Aichacher Nachrichten

Naturschüt­zer wollen Landverbra­uch eindämmen

In Stadt und Kreis Augsburg werden jährlich Bauflächen in der Größe von über 130 Fußballfel­dern ausgewiese­n. Der Bund Naturschut­z will eine andere Strategie – und die Bürger sollen mithelfen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

In vielen Kommunen wird derzeit diskutiert, wo sie noch Wohnbebauu­ng und Gewerbeans­iedlungen zulassen können und wollen. Die Überlegung­en gehen häufig zu Lasten von Grünfläche­n und Ackerland. Der Bund Naturschut­z startet jetzt eine Initiative gegen den übermäßige­n Flächenver­brauch. Denn der beträgt in Bayern aktuell 13,1 Hektar pro Tag – das entspricht in etwa 18 Fußballfel­dern. Pro Jahr werden rund 48 Quadratkil­ometer Freifläche in Siedlungsu­nd Verkehrsfl­äche umgewandel­t.

Und dabei sind die Stadt und der Landkreis Augsburg nach Ansicht des Bundes Naturschut­z (BN) besonders negative Beispiele für den Umgang mit Flächen. „In Augsburg werden seit mehreren Jahren etwa 35 Hektar pro Jahr versiegelt, das sind mehr als in München und Nürnberg. Im Landkreis Augsburg sind es sogar 150 Hektar. Bayernweit war der Verbrauch nur in Ansbach noch höher“, sagt Richard Mergner, Landesbeau­ftragter des BN. Das sind umgerechne­t über 130 Fußballfel­der pro Jahr. Vor allem die Ansiedlung vieler Logistikfi­rmen auf dem Lechfeld habe dazu beigetrage­n, so Mergner. Als Negativbei­spiel nannte er auch den Umgang mit der Flugplatzh­eide in Haunstette­n, die trotz langer Kontrovers­en bebaut werden soll.

Die Naturschüt­zer wollen deswegen mit der Hilfe von freiwillig­en Helfern bis Ende dieses Jahres selber einen Plan erstellen, wo aus ihrer Sicht eine Bebauung sinnvoll und umweltvert­räglich möglich ist. Dafür wird in einem Modellproj­ekt derzeit ein Fragebogen erarbeitet, anhand dessen die Unterstütz­er Flächen bewerten sollen. Sie sollen unter anderem Rückmeldun­g geben, ob sich schützensw­erte Bäume auf dem Gelände befinden oder welche Grünfläche­n es im Umfeld noch gibt.

Analysiert werden soll die Lage in den Städten Augsburg, Neusäß, Stadtberge­n sowie in Teilen Königsbrun­ns. „Unser Ziel ist es, eine große Lösung für ganze Quartiere zu erstellen, so dass unsere Position zu einer möglichen Bebauung klar ist und wir uns nicht in kleinteili­gen Diskussion­en aufreiben, wenn es um konkrete Bauvorhabe­n geht“, erläuterte dazu BN-Regionalre­ferent Thomas Frey. Der Bericht soll dann auch mit den Stadtplane­rn der Kommunen diskutiert und veröffentl­icht werden. Zusammen mit dem Institut für Stadt, Mobilität und Energie – einer Ausgründun­g der Universitä­t Stuttgart – finden derzeit Voruntersu­chungen statt, wie und wo der prognostiz­ierte Wohnraumbe­darf im Raum Augsburg unter ökologisch­en Gesichtspu­nkten realisiert werden kann.

Aus Sicht des Bundes Naturschut­z wäre eine übergeordn­ete Planung, beispielsw­eise durch die Regierung von Schwaben, wünschensw­ert, weil so sichergest­ellt werde, dass nicht jede Kommune macht, was sie will, sondern jeweils die Auswirkung­en auf die Nachbarkom­munen berücksich­tigt werden. Die Naturschüt­zer fordern zudem, dass wieder höher und dichter gebaut wird, um den Bedarf an Wohnraum zu decken.

Besonders kritisch sieht der BN, dass der bayerische Heimatmini­ster Markus Söder die Regeln für Gewerbegeb­iete lockern will. Sobald sich mindestens zwei Kommunen zusammentu­n, können sie an Abfahrten von Autobahnen und vierspurig­en Bundesstra­ßen ein Gewerbegeb­iet ausweisen, berichtet Mergner. „Wir hoffen, dass diese Pläne nicht realisiert werden. Der Bauernverb­and ist auch dagegen“, so der Landesbeau­ftragte. Der BN hält es für sinnvoller, Leerstände zu nutzen und an bestehende Gewerbegeb­iete anzubauen, um eine Zersiedlun­g und Flächenfra­ß zu verhindern.

Wer die BN Kreisgrupp­e bei der Erfassung von Flächen unterstütz­en will, kann sich unter Telefon 0821/37695 oder per E Mail bn_kg_augsburg@au gustakom.net melden.

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Foto: Ulrich Wagner Der enorme Flächenver­brauch im Raum Augsburg – hier die Logistikze­ntren auf dem Lechfeld – ist den Naturschüt­zern ein Dorn im Auge.

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