Wo Bach auf Indianerflöte trifft
Bei der Nacht der Kirchenmusik in Aichach erfreut sich das Publikum an bunten Klängen. Luther gibt das Thema vor
500 Jahre Reformation – Aufbruch zur Freiheit: Unter diesem Motto des Reformationsjubiläumsjahres 2017 fanden sich jetzt in der Paul-Gerhardt-Kirche ganz unterschiedliche Ensembles zu einem Konzert zusammen.
Die ökumenische Nacht der Kirchenmusik, vom katholischen Kirchenmusiker Alois Kammerl ins Leben gerufen und zwischenzeitlich gute Tradition, wurde erstmals von der evangelischen Gemeinde ausgerichtet.
Folgerichtig eröffnete der evangelische Kirchenchor unter der Leitung von Wolfgang Kraemer den Reigen der musikalischen Darbietungen mit dem Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“in einem Satz von Johann Sebastian Bach und dem Luthertext, „Verleih uns Frieden gnädiglich“in der Vertonung von Felix Mendelssohn. Dem Thema Freiheit widmete der Chor das berühmte „Va pensiero“aus der Oper Nabucco von Verdi. Mit mehreren Abendliedern beendete der Chor seinen Auftritt.
Aufgelockert wurde das Chorprogramm von der Veeh-Harfengruppe der städtischen Musikschule. Mit Kompositionen von Ensembleleiterin Dorothee Fröller und anderen füllten diese zerbrechlich wirkenden Instrumente den Kirchenraum mit fein gezupften Klängen.
Der zweite Musikblock war wohl der bunteste des Abends. Der Chor der Evangelischen Studierenden Gemeinde (ESG), der schon öfter zu Gast in Aichach war, brachte die Zuhörer unter anderem mit zwei Gospels in Schwung, um dann mit den farbigen Akkorden und den flächigen Klängen des „Ubi Caritas“ von dem norwegischen Komponisten Ola Gjeilo das Publikum zu verzaubern. Zudem gab es barocke und romantische Melodien, gespielt von Saxophon und Orgel (Tizian und Korbinian Pollanka). Schließlich setzten Markus von Ciriacy-Wantrup, der Chorleiter des ESG-Chores, und Dorothee Fröller zu einer Improvisation auf Didgeridoo und Indianerflöte an und zogen die Besucher damit in ihren Bann.
Die Musik des Trio Allegretto hatte mit Freiheit zu tun. Mit der Ouvertüre aus der Oper „Die Entführung aus dem Serail“, Tangos oder der Filmmusik aus „Forrest Gump“spielten Kraemer (Klavier), Friederike Scheller (Violoncello) und Fröller (Querflöte) virtuos auf.
Für den Abschluss sorgte eine achtstimmige Solistengruppe aus dem Kammerchor „St. Sebastian“, die Helga Schallmayer-Fritscher zusammengestellt hatte. Diese erinnerte mit dem Marienlied „Sie ist mir lieb“des evangelische Komponisten Michael Prätorius und einem Text von Martin Luther daran, dass auch der Mönch aus Wittenberg ein begeisterter Marienverehrer war. Ergänzt wurde der Chor von den Flauti dolci, der Blockflötengruppe der katholischen Pfarrei unter der Leitung von Beate Klobe, die Tänze aus der Renaissance und dem Barock vortrugen.
Der Chor beschloss sein Programm mit einem Ave Maria von Sergej Rachmaninov. Ein würdiger Abschluss der gesamten Veranstaltung unter Leitung von Arnold Fritscher. Der evangelische Kirchenvorstand sorgte für das leibliche Wohl. (AN)