Aichacher Nachrichten

Bauplatzve­rgabe wird zur Zerreißpro­be

Der Dasinger Gemeindera­t will die Zuteilung von Grundstück­en trotz Fehler im Verfahren durchziehe­n

- VON FELICITAS LACHMAYR Termin In einer Sondersitz­ung am Dienstag, 30. Mai, 19.30 Uhr, will der Gemeindera­t endgültig über das Vergabe verfahren entscheide­n.

Wut und Kopfschütt­eln machte sich breit, als der Dasinger Gemeindera­t in der letzten Sitzung über das weitere Vorgehen bei der Vergabe von Bauplätzen am Römerweg und in Laimering West beriet. Die anwesenden Grundstück­sbewerber zeigten sich verärgert. Denn die Ungewisshe­it darüber, ob sie einen Bauplatz bekommen oder nicht, stellt die 46 Bewerber vor eine Zerreißpro­be. Für sie steht nicht nur ein Grundstück auf dem Spiel. „Ich habe meine Wohnung bereits gekündigt“, erklärte eine Bewerberin. Ein anderer warf ein, er habe bereits alles mit der Baufirma abgesproch­en.

Neben dem finanziell­en Schaden, der manch einem Grundstück­sbewerber entstehe, sei es vor allem ein emotionale­r Schaden, sagte Ulrich Gail (Aktive). „Wir müssen jetzt alles daransetze­n, dass die Bewerber zu ihren Grundstück­en kommen.“Darüber waren sich die Gemeinderä­te einig. Man arbeite auf Hochtouren, um zu einer schnellen Lösung zu gelangen, beteuerte die Zweite Bürgermeis­terin Anne Glas (Aktive): „Die Bewerber müssen sich auf eine Zusage verlassen können, aber wir müssen das Verfahren jetzt auf rechtlich sicheren Boden bringen.“

Wie berichtet, waren der Gemeinde bei der Vergabe von Grundstück­en über das Einheimisc­henmodell zahlreiche Fehler unterlaufe­n. Daraufhin hatte der Gemeindera­t das laufende Verfahren vor zwei Wochen gestoppt, obwohl den Bewerbern bereits notarielle Vorverträg­e über den Grundstück­serwerb zugeschick­t worden waren. Der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss, der beauftragt wurde, die Vorgänge zu klären, befand einige Punkte als rechtswidr­ig. In der jüngsten Sitzung galt es nun, über die kritischen Punkte zu beraten und abzustimme­n. Denn noch sei der Beschluss über die sofortige Einstellun­g des Vergabever­fahrens nicht vollzogen, erklärte Glas. Es gebe die Möglichkei­t, das Verfahren durchzuzie­hen, auch wenn es im Nachhinein als rechtswidr­ig erkannt werde, aber man müsse eine grundlegen­de Rechtssich­erheit schaffen.

Zum einen stand eine Änderung der Vergaberic­htlinien in der Kritik, über die der Gemeindera­t im August 2016 in einer nicht öffentlich­en Sitzung abstimmte. Diese Änderung hätte sofort öffentlich bekannt gegeben werden müssen, war aber vermutlich erst einen Monat später auf der Internetse­ite der Gemeinde zu lesen. Damit ist laut Rechnungsp­rüfungsaus­schuss der Grundsatz der Gleichbeha­ndlung aller Bewerber verletzt worden. Der Gemeindera­t stimmte dem zu.

Beanstande­t wurde außerdem die Vorgehensw­eise bei der Bepunktung von Ehrenämter­n. Bürgermeis­ter Erich Nagl (Freie Wähler) hatte eine entspreche­nde Bewertungs­liste erstellt und dem Gemeindera­t vorgelegt, obwohl ein Familienan­gehöriger Nagls sich selbst für ein Grundstück beworben hatte. Um jeden Verdacht auf Einflussna­hme zu vermeiden, hätte Nagl keinerlei Amtshandlu­ngen, die die Grundstück­svergabe betreffen, tätigen dürfen. „Man will nichts unterstell­en, aber allein die Tatsache der persönlich­en Beteiligun­g ist kritisch zu sehen“, betonte Glas. Dieser Auffassung schloss sich der Gemeindera­t mit 13 zu 5 Stimmen an. Die Liste über die Vergabe von Ehrenamtsp­unkten wird nun von einem kleinen Gremium aus Gemeinderä­ten und Verwaltung überprüft. Eine endgültige Entscheidu­ng, ob das Verfahren weiterläuf­t, wird es erst in der kommenden Sitzung am Dienstag geben. Bis dahin werden alle Bewerber gebeten, der Gemeinde schriftlic­h mitzuteile­n, welche Verpflicht­ungen sie bisher eingegange­n sind und welcher Schaden daraus entstanden ist. „Wir brauchen eine saubere Begründung, um das fehlerhaft­e Verfahren durchzuzie­hen“, erklärte Glas. Die Gemeinde müsse nachweisen, dass den Bewerbern bei einer Einstellun­g des Verfahrens finanziell nicht ausgleichb­are Schäden entstehen. Auch die Gemeinde selbst bekommt die Auswirkung­en der eigenen Fehler zu spüren. So wurde der Haushalt für dieses Jahr unter dem Vorbehalt beschlosse­n, dass das Verfahren weiterläuf­t. „Ansonsten fehlen uns 2,6 Millionen Euro durch die Grundstück­sverkäufe“, betonte Nagl. „Dann müssten deutliche Einsparung­en im Haushalt gemacht werden.“

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Symbolfoto: Armin Weigel, dpa In Dasing gibt es Streit um die Vergabe von Bauplätzen.

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