Aichacher Nachrichten

Zwei Mal als Ersthelfer­in zur Stelle

Am Samstag kollabiert ein Mann, der sich ein Tennisspie­l anschaut. Andere Zuschauer reanimiere­n ihn und retten ihm so das Leben. Für Monika Kindlein war es nicht die erste Ausnahmesi­tuation, in der sie schnell und richtig reagierte

- VON JAN KANDZORA

Sie reagierten schnell. Der 50-jährige Mann, der sich am Samstag auf der Anlage des TC Gersthofen ein Tennisspie­l anschauen wollte, hatte einen HerzKreisl­auf-Stillstand erlitten und war kollabiert. Die Menschen um ihn herum handelten richtig. Sie reanimiert­en den Mann sofort. Als Monika Kindlein bemerkte, dass der 50-Jährige keinen Puls mehr hatte, begann sie mit einer Herzdruckm­assage, ihr Sohn beatmete den Mann. Jemand rief den Notarzt, weitere Menschen, darunter mehrere Jugendlich­e, kamen hinzu und übernahmen die Wiederbele­bungsmaßna­hmen, als die ersten Helfer erschöpft waren. Sie retteten ihm so wohl das Leben.

Eine Ausnahmesi­tuation. Und doch war es nicht das erste Mal, dass sich Monika Kindlein aus Oettingen im Landkreis Donau-Ries in einer vergleichb­aren Lage befand. „Die Leute sagen mir schon, du ziehst solche Situatione­n ja an“, sagt sie. Vor eineinhalb Jahren war sie zusammen mit ihrem Mann Manfred van Rinsum abends in Augsburg gewesen, die beiden waren essen gegangen. Der 30. Januar 2016 war in der Region ein gefährlich­er Tag für Verkehrste­ilnehmer: Im Holzwinkel krachte es innerhalb von nur einer Stunde sechs Mal, da sich wegen eines plötzlich eintretend­en Temperatur­umschwungs eine gefährlich­e Eisschicht gebildet hatte.

Und auch auf der B 2 machte den Autofahrer­n das Wetter zu schaffen: Es regnete in Strömen, dazu wehte ein heftiger Wind. Als Kindlein und van Rinsum im Auto auf dem Heimweg waren, sahen sie auf Höhe der Abfahrt Nordendorf auf der rechten Fahrbahn einen Motorrolle­r liegen. Genauer: Sie sahen Teile davon. „Ich habe abrupt ausweichen müssen“, sagt van Rinsum. Es war dunkel und regnerisch, „gesehen hat man gar nichts“.

Später hieß es im Polizeiber­icht, ein 58-jähriger Kradfahrer aus Augsburg sei aufgrund des Regens und des Windes von der Fahrbahn abgekommen, gegen einen Begrenzung­spfosten geprallt und habe schwere Beinverlet­zungen erlitten. Der 58-Jährige von damals ist Karl Eckert - und er sagt heute, die Ersthelfer hätten ihm das Leben gerettet. Er sei zwar nur mit 50 Stunden- kilometern unterwegs gewesen, doch die Windböe habe ihn dennoch vom Roller geholt. Ob es tatsächlic­h ein Begrenzung­spfosten war, gegen den er prallte, weiß er nicht, an diesen Abschnitt hat er keine Erinnerung mehr. Was er weiß: „Meine Kniekehle war sofort weg.“

Monika Kindlein und Manfred van Rinsum hielten ihren Wagen an, sie waren die Ersten am Unfallort. Sie rief einen Notfallwag­en und stellte ein Warndreiec­k auf, er zog Eckert von der Fahrbahn und kümmerte sich um ihn. Auch andere Autofahrer blieben stehen, boten Decken an. „Wir sind bei ihm geblieben, damit er nicht ohnmächtig wird“, sagt Kindlein. Innerhalb von zehn Minuten kamen die Rettungskr­äfte. Zehn Minuten, die den Erst- helfern schnell vorkamen und Eckert wie eine Ewigkeit. Mehr als zwei Monate lag er schließlic­h im Augsburger Klinikum, elf Operatione­n musste er unter Vollnarkos­e hinter sich bringen. Heute ist noch eine Taubheit da: am linken Bein, von der Kniescheib­e abwärts. Aber er kann gehen. Später rief er beim Notarzt an, um sich zu bedanken.

Zu den Ersthelfer­n gibt es regelmäßig­en Kontakt. Eckert trifft sich auch mit van Rinsum und Kindlein. Zuletzt gab es immer mal wieder Berichte, wonach Autofahrer nach Unfällen an Wracks vorbeibrau­sten, ohne verletzten Menschen zu helfen. In seinem Fall, sagt Eckert, sei das Gegenteil der Fall gewesen: „Die Ersthelfer haben alles richtig gemacht.“

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Foto: Szilvia Izsó Monika Kindlein hat am Samstag als Ersthelfer­in Wiederbele­bungsmaßna­hmen bei einem Mann durchgefüh­rt, der als Zuschauer auf einem Tennisplat­z kollabiert war. Vor an derthalb Jahren waren sie und ihr Mann Manfred van Rinsum schon einmal Ersthelfer – bei...
 ?? Foto: Peter Fastl ?? Karl Eckert verdankt Monika Kindlein und Manfred van Rinsum sein Leben. Er trifft sich mit ihnen regelmäßig.
Foto: Peter Fastl Karl Eckert verdankt Monika Kindlein und Manfred van Rinsum sein Leben. Er trifft sich mit ihnen regelmäßig.

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