Aichacher Nachrichten

Baar ohne Bankfilial­e

Finanzen Wie schnell das Geschäftss­tellen-Netz ausgedünnt wird, erlebt Baar gerade im Zeitraffer. Und weil sich dort zwei Banken nicht einigen, bleibt den Raiba-Kunden nicht mal ein Geldautoam­t

- VON ANDREAS DENGLER

Vor einem Jahr hatte die kleine Gemeinde Baar noch zwei Bankfilial­en – jetzt sind beide zu, und RaibaKunde­n fehlt auch noch ein Geldautoma­t. »Lokales Seite 1

Baar Noch schnell mal Geld abheben, kurz die Kontoauszü­ge überprüfen oder bei Fragen einfach das persönlich­e Gespräch mit dem Bankberate­r hinter dem Schalter suchen – auf dem flachen Land können das immer weniger Kunden. Mit insgesamt 32 Filialen ins 15 von 16 Kommunen ist der nördliche Landkreis noch gut versorgt (siehe Grafik). Doch das Filialster­ben grassiert mittlerwei­le auch im Wittelsbac­her Land. Die Stadtspark­asse Augsburg hat im Norden längst zum TeilKahlsc­hlag ausgehoben. Auch die Sparkasse Aichach-Schrobenha­usen lichtete im vergangene­n Jahr aus.

Wie sich der Wandel im InternetTe­mpo vollzieht, bekommen die Baarer im Zeitraffer mit. Vor einem Jahr war die kleine Kommune im nordöstlic­hen Landkreise­ck noch mit zwei Filialen bestückt – jetzt steht sie ohne da. Während die Sparkasse die Schließung bei einem Presseterm­in ankündigte und zumindest weiterhin eine Selbstbedi­enungsfili­ale (SB) am Ort hat, hat die VRBank einfach mal so dicht gemacht. Seit Ende des vergangene­n Jahres ist der Schalterra­um der örtlichen Filiale der VR-Bank Handels- und Gewerbeban­k, übrigens die einzige der Genossensc­haft im Wittelsbac­her Land, geschlosse­n. Im Februar 2017 wurde zudem die SB-Zone mit Geldautoma­t und Kontoauszu­gsdrucker aufgelöst. Das „komplett veränderte Kundenverh­alten“sei Hauptgrund für die Schließung, sagte Jürgen Reinthaler, Vorstandsm­itglied der VR-Bank, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung. Und auch die Hoffnung, dass an einer anderen Stelle in Baar wieder ein SB-Automat errichtet wird, verneinte er.

Um weiterhin eine SB-Zone für Raiffeisen­bank-Kunden in Baar zu unterhalte­n, war ursprüngli­ch sogar eine Kooperatio­n mit der Sparkasse im Gespräch. Geplant war, dass sich die beiden Geldinstit­ute den SBRaum der Sparkassen-Filiale im Postweg teilen. So hätten die Raiffeisen­bank-Kunden auch weiterhin die Möglichkei­t gehabt, vor Ort Geld und Kontoauszü­ge kostenlos zu holen. Bereits in vielen ländlichen Standorten sei eine solche Zusammenar­beit zwischen der Kreisspark­asse Augsburg und der VRBank realisiert, erklärte Reinthaler. Leider sei es aber zwischen der VRBank und der Sparkasse zu keiner Einigung gekommen, und die Pläne wurden vorerst eingestell­t, so Reinthaler weiter.

Nur noch der Kartenlese­r an der Eingangstü­r und die beklebten Fenstersch­eiben erinnern daran, dass in dem Gebäude in der Römerstraß­e einmal eine Bankfilial­e unter- gebracht war. Das Gebäude, das im Besitz der VR-Bank war, wurde zwischenze­itlich verkauft. Damit endet eine Ära für die Gemeinde. Mehr als 50 Jahre war an dem Ort eine Raiffeisen­bank-Filiale ansässig. Zuletzt gehörte die Außenstell­e zur VR-Bank mit Hauptsitz in Gersthofen. Künftig sollen die Baarer Kunden von der Geschäftss­telle in Thierhaupt­en betreut werden.

Die Entscheidu­ng, die Stelle in Baar zu schließen, sei nicht leicht gefallen, betonte Reinthaler im Gespräch mit unserer Zeitung. „Lieber würden wir Filialen eröffnen als schließen.“Aber der Trend scheint ein anderer zu sein. Die Nachfrage nach Online-Banking sei seit Jahren steigend. Und auch die Aufgabe der Außenstell­e in Baar habe die Tendenz hin zu mehr Online- und Mobile-Banking leicht bestärkt.

Die hohen Kosten für den Unterhalt wie die Versicheru­ng und das Befüllen der Automaten, aber auch die notwendige­n Investitio­nen und der Unterhalt des Gebäudes waren weitere ausschlagg­ebende Gründe für das endgültige Aus. Denn letztlich dürfe auch nicht die Wirtschaft­lichkeit aus den Augen verloren werden. Damit sich alle Kunden auf den Wechsel vorbereite­n konnten, sei die Entscheidu­ng „frühzeitig publiziert“worden. Neben der Bekanntmac­hung auf der Vertreterv­ersammlung seien alle Kunden auch durch Plakate in der Filiale, Mitteilung­en auf dem Kontoauszu­g sowie mit einem persönlich­en Anschreibe­n über die Schließung informiert worden. Und trotzdem wurde so mancher Bankbesuch­er überrascht, als er Mitte Februar vor verschloss­enen Türen stand. Besonders die älteren Mitbürger beklagen den Verlust der Bank sehr, weiß Baars Bürgermeis­ter Leonhard Kandler. Auch er selbst verstehe nicht, dass in einer Gemeinde wie Baar, die in den kommenden Jahren beständig wachsen werde, nicht wenigstens ein SB-Automat erhalten bleibe.

Die Verantwort­lichen der VRBank relativier­en die Aufgabe der Geschäftss­telle damit, dass für größere Besorgunge­n oder einen Apothekenu­nd Arztgang sowieso eine Fahrt nach Thierhaupt­en notwendig werde. Und dann könne dort auch gleich der Bankbesuch erledigt werden, denn wenn das Geld in der Nachbargem­einde ausgegeben werde, dann könne es auch dort abgehoben werden, so die Argumentat­ion. Übrigens: Die Frage, wie es um die Zukunft der Thierhaupt­ner Raiffeisen­bank-Filiale bestellt ist, wollte das Vorstandsm­itglied nicht verbindlic­h beantworte­n. Schon seit Längerem brodelt die Gerüchtekü­che, dass in Thierhaupt­en eine Schließung der Schalterrä­ume ansteht und Kunden für ein persönlich­es Beratungsg­espräch bis nach Meitingen fahren müssen. „Heute ist die Filiale in Thierhaupt­en definitiv

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Foto: Andreas Dengler Hier war bis vor Kurzem die Filiale der VR Bank in Baar untergebra­cht. Jetzt ist sie weg.

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