Raibas wollen im Agrarhandel hoch hinaus
Das neue Agrar-Zentrum der Nachbargenossenschaften Rehling und Aindling im Gewerbegebiet von Motzenhofen hat Betrieb aufgenommen. Großes Interesse bei Eröffnung. Jeder Teil der Anlage könnte erweitert werden
Gut drei Jahre hat es von den Vorgesprächen bis zur Fertigstellung gedauert, ehe das Raiffeisen-Agrar-Zentrum nördlich der Staatsstraße 2047 in Motzenhofen (Gemeinde Hollenbach) verwirklicht werden konnte. Am Sonntag wurde die Anlage eingeweiht. Bei einem Tag der offenen Tür besichtigten nicht nur zahlreiche Landwirte die großen Gebäude, die gemeinsam von den Raiffeisenbanken Rehling und Aindling erstellt wurden.
Im Frühjahr 2014 fanden die ersten Gespräche zwischen den beiden Genossenschaften statt. Die ersten Pläne wurden im Januar 2015 in Aindling präsentiert. Wie Georg Gschoßmann, Vorstand der Raiba Rehling, weiter darlegte, wurde auf den Generalversammlungen der beiden Banken im Mai 2015 die Ausgliederung des Warengeschäfts beschlossen. Anfang 2015 entstand die GmbH und Co. KG. Für die Planung wurde die Firma Hinterlang und Burk eingeschaltet, die bundesweit auf diesem Gebiet Erfahrung hat. Gschoßmann: „Nachdem die Genehmigung leider erst neun Monate später kam, konnten wir am 15. Februar 2016 endlich den Spatenstich machen.“Ungünstiges Wetter habe zu Verzögerungen geführt. Außerdem deutete er an: „Jeden Teil könnten wir erweitern.“
Peter Bürle, einer der Geschäftsführer der neuen Anlage, begrüßte im Festzelt 300 Besucher, darunter die Bürgermeister Franz Xaver Ziegler (Hollenbach), Karl Metzger (Inchenhofen) und Alfred Rappel (Rehling). „Es liegt eine anstrengende und aufregende Zeit hinter uns“, erklärte Bürle: „Wir haben die Herausforderung mit dem Neubau angenommen.“Er versicherte, das Lager in Rehling-Oberach werde nach wie vor betrieben.
Manfred Gerstner, Vorstand der Aindlinger Raiba, schilderte die Überlegungen, die zum Projekt mit dem Nachbarn führten. Man sei damals vor der Frage gestanden: Machen wir es vernünftig oder lassen wir es bleiben? Die Entscheidung fiel auf Alternative eins. Aindling habe eine Stärke bei Öl und Heizöl, Rehling beim Getreidehandel. Wiederholt wurde beim offiziellen Teil der Veranstaltung, bei der die Zwei boarischen Musikanten aufspielten, die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern am Lechrain herausgestellt. Jeden Donnerstag treffen sich die Verantwortlichen. Laut Gerstner sind die beiden Banken zu je 50 Prozent am Agrar-Zentrum beteiligt.
Sein Aindlinger Kollege Anton Fürst berichtete darüber, dass die erste Kostenschätzung sich auf 7,5 Millionen Euro belief. An diesem Betrag wäre das Vorhaben beinahe gescheitert. Anfang 2015 war die Rede von 5,8 Millionen, nun gab es grünes Licht. Für den Erwerb des Grundstücks waren 500 000 Euro erforderlich. Die Kosten für das Getreidelager beliefen sich auf 2,5 Millionen Euro. Wie Fürst erklärte, werde man dafür Fördermittel in einem Umfang von 500000 Euro in Anspruch nehmen. Beide Raibas hätten zum Eigenkapital je 3,7 Millionen Euro beigesteuert. Fürst: „Wir sind für die Zukunft bestens gerüstet.“Hollenbachs Bürgermeister Ziegler erläuterte die wichtigsten Schritte, mit denen die Gemeinde zu tun habe. Um einigermaßen abschätzen zu können, wie hoch die Silotürme in den Himmel ragen würden, stellten zwei Autokräne ein Phantomgerüst auf. Ehe alle Fragen geklärt waren, habe es diverse runde Tische im Landratsamt gegeben. Mit Blick auf die Finanzen meinte der Bürgermeister: „Ich freue mich auf irgendwann hoffentlich reichlich fließende Gewerbesteuereinnahmen.“
Der Untergrund habe erheblich Probleme bereitet, berichtete Planer Michael Hinterlang. Daher habe man eine große Zahl an Pfählen in den Boden rammen müssen. Wichtig war ihm der Hinweis: „Der Bau ist unfallfrei verlaufen.“Christian Baumeister, Vorstand der Raiba Rehling, betonte die gute Verkehrsanbindung der neuen Gebäude. Ferner versicherte er: „Wir stehen zur Region, wir stehen zur Landwirtschaft.“Den kirchlichen Segen erteilte Dekan Stefan Gast auf einem Rundgang. Er rief dazu auf, gut umzugehen mit der Schöpfung.
Welches Risiko im Agrar-Warengeschäft steckt, zeigt die gemeinsame Gesellschaft von drei Genossenschaften in der Nachbarschaft. Die VR Agrar-Center, Sitz in Wollomoos (Markt Altomünster), mit Beteiligung der Raiba Adelzhausen Sielenbach musste 2016 einen Umsatzeinbruch von rund 40 Prozent einstecken. (mit cli)