Aichacher Nachrichten

„An jeder Ecke steht der Bakos“

Der ehemalige National-Verteidige­r arbeitet bei der WM im Organisati­onsteam. Ein Gespräch mit dem 38-Jährigen über seine Aufgaben in Köln und seine Zukunft beim AEV

- Interview: Milan Sako

Sie haben als Verteidige­r 100 Länderspie­le bestritten und an fünf Weltmeiste­rschaften teilgenomm­en. In Köln bestreiten Sie Ihr erstes Turnier im Organisati­onsteam des Deutschen Eishockey Bundes (DEB). Was ist Ihre Aufgabe in der Kölner Lanxess-Arena?

Bakos: Ich bin für den Bereich Sport und Competitio­n (Wettbewerb, Anm. der Red.) zuständig, also den Spielbetri­eb. Ich bin die Kontaktper­son für alle acht Nationen hier in Köln. Ich bin seit Wochen mit allen Team-Managern in Verbindung und schaue, ob die Abläufe in den Umkleiden passen. Zusammenge­fasst: Ich muss darauf achten, dass für das Wohl der Mannschaft­en gesorgt ist.

Welche Wünsche werden an Sie herangetra­gen?

Bakos: Oft sind es Kleinigkei­ten, zum Beispiel wird um zusätzlich­e Haken in der Trainerkab­ine nachgefrag­t. Vor dem WM-Start versuchen die Nationen, im Kabinenber­eich das Bestmöglic­he herauszuho­len. Aber zum einen hat die LanxessAre­na 2010 ja schon ein WM-Turnier gestemmt. Zum anderen geht es bei der Umkleidenv­ergabe streng nach der Eishockey-Weltrangli­ste – die besten Nationen finden die besten Bedingunge­n vor.

Wie lange dauert Ihr Arbeitstag?

Bakos: Von acht Uhr morgens bis Mitternach­t. In den letzten Tagen, bevor die Teams anreisten, war ich meist bis zwei Uhr nachts im Einsatz, weil noch Umbauarbei­ten in der Arena vorgenomme­n worden sind. Kurz vor der WM ist hier DJ Bobo aufgetrete­n. Das war nervenaufr­eibend, aber auch spannend, ob der Umbau rechtzeiti­g klappt.

Was strengt mehr an: Eine WM-Teilnahme als Spieler oder die TurnierOrg­anisation?

Bakos: Körperlich anstrengen­der ist es als Spieler. Da hat man eher den mentalen Sprint. Die Vorbereitu­ng vor dem Spiel, die Konzentrat­ionsphase, beanspruch­t einen sehr. Das hängt von der Drucksitua­tion ab. Jetzt durchlaufe ich einen mentalen Marathon. Man kann es kaum vergleiche­n. Beides fordert enorm.

Wir ordnen Sie die neue Erfahrung ein?

Bakos: Ich hatte das Glück, in meiner Karriere fünf Weltmeiste­rschaften zu spielen. Die Erfahrung, mal auf der anderen Seite zu stehen und dafür verantwort­lich zu sein, dass so ein gigantisch­es Event reibungslo­s über die Bühne geht, möchte ich nicht missen. Ich bekomme einen anderen Blickwinke­l auf eine Eishockey-Weltmeiste­rschaft.

DEB-Präsident Franz Reindl hat gesagt, dass Sie hinter den Kulissen mehr schwitzen als die Nationalsp­ieler, und die Profis gehen hier vor Schweiß tropfend vom Eis ...

Bakos: Da ist etwas dran, insbesonde­re nach dem Vorrundene­nde geht es wieder rund. Da kommen neue Teams aus der Pariser Gruppe zum Viertelfin­ale. Dann muss sehr viel in sehr kurzer Zeit organisier­t werden. Was bekommen Sie von der deutschen Nationalma­nnschaft mit? Bakos: Nicht viel. Ich sehe die Jungs, wenn sie zum Training kommen. Den Brüdern Dennis und Yannic Seidenberg laufe ich ständig über den Weg und die zwei witzelten schon: Hey, an jeder Ecke steht der Bakos. Sonst gibt es kaum Berührungs­punkte. Die Mannschaft hat ihren Ablauf und ich meinen hier den ganzen Tag über in der Halle.

Vor drei Jahren haben Sie ihre ProfiLaufb­ahn bei den Panthern nach einer schweren Schulterve­rletzung beendet und sind dann zum DEB gewechselt. Was ist in der Zeit passiert?

Ich habe beim Verband eine Lehre zum Sport- und FitnessKau­fmann absolviert, die ich vor einem Jahr abgeschlos­sen habe. Ich war im DEB-Büro in München und habe die Berufsschu­le besucht. Der Verband hat mich übernommen und ab dann war ich in die WM-Planung eingebunde­n.

Der Eishockey-Verband hätte Sie gerne weiter in seinem Team gesehen, DEB-Chef Reindl bedauert Ihren Abgang. Sie haben gekündigt und arbeiten ab Mitte Juni als NachwuchsC­heftrainer für den Augsburger EV. Warum der Wechsel?

Bakos: Ich will wieder näher am Sport arbeiten, das hatte ich bereits nach meinem Karriereen­de im Sinn. Zunächst habe ich die Chance ergriffen, eine Ausbildung zu machen, wozu ich in jungen Jahren nicht die Zeit hatte, weil ich ja Profi war. Ich wollte neue Eindrücke sammeln und die Konstellat­ion mit der Ausbildung beim DEB war ideal. Aber schlussend­lich war der Drang zurück zum Eis größer. Ich will mit jungen Menschen arbeiten. Wenn ich jetzt ein paar Jahre im Büro gearbeitet hätte, dann würde ich die Kurve zum Trainer wohl nicht mehr bekommen. Das habe ich Franz Reindl auch so gesagt.

Was ist beim AEV Ihr Aufgabenge­biet?

Bakos: Ich bin für die sportliche­n Belange im Nachwuchs zuständig und Trainer der DNL-Mannschaft (Wichtigste­s AEV-Jugendteam, Anm.d.R.).

Streben Sie irgendwann in den Profiberei­ch?

Bakos: Ausschließ­en will ich es nicht, aber darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Ich will mit meiner Mannschaft gut in die Saison starten. Klar habe ich mal Eishockey gespielt, aber als Trainer fange ich bei Null an.

 ?? Foto: Peggy Nieleck ?? Bei der Eishockey WM ist Michael Bakos für das Organisati­onsteam im Einsatz, beim AEV kümmert er sich um die DNL Nachwuchsm­annschaft.
Foto: Peggy Nieleck Bei der Eishockey WM ist Michael Bakos für das Organisati­onsteam im Einsatz, beim AEV kümmert er sich um die DNL Nachwuchsm­annschaft.

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