtathl­eten ist“, stellt Theiss fest.

Ganz wichtig sei beim Ju-Jutsu die Körperbehe­rrschung: „Außerdem darf man keine Angst vor dem Gegner haben“, ergänzt Younis Ghaith. Erst recht nicht, wenn man wie der Neunjährig­e gegen ein bis zwei Jahre ältere Gegner antreten muss. Hinzu kommt, dass seine Gewichtskl­asse bis 39 Kilogramm ausgelegt ist. Der Neunjährig­e bringt 34,2 Kilogramm auf die Waage und wiegt bis zu fünf Kilogramm weniger als viele seiner Kontrahent­en. „Es wird auch viel gezogen und gezerrt. Dadurch hat er natürlich einen Nachteil“, erklärt Theiss. Doch sein Schützling sieht auch die positiven Seiten des Größennach­teils: „Wenn der Gegner schwerer ist, ist er oft auch langsamer. Dann muss ich meine Punkte eben anders machen“, sagt der Kühbacher.

Ein Kampf beim Ju-Jutsu ist deshalb auch dreigeteil­t. Zuerst sind Schläge und Tritte gefragt. Im zweiten Teil geht es darum, den Gegner mit Würfen zu Boden zu bringen. Schläge sind dann nicht mehr erlaubt. Im Schlussabs­chnitt geht es dann in den Bodenkampf. Hier kommt es auf die sogenannte­n Festlegete­chniken an, sagt Roland Theiss: „Man muss sich gut positionie­ren und versuchen, den Gegner zu blocken. Hier haben wendige Kämpfer wie Younis einen Vorteil.“Insgesamt dauert ein Kampf zwei Minuten. Bis zu sieben solcher Duelle absolviere­n die Kämpfer bei einem Turnier innerhalb einer Stunde. „Vor den Wettkämpfe­n bin ich etwas nervös. Sobald ich auf der Matte stehe, macht es aber nur noch Spaß“, schildert Younis Ghaith seine Gefühlslag­e. Vier bis fünf Turniere stehen pro Jahr an. Wenn die Reise länger geht, kommt es schon einmal vor, dass der Nachwuchsk­ämpfer und seine Teamkolleg­en am Vorabend anreisen und dann auf Weichboden­matten in der Turnhalle schlafen. Gewinnen will der Neunjährig­e aber immer, denn der Grundschül­er (dritte Klasse) ist sehr ehrgeizig. Schon am zweiten Trainingst­ag fragte er, wie lange es dauern würde, bis er Weltmeiste­r ist. Daran erinnert sich Trainer Roland Theiss noch gut: „Das werde ich nie vergessen. Er hat das wirklich gefragt. Und das aus dem Mund eines Sechsjähri­gen.“

Bis zum Weltmeiste­r hat es Younis Ghaith zwar noch nicht gebracht, aber seine Erfolge sprechen für sich. Bei der bayerische­n Meistersch­aft im April holte er trotz seines Gewichtsna­chteils den siebten Platz bei der U12. Seinen größten Erfolg feierte er im vergangene­n Jahr bei der U10. Damals holte er den bayerische­n Titel. Mehr geht für den Neunjährig­en derzeit übrigens nicht. Erst in den höheren Altersklas­sen werden deutsche Meistersch­aften ausgetrage­n. Auf den Weltmeiste­rtitel muss er also noch ein paar Jahre warten.

Für sein Ziel trainiert der Kühbacher aber bereits jetzt zweimal pro Woche hart. Anderthalb Stunden lang geht es dann für den Neunjährig­en und seine Teamkamera­den auf die Matten. Roland Theiss und drei weitere Trainer betreuen bis zu 15 Kinder. „In diesem Alter soll es in erster Linie Spaß machen. Da sind Drill und zu viel Disziplin nicht förderlich“, sagt Theiss, der besonders einen seiner Schüler manchmal einbremsen muss. Einen, der später einmal Weltmeiste­r werden will.

 ?? Fotos: Sebastian Richly ?? Körperbehe­rrschung spielt beim Ju Jutsu eine große Rolle. Der neunjährig­e Younis Ghaith aus Kühbach trainiert fleißig, um eines Tages Weltmeiste­r zu werden. Trainer Roland Theiss bringt seinem Schützling die richtigen Kampftechn­iken bei. Dazu gehören...
Fotos: Sebastian Richly Körperbehe­rrschung spielt beim Ju Jutsu eine große Rolle. Der neunjährig­e Younis Ghaith aus Kühbach trainiert fleißig, um eines Tages Weltmeiste­r zu werden. Trainer Roland Theiss bringt seinem Schützling die richtigen Kampftechn­iken bei. Dazu gehören...

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