Baar ohne Bankfiliale
Finanzen Wie schnell das Geschäftsstellen-Netz ausgedünnt wird, erlebt Baar gerade im Zeitraffer. Und weil sich dort zwei Banken nicht einigen, bleibt den Raiba-Kunden nicht mal ein Geldautoamt
Vor einem Jahr hatte die kleine Gemeinde Baar noch zwei Bankfilialen – jetzt sind beide zu, und RaibaKunden fehlt auch noch ein Geldautomat. »Lokales Seite 1
Baar Noch schnell mal Geld abheben, kurz die Kontoauszüge überprüfen oder bei Fragen einfach das persönliche Gespräch mit dem Bankberater hinter dem Schalter suchen – auf dem flachen Land können das immer weniger Kunden. Mit insgesamt 32 Filialen ins 15 von 16 Kommunen ist der nördliche Landkreis noch gut versorgt (siehe Grafik). Doch das Filialsterben grassiert mittlerweile auch im Wittelsbacher Land. Die Stadtsparkasse Augsburg hat im Norden längst zum TeilKahlschlag ausgehoben. Auch die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen lichtete im vergangenen Jahr aus.
Wie sich der Wandel im InternetTempo vollzieht, bekommen die Baarer im Zeitraffer mit. Vor einem Jahr war die kleine Kommune im nordöstlichen Landkreiseck noch mit zwei Filialen bestückt – jetzt steht sie ohne da. Während die Sparkasse die Schließung bei einem Pressetermin ankündigte und zumindest weiterhin eine Selbstbedienungsfiliale (SB) am Ort hat, hat die VRBank einfach mal so dicht gemacht. Seit Ende des vergangenen Jahres ist der Schalterraum der örtlichen Filiale der VR-Bank Handels- und Gewerbebank, übrigens die einzige der Genossenschaft im Wittelsbacher Land, geschlossen. Im Februar 2017 wurde zudem die SB-Zone mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker aufgelöst. Das „komplett veränderte Kundenverhalten“sei Hauptgrund für die Schließung, sagte Jürgen Reinthaler, Vorstandsmitglied der VR-Bank, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung. Und auch die Hoffnung, dass an einer anderen Stelle in Baar wieder ein SB-Automat errichtet wird, verneinte er.
Um weiterhin eine SB-Zone für Raiffeisenbank-Kunden in Baar zu unterhalten, war ursprünglich sogar eine Kooperation mit der Sparkasse im Gespräch. Geplant war, dass sich die beiden Geldinstitute den SBRaum der Sparkassen-Filiale im Postweg teilen. So hätten die Raiffeisenbank-Kunden auch weiterhin die Möglichkeit gehabt, vor Ort Geld und Kontoauszüge kostenlos zu holen. Bereits in vielen ländlichen Standorten sei eine solche Zusammenarbeit zwischen der Kreissparkasse Augsburg und der VRBank realisiert, erklärte Reinthaler. Leider sei es aber zwischen der VRBank und der Sparkasse zu keiner Einigung gekommen, und die Pläne wurden vorerst eingestellt, so Reinthaler weiter.
Nur noch der Kartenleser an der Eingangstür und die beklebten Fensterscheiben erinnern daran, dass in dem Gebäude in der Römerstraße einmal eine Bankfiliale unter- gebracht war. Das Gebäude, das im Besitz der VR-Bank war, wurde zwischenzeitlich verkauft. Damit endet eine Ära für die Gemeinde. Mehr als 50 Jahre war an dem Ort eine Raiffeisenbank-Filiale ansässig. Zuletzt gehörte die Außenstelle zur VR-Bank mit Hauptsitz in Gersthofen. Künftig sollen die Baarer Kunden von der Geschäftsstelle in Thierhaupten betreut werden.
Die Entscheidung, die Stelle in Baar zu schließen, sei nicht leicht gefallen, betonte Reinthaler im Gespräch mit unserer Zeitung. „Lieber würden wir Filialen eröffnen als schließen.“Aber der Trend scheint ein anderer zu sein. Die Nachfrage nach Online-Banking sei seit Jahren steigend. Und auch die Aufgabe der Außenstelle in Baar habe die Tendenz hin zu mehr Online- und Mobile-Banking leicht bestärkt.
Die hohen Kosten für den Unterhalt wie die Versicherung und das Befüllen der Automaten, aber auch die notwendigen Investitionen und der Unterhalt des Gebäudes waren weitere ausschlaggebende Gründe für das endgültige Aus. Denn letztlich dürfe auch nicht die Wirtschaftlichkeit aus den Augen verloren werden. Damit sich alle Kunden auf den Wechsel vorbereiten konnten, sei die Entscheidung „frühzeitig publiziert“worden. Neben der Bekanntmachung auf der Vertreterversammlung seien alle Kunden auch durch Plakate in der Filiale, Mitteilungen auf dem Kontoauszug sowie mit einem persönlichen Anschreiben über die Schließung informiert worden. Und trotzdem wurde so mancher Bankbesucher überrascht, als er Mitte Februar vor verschlossenen Türen stand. Besonders die älteren Mitbürger beklagen den Verlust der Bank sehr, weiß Baars Bürgermeister Leonhard Kandler. Auch er selbst verstehe nicht, dass in einer Gemeinde wie Baar, die in den kommenden Jahren beständig wachsen werde, nicht wenigstens ein SB-Automat erhalten bleibe.
Die Verantwortlichen der VRBank relativieren die Aufgabe der Geschäftsstelle damit, dass für größere Besorgungen oder einen Apothekenund Arztgang sowieso eine Fahrt nach Thierhaupten notwendig werde. Und dann könne dort auch gleich der Bankbesuch erledigt werden, denn wenn das Geld in der Nachbargemeinde ausgegeben werde, dann könne es auch dort abgehoben werden, so die Argumentation. Übrigens: Die Frage, wie es um die Zukunft der Thierhauptner Raiffeisenbank-Filiale bestellt ist, wollte das Vorstandsmitglied nicht verbindlich beantworten. Schon seit Längerem brodelt die Gerüchteküche, dass in Thierhaupten eine Schließung der Schalterräume ansteht und Kunden für ein persönliches Beratungsgespräch bis nach Meitingen fahren müssen. „Heute ist die Filiale in Thierhaupten definitiv