So will Friedberg Barrieren abbauen
Inklusionsbeirat diskutiert die Pläne für den Umbau der Innenstadt und der Verwaltung
Wer nicht richtig gehen, hören oder sehen kann, lebt gefährlich: Denn für behinderte Menschen gibt es im öffentlichen Raum unzählige Hindernisse und Stolpersteine wie Fahrradständer, Laternenmasten, Werbetafeln und vieles mehr. Das soll sich im Friedberger Zentrum bald ändern, wenn ab Mitte Juli eine der meistbefahrenen Kreuzungen barrierefrei ausgebaut wird.
Über das „Vorzeigeprojekt“, wie er es nennt, informierte Bürgermeister Roland Eichmann jetzt die betroffenen Anwohner und Mitglieder des Inklusionsbeirates. Für die wochenlangen Arbeiten an der Kreuzung Ludwig-/Aichacher Straße bekommt die Stadt dank eines kommunalen Investitionsprogramms 90 Prozent Zuschüsse und muss nur den Rest für die Maßnahmen und Technik selbst bezahlen.
Bis zum Beginn des neuen Schuljahres im Herbst soll alles fertig sein. Bis dahin werden Gefahrenstellen beseitigt oder mit Kontrastfarben kenntlich gemacht, akustische Warnsignale sorgen an den Ampeln künftig für Sicherheit. Weil sich genervte Anlieger über das Dauer-Gepiepe beschwert hatten, stellte Eichmann eine neue Lösung vor: Moderne Geräte reagieren sensibel auf Umweltgeräusche und tackern leiser, wenn wenig Verkehr ist.
Doch das beste System für Sehbehinderte nütze wenig, so der Bürgermeister, wenn Fahrräder, Auslagen von Geschäften oder Freiluftgastronomie im Weg stehen. Deshalb sind unter anderem fest montierte Fahrradständer vorgesehen außer Reichweite des Blindenleitsystems. Eichmann sprach von ärgerlich vielen Werbereitern auf den Gehwegen; mit den verantwortlichen Geschäften will die Stadt das Gespräch suchen.
Marion Brülls sprach sich im Integrationsbeirat dafür aus, für das historische Rathaus doch noch nach einer praktikablen Lösung zum Einbau eines Treppenlifts zu suchen. Das sei zwar aus Gründen des Brand- und Denkmalschutzes sehr schwierig, sagte Sabine Achinger als Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, aber im Bauausschuss wurde auch schon über einen Aufzug außen am Rathaus nachgedacht. Eichmann betonte, man wolle an diesem Thema auf jeden Fall dranbleiben.
Gute Nachrichten für behinderte Menschen hatte er hinsichtlich des Verwaltungsgebäudes am Marienplatz, das mit hohem Kostenaufwand saniert wird. Dort soll es nicht nur Rampen mit Handläufen geben, sondern im Erdgeschoss auch einen barrierefreien Besprechungsraum sowie eine Behinderten-Toilette mit Schiebetür. „Das geht sich vom Platz her zwar gerade so aus, aber wir haben aus den Gegebenheiten das Optimale rausgeholt“, sagte Eichmann.
Man solle doch das öffentliche Damen-WC auflösen und dafür die geschlechtsneutrale BehindertenToilette größer machen, lautete ein Vorschlag im Integrationsbeirat. Das sei nicht möglich, erwiderte Achinger, denn die ArbeitsstättenRichtlinie schreibe ein eigenes Abteil für Frauen vor.
Die Vorgabe des Freistaats, dass ab dem Jahr 2023 alle Gebäude barrierefrei sein sollen, die dem allgemeinen Publikumsverkehr dienen, stellt die Stadt Friedberg vor Probleme: Das würde in der Verwaltung am Marienplatz den Einbau eines Aufzugs bedeuten – theoretisch zwar möglich, aber verbunden mit schwerwiegenden Eingriffen in Statik und Substanz, gab der Bürgermeister zu bedenken.