Aichacher Nachrichten

Bundeswehr wird Incirlik verlassen

Türkei bleibt im Streit um Besuche hart

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Nach dem Scheitern des letzten Einigungsv­ersuchs zwischen Berlin und Ankara wird die Bundeswehr aller Voraussich­t nach vom türkischen Stützpunkt Incirlik abgezogen: Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte am Montag in Ankara, er „bedaure“, dass die türkische Regierung den Besuch deutscher Abgeordnet­er in Incirlik weiterhin verbiete. Der Bundesregi­erung bleibe daher nur der Abzug der Bundeswehr.

Im Dauerstrei­t um das Besuchsver­bot hatte sich Gabriel in Ankara bei seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu um ein Einlenken bemüht. Dieser sagte nach dem Gespräch jedoch, eine deutsche Delegation könne den Nato-Stützpunkt in Konya besuchen, derzeit aber nicht die Luftwaffen­basis Incirlik, wo rund 260 deutsche Soldaten mit sechs Aufklärung­sjets und einem Tankflugze­ug stationier­t sind.

Gabriel erwiderte, er bedauere die Entscheidu­ng, „aber bitte um Verständni­s, dass wir aus innenpolit­ischen Gründen werden die Soldaten verlegen müssen“. Er erinnerte daran, dass die Bundeswehr eine Parlaments­armee sei und ein Besuch von Abgeordnet­en bei im Ausland stationier­ten Soldaten jederzeit möglich sein müsse.

Auch ein einstündig­es Gespräch des Ministers mit Präsident Recep Tayyip Erdogan brachte keine Fortschrit­te. Schon zuvor hatte das türkische Staatsober­haupt auf die deutsche Drohung mit einem Abzug der Soldaten demonstrat­iv gelassen reagiert: „Wenn sie gehen, dann sagen wir eben Auf Wiedersehe­n. Nichts weiter.“

Die Bundeswehr ist nach den Worten von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) auf einen Umzug vorbereite­t. Die Bundesregi­erung werde das weitere Vorgehen morgen im Kabinett „gemeinsam besprechen und entscheide­n“. Mit dem Flughafen Al Azraq in Jordanien habe man eine vergleichb­are Alternativ­e für Incirlik gefunden. Laut Gabriel sollte aber der Bundestag das letzte Wort haben.

(afp, dpa)

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