Zwischen zwei Vorlesungen Gutes tun
Buben und Mädchen im SOS-Kinderdorf im Hochfeld profitieren von dem Projekt „Do it“der Uni Augsburg. Studenten berichten über ihre Erfahrungen. Was sie noch alles vorhaben
Angelika Christl ist froh, dass jedes Semester Studenten den Weg zum SOS-Kinderdorf im Hochfeld finden und die Einrichtung unterstützen. Sie leitet die Einrichtung. „Ohne die Hilfe könnten wir und viele andere Anbieter im sozialen Bereich viele Angebote nicht stemmen“, so Christl.
Die Studenten finden über das „Do it“-Projekt der Universität zum Kinderdorf. Das Angebot der Universität sei super, weil es Engagement im überschaubaren zeitlichem Rahmen ermögliche, sagt BWL-Student Dominique Fleischmann. Die Teilnehmer sollen sich 40 Stunden im Semester bei einer Organisation oder einem Verein ehrenamtlich einbringen. Fleischmann hat mit den kleinen Gästen in der Einrichtung gebastelt und gemalt. „Es war interessant, mit den Kindern und Eltern ins Gespräch zu kommen. Ich habe Einblicke in die Situation von Familien erhalten, die mir später im Leben vielleicht mal nutzen.“
Er hat sich gemeinsam mit Kommilitonin Maria Shkundin angemeldet. Die junge Frau hat als Jugendliche bereits in einem Jugendzentrum mitgeholfen, wo sie gebraucht wur- de. Sie hat sich besonders über ein Erlebnis gefreut: „Eine junge Mutter hat mich gefragt, ob ich kurz auf ihr Kind aufpassen kann, weil sie einen Weg erledigen muss. Dieses Vertrauen in mich war toll.“
Indirekten Kontakt zu den Kindern hatte Erziehungswissenschaftlerin Hanna Janicki. Sie arbeitete im Secondhand-Laden der Einrichtung. „Mein Stundenplan war leider so voll, dass die Arbeit mit Kindern zeitlich nicht reinpasste. Im Laden kamen aber immer wieder Kinder allein oder mit ihren Eltern vorbei und ich war letztlich doch immer mittendrin“, sagt sie. Sie hat ihren Studienschwerpunkt im Bereich Kinder und Jugendliche gesetzt.
Das Engagement bei „Do it“hat Folgen: Die drei bleiben dem SOSKinderdorf auch künftig als freiwillige Helfer erhalten. „Jetzt kennen wir die Abläufe und können noch besser helfen. Zudem haben wir noch einige Ideen, die wir mit den Kindern gerne realisieren würden“, sagt Fleischmann. Insgesamt fünf der neun Studierenden, die im vergangenen Semester im Haus des SOS-Kinderdorfes aktiv waren, machen auch weiter, freut sich Christl. Die Aufgaben, die sie verteilt, sind vielfältig. Sie reichen von der hauswirtschaftlichen Unterstützung über das Erstellen eines Flyers und der Mitarbeit im Laden bis hin zu Freizeitangeboten. „Vergangenes Semester haben wir dank der Studenten ein Zirkusprojekt auf die Beine stellen können. Im kommenden Semester möchte jemand ein Sportangebot auf die Beine stellen“, so die Chefin. Was dem Kinderdorf zugutekommt, ist die Nähe zur Uni, wie auch Fleischmann bestätigt. Weil es nur zwei Straßenbahnhaltestellen sind, könnten er und die anderen auch zwischendurch schnell mal vorbeischauen und anschließend wieder zur nächsten Lehrveranstaltung gehen.
Die Studenten wünschen sich, dass noch mehr Werbung für das „Do it“-Projekt gemacht wird. Sie seien eher zufällig darauf gestoßen, berichten sie. „Ich habe die Mail gesehen, in der zur Auftaktveranstaltung an der Universität eingeladen wurde, aber viele haben die wahrscheinlich gar nicht gelesen, bei der Menge an Mails, die im Postfach landen“, so Janicki. Koordiniert wird das Projekt von Julia Brombach. Sie hält das Versenden von Mails für eine gute und effektive Variante. Die Wahrnehmung sei deutlich besser als bei Aushängen oder Infoständen. Bei Letzterem sei die Hemmschwelle zu groß, an den Stand heranzutreten, hat sie festgestellt. „Pro Semester kommen etwa 100 Studenten zu unserer Auftaktveranstaltung, in der sich acht bis zehn Einrichtungen vorstellen. Das ist ein guter Rahmen.“
Sie sieht aber auch die Grenzen des Projektes. So gebe es immer wieder den Wunsch, im Rahmen von „Do it“eine Hausaufgabenhilfe anzubieten. Die werde aber für das ganze Schuljahr benötigt, das Projekt laufe aber jeweils nur ein Semester. Aus Brombachs Sicht ist das Projekt ein Erfolg. „Wir machen am Ende des Semesters immer noch mal einen Workshop. Aus den Diskussionen hört man bei vielen raus, dass sie das erste Mal bewusst erleben, wie privilegiert ihr Leben ist und was sie aus den gesammelten Erfahrungen für ihr Leben und ihren Job mitnehmen.“Und es gibt eine weitere erfreuliche Entwicklung. Beteiligten sich bislang vor allem Sozialund Geisteswissenschaftler, kommen neuerdings vermehrt Studenten aus anderen Fachbereichen.