Er sorgt für den richtigen Ton
Bernd Dorfner baut und repariert Blechblasinstrumente. Warum er manchmal improvisieren muss
Wer in der Region Augsburg eine Trompete oder eine Tuba spielt, kennt das Geschäft von Bernd Dorfner sehr wahrscheinlich. Er ist der einzige Instrumentenmacher für Blechbläser in Augsburg und betreibt sein Geschäft in der Nähe des Oberhauser Bahnhofs seit 1976.
Die Musik hatte schon immer viel Einfluss auf das Leben von Dorfner. Sein Vater war Professor für Posaunenspiel am Mozarteum in Salzburg und seine Frau lernte bei einem Ausflug mit der Jugendkapelle Gersthofen in die Niederlande kennen. Nach Augsburg verschlug es den Österreicher wegen seines Vaters. Der empfahl dem Sohn, sich bei der Firma Scherzer zu bewerben. Die genoss einen guten Ruf und lieferte weltweit Instrumente aus. So kam er 1957 in die Fuggerstadt. Vier Jahre später fertigte er sein Gesellenstück an, mit dem er Bundessieger im Instrumentenbau wurde.
So richtig Gefallen fand er an dem Beruf aber zunächst nicht. „Ich habe nach der Lehre alles Mögliche gemacht, unter anderem als Tankwart gearbeitet“, so Dorfner. Dass er Anfang der Siebziger doch in den Beruf zurückkehrte, war vor allem zwei Tatsachen geschuldet: Zum einen sprach sich unter den Musikern auf dem Lechfeld herum, dass er Blechblasinstrumente reparieren kann, und zum anderen suchte eine Firma nach jemandem, der ein Geschäft für Instrumente als Filialist betreiben wollte. Das Unternehmen ging aber pleite, sodass er den Laden mit seiner Frau ab 1976 alleine weiterbetrieb. Ohne Idealismus geht es heute aber kaum noch. Die Einnahmesituation ist schwieriger geworden. „Zu uns kommen sehr viele Hobbymusiker. Von denen kann ich keine 50 Euro Stundenlohn verlangen.“
Inzwischen ist er selbst 75 Jahre alt und sucht seit einiger Zeit einen Nachfolger. „Die Zahl der Kandidaten ist begrenzt. Hinzu kommt, dass in den größeren Betrieben oft nur noch Bauelemente ausgetauscht werden, die Auszubildenden aber beispielsweise nicht mehr lernen, ein Rohr zu biegen oder zu improvisieren.“Letzteres macht Dorfner beispielsweise, wenn er mal wieder die passende Schraube nicht zur Verfügung hat. Weil alle Instrumentenhersteller unterschiedliche Modelle benutzen, fertigt er die Schraube bei Bedarf selber an.
Über die Jahre hat er Instrumente mit den verschiedensten Kniffen noch reparieren können, die sich in keinem Lehrbuch fanden. All das hat er in einem kleinen Buch notiert, dass er rausholt, wenn Standardlösungen nicht mehr funktionieren. Manchmal ist aber selbst Dorfner ratlos. „Es kam schon mehrfach vor, dass Kunden ihr Instrument hinter dem Auto abgestellt haben und dann rückwärts gefahren sind. Da konnte auch ich nichts mehr retten.“