Alle zählen auf sie
Die 17-jährige Lena Mährlein macht ihr freiwilliges soziales Jahr an der Theresia-Gerhardinger-Schule in Friedberg und beim Sportverein Post SV in Augsburg. Doch teilweise mangelt es an engagierten jungen Leuten wie ihr
Eigentlich wollte Lena Mährlein zur Polizei – jetzt bringt sie Kindern schwimmen und rechnen bei. Zumindest vorerst. Denn die 17-Jährige macht nach der Realschule ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). Angetreten hat sie es beim Augsburger Sportverein Post SV, der sie stundenweise an die Theresia-Gerhardinger-Schule ausleiht. Für ihr Unterrichtskonzept, gebundener Ganztag genannt, braucht die Einrichtung viele Helfer. Lena Mährlein ist eine von ihnen. Sie unterstützt beim Schwimmunterricht, beim Basteln, in Musik. Die Schule ist darauf angewiesen, dass ein Verein ihr seine FSJler „ausleiht“, sagt Rektorin Elisabeth Kern.
Das anspruchsvolle Programm für die Kinder von 8 bis 15.30 Uhr, in dem sie abwechselnd klassischen Unterricht und andere Angebote haben, lasse sich nicht allein mit Lehrern füllen. Also arbeitet sie mit Vereinen, der Musikschule oder engagierten Privatleuten zusammen. Seit es den gebundenen Ganztag an der Theresia-Gerhardinger-Schule gibt – heuer im siebten Jahr – läuft das gut.
Eine Klasse pro Jahrgang wird nach dem Konzept unterrichtet. Doch jetzt findet sich für Lena Mährlein kein Nachfolger. „Ich weiß nicht, was wir dann machen sollen. Wir müssten das Konzept völlig umbauen und die Qualität würde leiden“, befürchtet Kern.
550 staatlich geförderte Stellen im Sportbereich gibt es für FSJler bayernweit. Sie sind alle ausgeschöpft, berichtet Thomas Kern, Ehemann der Friedberger Rektorin und Ge- schäftsführer des Bayerischen Landes-Sportverbandes. „Es ist ein Erfolgsmodell.“Doch in der Region tun sich Vereine schwer, Bewerber zu finden. Ursprünglich arbeitet die Gerhardinger-Schule mit dem TSV Friedberg zusammen. Der hat jedoch bereits in der aktuellen Saison keine FSJler oder Mitarbeiter aus dem Bundesfreiwilligendienst, und auch für die nächste sieht es schlecht aus. Dabei arbeiteten früher immer gleich zwei junge Leute mit, berichtet TSV-Vorsitzender Karsten Weigl. Sie werden, je nach ihren sportlichen Fähigkeiten, in unterschiedlichen Abteilungen als Übungsleiter eingesetzt, aber auch für Büro- und Organisationsaufgaben. „Es ist eine super Sache, von der beide Seiten profitieren“, sagt Weigl. Der Verein bzw. die Schule haben Hilfe, die Freiwilligen lernen etwas fürs Leben und erproben, Verantwortung zu übernehmen.
Das sieht auch Lena Mährlein so. „Ich habe gelernt, geduldiger mit Menschen umzugehen“, sagt sie. Das wird ihr sicher in ihrem künftigen Beruf zugutekommen. Vom Job bei der Polizei ist sie abgekommen und will nun Physiotherapeutin werden. Der Umgang mit Menschen macht ihr Spaß, das hat sie an der Schule erfahren: „Ich habe viele nette Leute kennengelernt und kein Tag ist wie der andere.“
Das ist es auch nicht für die jungen Menschen, die ihr freiwilliges soziales Jahr (für unter 18-Jährige) oder den Bundesfreiwilligendienst (18 Jahre und älter) beim Roten Kreuz absolvieren. 15 Bufdis tun beim BRK Aichach-Friedberg Dienst, berichtet Mitarbeiterin Barbara Schreiber. Sie arbeiten im Ret- tungsdienst, beim betreuten Fahrdienst, der Senioren-Tagespflege und der Verwaltung mit. „Wir kommen über die Runden“, sagt Schreiber. Dafür wirbt das Rote Kreuz aber auch mit Zeitungsanzeigen und macht Aushänge an Schulen. Trotz dieses Aufwandes hat das BRK eine Sorge: Für Friedberg gibt es viele Bewerber, in Aichach aber fehlen sie.