Naturschützer wollen Landverbrauch eindämmen
In Stadt und Kreis Augsburg werden jährlich Bauflächen in der Größe von über 130 Fußballfeldern ausgewiesen. Der Bund Naturschutz will eine andere Strategie – und die Bürger sollen mithelfen
In vielen Kommunen wird derzeit diskutiert, wo sie noch Wohnbebauung und Gewerbeansiedlungen zulassen können und wollen. Die Überlegungen gehen häufig zu Lasten von Grünflächen und Ackerland. Der Bund Naturschutz startet jetzt eine Initiative gegen den übermäßigen Flächenverbrauch. Denn der beträgt in Bayern aktuell 13,1 Hektar pro Tag – das entspricht in etwa 18 Fußballfeldern. Pro Jahr werden rund 48 Quadratkilometer Freifläche in Siedlungsund Verkehrsfläche umgewandelt.
Und dabei sind die Stadt und der Landkreis Augsburg nach Ansicht des Bundes Naturschutz (BN) besonders negative Beispiele für den Umgang mit Flächen. „In Augsburg werden seit mehreren Jahren etwa 35 Hektar pro Jahr versiegelt, das sind mehr als in München und Nürnberg. Im Landkreis Augsburg sind es sogar 150 Hektar. Bayernweit war der Verbrauch nur in Ansbach noch höher“, sagt Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. Das sind umgerechnet über 130 Fußballfelder pro Jahr. Vor allem die Ansiedlung vieler Logistikfirmen auf dem Lechfeld habe dazu beigetragen, so Mergner. Als Negativbeispiel nannte er auch den Umgang mit der Flugplatzheide in Haunstetten, die trotz langer Kontroversen bebaut werden soll.
Die Naturschützer wollen deswegen mit der Hilfe von freiwilligen Helfern bis Ende dieses Jahres selber einen Plan erstellen, wo aus ihrer Sicht eine Bebauung sinnvoll und umweltverträglich möglich ist. Dafür wird in einem Modellprojekt derzeit ein Fragebogen erarbeitet, anhand dessen die Unterstützer Flächen bewerten sollen. Sie sollen unter anderem Rückmeldung geben, ob sich schützenswerte Bäume auf dem Gelände befinden oder welche Grünflächen es im Umfeld noch gibt.
Analysiert werden soll die Lage in den Städten Augsburg, Neusäß, Stadtbergen sowie in Teilen Königsbrunns. „Unser Ziel ist es, eine große Lösung für ganze Quartiere zu erstellen, so dass unsere Position zu einer möglichen Bebauung klar ist und wir uns nicht in kleinteiligen Diskussionen aufreiben, wenn es um konkrete Bauvorhaben geht“, erläuterte dazu BN-Regionalreferent Thomas Frey. Der Bericht soll dann auch mit den Stadtplanern der Kommunen diskutiert und veröffentlicht werden. Zusammen mit dem Institut für Stadt, Mobilität und Energie – einer Ausgründung der Universität Stuttgart – finden derzeit Voruntersuchungen statt, wie und wo der prognostizierte Wohnraumbedarf im Raum Augsburg unter ökologischen Gesichtspunkten realisiert werden kann.
Aus Sicht des Bundes Naturschutz wäre eine übergeordnete Planung, beispielsweise durch die Regierung von Schwaben, wünschenswert, weil so sichergestellt werde, dass nicht jede Kommune macht, was sie will, sondern jeweils die Auswirkungen auf die Nachbarkommunen berücksichtigt werden. Die Naturschützer fordern zudem, dass wieder höher und dichter gebaut wird, um den Bedarf an Wohnraum zu decken.
Besonders kritisch sieht der BN, dass der bayerische Heimatminister Markus Söder die Regeln für Gewerbegebiete lockern will. Sobald sich mindestens zwei Kommunen zusammentun, können sie an Abfahrten von Autobahnen und vierspurigen Bundesstraßen ein Gewerbegebiet ausweisen, berichtet Mergner. „Wir hoffen, dass diese Pläne nicht realisiert werden. Der Bauernverband ist auch dagegen“, so der Landesbeauftragte. Der BN hält es für sinnvoller, Leerstände zu nutzen und an bestehende Gewerbegebiete anzubauen, um eine Zersiedlung und Flächenfraß zu verhindern.
Wer die BN Kreisgruppe bei der Erfassung von Flächen unterstützen will, kann sich unter Telefon 0821/37695 oder per E Mail bn_kg_augsburg@au gustakom.net melden.