Armutszeugnis für das reiche Bayern
Nur jede zweite Frau, die in einer akuten Gewaltsituation Schutz sucht, bekommt in Bayern einen Platz in einem Frauenhaus. Die andere Hälfte muss erst einmal schauen, wo sie bleibt. Die Ergebnisse der Studie der Universität Erlangen-Nürnberg sind vor allem eines: ein Armutszeugnis für das reiche Bayern.
Dass es in den Schutzunterkünften so wenige Plätze gibt, liegt vor allem daran, dass die Frauen immer länger in den Einrichtungen bleiben. Der Grund für diese Entwicklung: Sie finden einfach keine bezahlbare Wohnung. Wer sich auf dem bayerischen Immobilienmarkt umsieht, weiß: Die Preise gehen immer weiter nach oben. Was der Freistaat dringend braucht, sind Sozialwohnungen. Damit Menschen, die sich auf der Flucht vor Gewalt ein besseres Leben aufbauen wollen, überhaupt eine Chance haben.
Um die Einrichtungen besser zu unterstützen, ist auch mehr Geld vom Staat nötig. Bisher liegt die Hauptlast bei den Kommunen. Ende vergangenen Jahres wollte die SPD-Fraktion eine Verdoppelung der staatlichen Unterstützung für die 40 bayerischen Frauenhäuser erreichen – der Antrag wurde aber abgelehnt. Bisher gibt es vom Freistaat nur 2,5 Millionen Euro für alle Frauenhäuser zusammen. Nur 25 Prozent der für die Studie befragten Einrichtungen geben an, dass die Finanzierung ausreichend ist.
Mit einer besseren Unterstützung wäre es auch möglich, sich weiterhin um die Frauen zu kümmern, wenn sie die Unterkunft verlassen haben. Denn der Neustart ist für viele oft eines: einsam.