Wie sicher sind Augsburgs Schulen?
Nach einem Schwelbrand in einer Grundschule geht die Stadt auf Nummer sicher. Rund 75 Millionen Euro aus dem großen Sanierungsprogramm werden für den Brandschutz eingeplant. Und es soll noch mehr getan werden
An Augsburger Schulen wird der Brandschutz nun noch einmal genau unter die Lupe genommen. Zwar wurden schon vor dem Bildungsförderprogramm, in das bis ins Jahr 2030 insgesamt 300 Millionen Euro gesteckt werden, zahlreiche Brandschutzmaßnahmen in die Planungen aufgenommen. Doch nach einem Schwelbrand an der St.-AnnaGrundschule Anfang April gibt es wieder Handlungsbedarf.
An der Anna-Grundschule in der Schaezlerstraße lief gerade der Nachmittagsunterricht, als eine Lehrerin aufgeregt zu Schulleiterin Andrea Micklitz kam. Sie meldete ihr Brandgeruch, der aus dem Keller der Schule kam. Betreuer und Lehrer reagierten schnell und vorbildlich: Sie führten die rund 150 Kinder, die sich noch in der Schule befanden, nach draußen auf einen Sammelplatz und zählten durch, ob alle da sind. Derweil rückte die Feuerwehr an. Ein Kurzschluss am Verteilerkasten im Keller des Gebäudes hatte den Schwelbrand ausgelöst.
Im Bildungsausschuss wurde kürzlich das gelungene Notfallmanagement der Schule gelobt. Es sei zu keiner Zeit jemand in Gefahr gewesen. „Der Schreck war schon groß“, sagt Schulleiterin Micklitz im Nachhinein. Was man schon x-mal mit den Schülern geübt hatte, sei an diesem Nachmittag eingetreten. „Aber wir haben gelernt, dass man in solch einer Situation tatsächlich funktioniert.“
Eine Verkettung unglücklicher Umstände habe zu dem Schwelbrand geführt. Wolfgang Färber, Leiter des Schulverwaltungsamtes, betont, dass an allen Augsburger Schulen die Betriebssicherheit gewährleistet und die Elektrik TÜVgeprüft sei. „Dennoch wollen wir rund 15 elektrische Anlagen von Schulen überprüfen, die über einen ähnlichen Bautyp wie an der St.-Anna-Grundschule verfügen.“
Insgesamt sei der Zustand der St.Anna-Grundschule „veraltet“. Der Bildungsausschuss beschloss, dass es hier einer Neuinstallation bedarf. Einig war man sich auch, dass eine Bestandsaufnahme und Überprüfung der Elektrik an der Grundschule gemacht und ein Brandschutzkonzept erstellt werden muss. Was die Untersuchung zu Tage bringen werde und wie viel Geld es kosten könnte, veraltete elektrische Anlagen zu erneuern, ist noch offen. Außerdem, so das Fazit im Bildungsausschuss, sollen die Stadtwerke parallel dazu eine sogenannte „thermische Überprüfung“von Elektroverteileranlagen ähnlichen Bautyps an allen Augsburger Schulen durchführen. Etwaige Schwachstellen sollen über Wärmebildaufnahmen festgestellt und beseitigt werden. Wie hoch die Kosten und die notwendigen Maßnahmen sein werden, ist ebenfalls noch unklar.
Die Stadt Augsburg, die für die Betriebssicherheit von 70 Schulen verantwortlich ist, investiert derzeit viel Geld in Brandschutzmaßnahmen. Allein 25 Prozent der Gelder, die in das Bildungsförderprogramm fließen, sind dafür bestimmt: rund 75 Millionen Euro. „Es wurden vor allem Mängel mit aufgenommen, die bei Begehungen von Feuerwehrleuten aufgefallen und angemahnt wurden“, erklärt Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU).
Dabei handelt es sich beispielsweise in vielen Fällen um eine zweite Fluchttreppe. „Gerade die sehr alten Schulen wie die HansAdlhoch-, Eichendorff-, Wittelsbacher oder Luitpold-Grundschule verfügen alle über nur eine zentrale Treppe“, so Köhler. Das ist nach den neuesten Vorgaben der Brandschutzrichtlinien nicht mehr ausreichend. Denn wenn das Treppenhaus verraucht ist, schneidet das Schülern den einzigen Fluchtweg ab. Alle betreffenden Schulen erhalten deshalb eine zweiten Treppenaufgang, oftmals als Außentreppe. Köhler: „Die Hans-AdlhochGrundschule in Pfersee erhält aufgrund ihrer Größe sogar zwei weitere Fluchttreppen.“
Es sind aber nicht die ganz alten Schulgebäude, die der Stadt die größten Sorgen bereiten – es sind die Schulbauten aus den 70er Jahren. Was im Gebäudekomplex der Fachoberschule, Berufsoberschule und Reischleschen Wirtschaftsschule einmal als Brandschutzmaßnahme für rund 1,8 Millionen Euro geplant war, entwickelt sich gerade zu einer Generalsanierung, die mit einem Vielfachen der Kosten zu Buche schlagen wird. „Gerade die abgehängten Decken und vorgelegten Wände sind in diesen Bauten in Sachen Brandschutz problematisch. Eine einzelne Baumaßnahme betrifft dort oft viele andere Gewerke und entwickelt sich dann zu einer größeren Maßnahme“, so Färber.
Oft können auch vermeintlich kleine Aktionen große Wirkung zeigen: Vier Wochen vor dem Schwelbrand in der St.-Anna-Grundschule wurde dort nach einer Überprüfung durch die Feuerwehr der Keller leer geräumt. „Sie hatten bei einer Begehung angemahnt, dass die Gegenstände, die im Keller lagerten, im Brandfall leicht Feuer fangen könnten“, sagt Köhler.