Aichacher Nachrichten

Länger Parken in Aichach

Bei Parkzeit in der Innenstadt einigt sich Stadtrat mehrheitli­ch auf einen Kompromiss: Bis zu zwei Stunden sind im gebührenpf­lichtigen Bereich erlaubt – bis auf den Stadtplatz

- VON CLAUDIA BAMMER bac@augsburger allgemeine.de

58 Parkplätze gibt es insgesamt am Oberen und Unteren Stadtplatz in Aichach: 20 nördlich des Rathauses und 38 südlich davon. Und meist sind sie belegt: Am zentralste­n Ort ist der Parkdruck am größten, hatte auch eine Erhebung für das Parkraumko­nzept der Stadt gezeigt. Dort belässt es der Stadtrat nun mit einer Mehrheitse­ntscheidun­g bei einer Stunde Höchstpark­dauer. Auf den übrigen 159 Stellplätz­en in der Altstadt und der Oberen Vorstadt, für die die Autofahrer einen Parkschein lösen müssen, greift der Kompromiss, der sich schon im Bauausschu­ss abgezeichn­et hat: Dort können die Autos künftig bis zu zwei Stunden stehen.

Die Aktionsgem­einschaft Aichach (Aga), die Einzelhänd­ler, Dienstleis­ter und Gewerbetre­ibende in Aichach vertritt, hatte dafür plädiert, die bisherige Regelung beizubehal­ten, und stattdesse­n auf den kostenfrei­en Parkplätze­n auf drei Stunden zu erhöhen. Anderersei­ts haben 22 Gewerbetre­ibende mit einer Unterschri­ftenliste die Verlängeru­ng der Parkzeit in der Innenstadt auf zwei Stunden gefordert.

Im Stadtrat hat sich für diese Lösung bei entspreche­nd höherer Ge- bühr vor allem die Freie Wählergeme­inschaft (FWG) starkgemac­ht. Fraktionsv­orsitzende­r Georg Robert Jung argumentie­rte auch jetzt, die längere Parkzeit sei kundenfreu­ndlicher und könne dafür sorgen, dass wieder mehr Kunden nach Aichach kommen. Zudem ging er davon aus, dass nicht jeder die Höchstpark­zeit ausnutzt und somit von einer Halbierung der Kundenfreq­uenz nicht auszugehen sei. In anderen Städten sei das Usus. Er fragte: „Wollen wir’s angenehmer für die Leute machen?“Ordnungsam­tsleiter Manfred Listl stellte die Gegenfrage: „Ist es bürgernah, einen Parkplatz zu bekommen oder auf einem länger stehen bleiben zu können?“

Für die CSU plädierte Hans-Peter Port – Fraktionsc­hef Helmut Beck fehlte in der Sitzung – für die Regelung: von Tor zu Tor (also am Stadtplatz) wie bisher, außerhalb zwei Stunden.

Karl-Heinz Schindler (SPD) plädierte dafür, es bei der bisherigen Regelung zu belassen: je zentraler, desto kürzer. Die Regelung sei sinnvoll und gut zu merken. „Ich erkenne einen Veränderun­gsdruck derzeit nicht.“Angesichts der unterschie­dlichen Interessen der Geschäftsl­eute, sagte er: „Wir werden nie eine Lösung finden, mit der die größte Zahl der Anbieter zufrieden ist.“Weil sich aber schon im Bauausschu­ss abgezeichn­et hatte, dass die bisherige Regelung keine Mehrheit finden würde, plädierte Schindler in diesem Fall für eine klare Regelung. Einen Vorschlag dazu präsentier­te Mario Pettinger (SPD): Nicht nur am Stadtplatz, sondern „im gesamten Kopfsteinp­flasterber­eich“inklusive Tandlmarkt (also in der historisch­en Altstadt) sollte eine Stunde gelten, außerhalb – also am Platz beim Schützenhe­im und in der Oberen Vorstadt – zwei Stunden. Pettinger fürchtete, dass sonst zum Beispiel der Schlosspla­tz regelmäßig von Besuchern des Amtsgerich­ts, wo er arbeitet, belegt ist. Diese würden jetzt auf die nur dreieinhal­b Gehminuten entfernten kostenlose­n Alternativ­en ohne zeitliche Beschränku­ng verwiesen, wie den Parkplatz am Freibad.

Magdalena Federlin (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte für Pettingers Vorschlag. Sie fürchtete, dass bei einer Zwei-Stunden-Regelung durch den Suchverkeh­r mehr Autos in die Innenstadt gezogen werden. Erich Echter (CWG) gab zu bedenken, dass sich das Verhalten der Autofahrer nicht berechnen lasse. „Wir werden nie richtig liegen.“

Abgestimmt wurde zunächst, ob die bisherige Regelung beibehalte­n werden soll. Das wurde mit 13:17 Stimmen abgelehnt. Mit 23:7 Stimmen wurde anschließe­nd beschlosse­n, es am Stadtplatz bei einer Stunde Höchstpark­dauer zu belassen. Ebenfalls mit 23:7 Stimmen beschloss der Stadtrat, die maximale Parkdauer im übrigen gebührenpf­lichtigen Bereich auf zwei Stunden zu erhöhen. Eine Abstimmung über Pettingers Vorschlag hatte sich damit erübrigt. Einig war sich der Stadtrat bei der Parkgebühr. Derzeit kostet Stunde 50 Cent. Analog dazu kosten dann zwei Stunden einen Euro.

Ab wann die neue Regelung gilt, ist noch offen. Wie Manfred Listl erläutert, müssen zunächst die Parkschein­automaten umgerüstet werden. Insgesamt gibt es zwölf Stück. Und die Beschilder­ung muss entspreche­nd geändert werden. Listl geht davon aus, dass das einige Wochen dauern wird. Wenn es soweit ist, wird die Stadt informiere­n. Die Kosten liegen voraussich­tlich bei rund 5500 Euro.

In der Sitzung ging es außerdem um die Parküberwa­chung, das Anwohnerpa­rken und den Parkplatz beim Freibad an der Franz-BeckStraße.

Nicht einstimmig, aber mit einer klaren Mehrheit hat der Aichacher Stadtrat entschiede­n, die Parkzeit in der Innenstadt abseits des Stadtplatz­es zu verlängern. Vorausgega­ngen ist eine engagierte, sachliche Diskussion. Die unterschie­dlichen Überzeugun­gen mündeten in einen Kompromiss. In zwei Punkten war der Stadtrat dabei vollkommen sich einig.

Der erste Punkt: Egal, wie die Parkzeit in der Innenstadt gestaltet wird – jedem wird man’s nicht recht machen können. Bäcker oder Apotheker haben naturgemäß ein Interesse daran, dass möglichst viele Kunden, die nur kurz bleiben, einen nahegelege­nen Parkplatz finden. Beim Frisör, bei der Kosmetiker­in oder beim Arzt dauert’s eher länger. Das zeigten schon die unterschie­dlichen Aussagen der Aga und der Geschäftsl­eute, die Unterschri­ften für die Verlängeru­ng gesammelt haben. Die einen werden jetzt enttäuscht sein, die anderen sich freuen. Es könnte aber auch sein, dass den Kunden, denen bisher der grüne Parkplatz zu weit entfernt war, auch der Schlosspla­tz nicht nahe genug – weil nicht direkt vor der Tür – ist. Zwei Stunden Parkzeit gilt bald auch in der Oberen Vorstadt, wo der Parkdruck ähnlich hoch ist wie am Stadtplatz. Auch dort wird es Zufriedene und Unzufriede­ne geben.

Der zweite Punkt, in dem Einigkeit herrschte: Niemand kann vorhersehe­n, wie sich die jetzt beschlosse­ne Verlängeru­ng der Parkzeit abseits des Stadtplatz­es auswirken wird. Gut möglich, dass in dieser „Glaubensfr­age“die FWG recht hat und jetzt Kunden wieder nach Aichach kommen, die mit der bisherigen Regelung unzufriede­n waren. In anderen Städten wie Friedberg oder Schrobenha­usen gelten auch längere Parkzeiten. Ebenso gut möglich ist es, dass jetzt diejenigen, die nur kurz ein Geschäft aufsuchen wollen, jetzt länger nach einem Parkplatz suchen. Und diejenigen, die bisher, um genug Zeit für ihre Erledigung­en zu haben, ihr Auto am Alten Friedhof, in der Tiefgarage oder am grünen Parkplatz abgestellt haben, jetzt auch ihr Glück in der historisch­en Altstadt versuchen. Die Praxis wird es zeigen.

Eines lässt sich aber schon jetzt vorhersage­n: Wer bisher immer einen Parkplatz bekommt, wird das auch in Zukunft. Und wer jetzt schon „nie“einen findet, wird auch künftig ein Problem haben – direkt vor der gewünschte­n Ladentür.

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Archivfoto: Erich Echter Südlich (im Bild) und nördlich des Rathauses belässt es der Stadtrat mit einer Mehrheitse­ntscheidun­g bei einer Stunde Höchstpark­dauer. Auf den übrigen 159 Stellplätz­en in der Altstadt und der Oberen Vorstadt, für die die Autofahrer einen Parkschein...

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