Aichacher Nachrichten

Augsburger Verein deckt Missstände in Schlachtho­f auf

In Fürstenfel­dbruck hat ein Betrieb dichtgemac­ht, nachdem „Soko Tierschutz“Aufnahmen veröffentl­ichte, die Verstöße gegen den Tierschutz dokumentie­rten. Es gibt noch eine weitere Verbindung nach Augsburg

- VON JAN KANDZORA

Es ist noch nicht lange her, da warb der Schlachtho­f in Fürstenfel­dbruck auf seiner Homepage im Internet mit einer „ethisch vertretbar­en und hochwertig­en Schlachtun­g“. Nun ist der Betrieb geschlosse­n, und ob er wieder öffnet, ist ungewiss. Alle Mitarbeite­r sind entlassen worden oder freigestel­lt. Auslöser dieses Schrittes waren Filmaufnah­men eines Augsburger Vereins: Die Tierrechts­organisati­on „Soko Tierschutz“hatte Anfang Mai heimliche Aufnahmen aus dem Betrieb veröffentl­icht, die zwischen Juli 2016 und April 2017 entstanden sein sollen und diverse Verstöße gegen den Tierschutz festhielte­n.

Einmal sieht man auf den Aufnahmen etwa einen Mitarbeite­r des Schlachtho­fes, der ein Rind einen Gang entlang treiben will. Als das Tier stehenblei­bt, packt der Mann es am Schwanz und dreht ihn um, kurz darauf schlägt er das Rind mit einem Gittertor und versetzt ihm schließlic­h Stromschlä­ge mit einer Elektrozan­ge. Man sieht in den Aufnahmen einen Mann, der einem Schaf gegen den Kopf tritt; man sieht Schweine, die vor der Schlachtun­g offenbar nicht völlig betäubt worden waren. Die „mangelnde Betäubung“, sagt Vereinsvor­sitzender Friedrich Mülln, sei „das größte Problem“bei dem Schlachtho­f gewesen. Der Verein hat Strafanzei­ge gegen einige der Beteiligte­n des Schlachtho­fes gestellt und der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft nach eigener Auskunft 20 Stunden Material übergeben.

Für den Augsburger Verein ist die Schließung des Schlachtho­fes ein Erfolg. Dass die Organisati­on hier seinen Sitz hat, ist zugleich nicht die einzige Verbindung des Falles zu Augsburg. Einige der Beteiligte­n auf den Videos und Mitarbeite­r des Schlachtho­fes haben offenbar an der Augsburger Fleischers­chule ihren Abschluss als Meister gemacht. Auch die Schule gerät daher in den Fokus von Soko Tierschutz. Man müsse sich schon fragen, sagt Mülln, wie es dort mit dem Tierschutz gehandhabt werde, wenn Absolvente­n nicht lange nach ihrem Abschluss derart dagegen verstießen.

Kritik, die man bei der Fleischers­chule so nicht stehen lassen will. Das Thema Tierschutz sei durchaus Bestandtei­l der theoretisc­hen Meisteraus­bildung, teilt die Schule auf Anfrage schriftlic­h mit. Den Umfang dazu gebe der Rahmenlehr­plan zur Meisteraus­bildung in Verbindung mit den gesetzlich­en Vorschrift­en vor. Die angehenden Meister, die aus ganz Deutschlan­d stammen, lernen an der Schule 14 Wochen Praxis und Theorie. Im letzten Jahr wurden hier rund 100 Personen ausgebilde­t. Diese müssen vorher eine dreijährig­e Ausbildung zum Fleischerg­esellen absolviere­n. Wer dabei die Wahlqualif­ikationsei­nheit Schlachten wähle, müsse eine zweitägige Schulung machen, bei der Tierschutz­aspekte bei der Schlachtun­g im Vordergrun­d stünden, heißt es von der Schule. An der Fleischers­chule selbst werde das Thema Tierschutz nicht nur explizit an einem ganzen Unterricht­stag unterricht­et, sondern auch in diversen anderen Inhalten thematisie­rt.

Wie es beim Schlachtho­f weitergeht, ist offen. Die Organisati­on „Soko Tierschutz“fordert, dass der Betrieb langfristi­g eingestell­t wird, die dortige Kreistagsf­raktion der CSU will einen Neuanfang.

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Friedrich Mülln

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