Länger Parken in Aichach
Bei Parkzeit in der Innenstadt einigt sich Stadtrat mehrheitlich auf einen Kompromiss: Bis zu zwei Stunden sind im gebührenpflichtigen Bereich erlaubt – bis auf den Stadtplatz
58 Parkplätze gibt es insgesamt am Oberen und Unteren Stadtplatz in Aichach: 20 nördlich des Rathauses und 38 südlich davon. Und meist sind sie belegt: Am zentralsten Ort ist der Parkdruck am größten, hatte auch eine Erhebung für das Parkraumkonzept der Stadt gezeigt. Dort belässt es der Stadtrat nun mit einer Mehrheitsentscheidung bei einer Stunde Höchstparkdauer. Auf den übrigen 159 Stellplätzen in der Altstadt und der Oberen Vorstadt, für die die Autofahrer einen Parkschein lösen müssen, greift der Kompromiss, der sich schon im Bauausschuss abgezeichnet hat: Dort können die Autos künftig bis zu zwei Stunden stehen.
Die Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga), die Einzelhändler, Dienstleister und Gewerbetreibende in Aichach vertritt, hatte dafür plädiert, die bisherige Regelung beizubehalten, und stattdessen auf den kostenfreien Parkplätzen auf drei Stunden zu erhöhen. Andererseits haben 22 Gewerbetreibende mit einer Unterschriftenliste die Verlängerung der Parkzeit in der Innenstadt auf zwei Stunden gefordert.
Im Stadtrat hat sich für diese Lösung bei entsprechend höherer Ge- bühr vor allem die Freie Wählergemeinschaft (FWG) starkgemacht. Fraktionsvorsitzender Georg Robert Jung argumentierte auch jetzt, die längere Parkzeit sei kundenfreundlicher und könne dafür sorgen, dass wieder mehr Kunden nach Aichach kommen. Zudem ging er davon aus, dass nicht jeder die Höchstparkzeit ausnutzt und somit von einer Halbierung der Kundenfrequenz nicht auszugehen sei. In anderen Städten sei das Usus. Er fragte: „Wollen wir’s angenehmer für die Leute machen?“Ordnungsamtsleiter Manfred Listl stellte die Gegenfrage: „Ist es bürgernah, einen Parkplatz zu bekommen oder auf einem länger stehen bleiben zu können?“
Für die CSU plädierte Hans-Peter Port – Fraktionschef Helmut Beck fehlte in der Sitzung – für die Regelung: von Tor zu Tor (also am Stadtplatz) wie bisher, außerhalb zwei Stunden.
Karl-Heinz Schindler (SPD) plädierte dafür, es bei der bisherigen Regelung zu belassen: je zentraler, desto kürzer. Die Regelung sei sinnvoll und gut zu merken. „Ich erkenne einen Veränderungsdruck derzeit nicht.“Angesichts der unterschiedlichen Interessen der Geschäftsleute, sagte er: „Wir werden nie eine Lösung finden, mit der die größte Zahl der Anbieter zufrieden ist.“Weil sich aber schon im Bauausschuss abgezeichnet hatte, dass die bisherige Regelung keine Mehrheit finden würde, plädierte Schindler in diesem Fall für eine klare Regelung. Einen Vorschlag dazu präsentierte Mario Pettinger (SPD): Nicht nur am Stadtplatz, sondern „im gesamten Kopfsteinpflasterbereich“inklusive Tandlmarkt (also in der historischen Altstadt) sollte eine Stunde gelten, außerhalb – also am Platz beim Schützenheim und in der Oberen Vorstadt – zwei Stunden. Pettinger fürchtete, dass sonst zum Beispiel der Schlossplatz regelmäßig von Besuchern des Amtsgerichts, wo er arbeitet, belegt ist. Diese würden jetzt auf die nur dreieinhalb Gehminuten entfernten kostenlosen Alternativen ohne zeitliche Beschränkung verwiesen, wie den Parkplatz am Freibad.
Magdalena Federlin (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte für Pettingers Vorschlag. Sie fürchtete, dass bei einer Zwei-Stunden-Regelung durch den Suchverkehr mehr Autos in die Innenstadt gezogen werden. Erich Echter (CWG) gab zu bedenken, dass sich das Verhalten der Autofahrer nicht berechnen lasse. „Wir werden nie richtig liegen.“
Abgestimmt wurde zunächst, ob die bisherige Regelung beibehalten werden soll. Das wurde mit 13:17 Stimmen abgelehnt. Mit 23:7 Stimmen wurde anschließend beschlossen, es am Stadtplatz bei einer Stunde Höchstparkdauer zu belassen. Ebenfalls mit 23:7 Stimmen beschloss der Stadtrat, die maximale Parkdauer im übrigen gebührenpflichtigen Bereich auf zwei Stunden zu erhöhen. Eine Abstimmung über Pettingers Vorschlag hatte sich damit erübrigt. Einig war sich der Stadtrat bei der Parkgebühr. Derzeit kostet Stunde 50 Cent. Analog dazu kosten dann zwei Stunden einen Euro.
Ab wann die neue Regelung gilt, ist noch offen. Wie Manfred Listl erläutert, müssen zunächst die Parkscheinautomaten umgerüstet werden. Insgesamt gibt es zwölf Stück. Und die Beschilderung muss entsprechend geändert werden. Listl geht davon aus, dass das einige Wochen dauern wird. Wenn es soweit ist, wird die Stadt informieren. Die Kosten liegen voraussichtlich bei rund 5500 Euro.
In der Sitzung ging es außerdem um die Parküberwachung, das Anwohnerparken und den Parkplatz beim Freibad an der Franz-BeckStraße.
Nicht einstimmig, aber mit einer klaren Mehrheit hat der Aichacher Stadtrat entschieden, die Parkzeit in der Innenstadt abseits des Stadtplatzes zu verlängern. Vorausgegangen ist eine engagierte, sachliche Diskussion. Die unterschiedlichen Überzeugungen mündeten in einen Kompromiss. In zwei Punkten war der Stadtrat dabei vollkommen sich einig.
Der erste Punkt: Egal, wie die Parkzeit in der Innenstadt gestaltet wird – jedem wird man’s nicht recht machen können. Bäcker oder Apotheker haben naturgemäß ein Interesse daran, dass möglichst viele Kunden, die nur kurz bleiben, einen nahegelegenen Parkplatz finden. Beim Frisör, bei der Kosmetikerin oder beim Arzt dauert’s eher länger. Das zeigten schon die unterschiedlichen Aussagen der Aga und der Geschäftsleute, die Unterschriften für die Verlängerung gesammelt haben. Die einen werden jetzt enttäuscht sein, die anderen sich freuen. Es könnte aber auch sein, dass den Kunden, denen bisher der grüne Parkplatz zu weit entfernt war, auch der Schlossplatz nicht nahe genug – weil nicht direkt vor der Tür – ist. Zwei Stunden Parkzeit gilt bald auch in der Oberen Vorstadt, wo der Parkdruck ähnlich hoch ist wie am Stadtplatz. Auch dort wird es Zufriedene und Unzufriedene geben.
Der zweite Punkt, in dem Einigkeit herrschte: Niemand kann vorhersehen, wie sich die jetzt beschlossene Verlängerung der Parkzeit abseits des Stadtplatzes auswirken wird. Gut möglich, dass in dieser „Glaubensfrage“die FWG recht hat und jetzt Kunden wieder nach Aichach kommen, die mit der bisherigen Regelung unzufrieden waren. In anderen Städten wie Friedberg oder Schrobenhausen gelten auch längere Parkzeiten. Ebenso gut möglich ist es, dass jetzt diejenigen, die nur kurz ein Geschäft aufsuchen wollen, jetzt länger nach einem Parkplatz suchen. Und diejenigen, die bisher, um genug Zeit für ihre Erledigungen zu haben, ihr Auto am Alten Friedhof, in der Tiefgarage oder am grünen Parkplatz abgestellt haben, jetzt auch ihr Glück in der historischen Altstadt versuchen. Die Praxis wird es zeigen.
Eines lässt sich aber schon jetzt vorhersagen: Wer bisher immer einen Parkplatz bekommt, wird das auch in Zukunft. Und wer jetzt schon „nie“einen findet, wird auch künftig ein Problem haben – direkt vor der gewünschten Ladentür.