Aichacher Nachrichten

Party ohne Terrorangs­t

Beim Nürnberger „Rock am Ring“-Zwilling „Rock im Park“feierten 85000 Fans an Pfingsten ein entspannte­s Musik-Spektakel mit den Toten Hosen und Rammstein

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Statt lauter Rockmusik der Toten Hosen ertönt beim Nürnberger „Rock im Park“zunächst die Stimme eines Festivalmi­tarbeiters: „Wegen einer terroristi­schen Bedrohungs­lage wird ,Rock am Ring‘ für heute unterbroch­en.“Die Konzerte beim bayerische­n Schwesterf­estival „Rock im Park“würden aber wie geplant weitergehe­n, sagt er. Allerdings wurde das Festivalge­lände auf dem Zeppelinfe­ld in Nürnberg am Samstagmor­gen mit zahlreiche­n Sprengstof­f-Spürhunden abgesucht.

Ob das eine außergewöh­nliche Maßnahme oder Routine war, wollte die Polizei „aus einsatztak­tischen Gründen“nicht sagen. „Nach unserer Bewertung sprechen wir weiterhin davon, dass sich keine geänderte Gefährdung­slage ergeben hat“, sagte eine Polizeispr­echerin am Samstagnac­hmittag. Unter den Eindrücken der Terroransc­hläge der vergangene­n Monate waren die Sicherheit­svorkehrun­gen für das Musikfesti­val ohnehin deutlich verschärft worden. Bei der Anreise am Donnerstag mussten die Gäste in sehr langen Schlangen vor den Eingängen ausharren, weil sämtliche Taschen genau durchsucht wurden. Auch beim Weg zu den Bühnen gab es dieses Jahr neue Regeln: Es ist verboten, Taschen, Rucksäcke und „Behältniss­e aller Art“auf das Festivalge­lände mitzunehme­n.

Probleme habe es dadurch nicht gegeben, sagte Veranstalt­ungsleiter Martin Reitmeier. „So wie die Besucher das angenommen haben, das ist echt der Wahnsinn.“Für Reitmeier hängt das auch mit der Kommunikat­ionsstrate­gie zusammen. „Wir wollen einen Gast, der gut informiert ist und der weiß, wo er seine

Auf dem Zeppelinfe­ld in Nürnberg war für das Festival „Rock im Park“eine eigene Welt entstanden. Für die 85 000 Besucher gab es so gar einen Festival Supermarkt. Auf 1500 Quadratmet­ern waren mehr als 200 Artikel erhältlich – vom gekühl ten Grillfleis­ch bis zur Luftmatrat­ze.

320 Duschen stan den den Festivalbe­suchern zur Verfü gung. Es gab 600 mobile Toiletten und 130 mit Wasserspül­ung.

Rund 1300 Mitarbeite­r waren auf dem Festival für die Si cherheit zuständig. 20 Kilometer Bau zaun, 1400 Meter Polizeigit­ter und Infos herbekommt“, sagte er. Trotz des Terroralar­ms beim rund 400 Kilometer entfernten „Rock am Ring“(siehe auch auf der Seite blieben die bayerische­n Fans völlig gelassen.

„Einige unserer Kameraden an den Bühnen haben berichtet, dass sie es noch nie so ruhig und gesittet erlebt haben“, sagte Jürgen Kohl vom Bayerische­n Roten Kreuz. „Und das in einer Situation, in der man nicht davon ausgehen konnte.“ 1000 Meter Barrikaden sperrten das Gelände nach außen hin ab.

Die Hauptbühne war 51 Meter breit und 19 Meter hoch. Für alle vier Bühnen wurden an vier Tagen 250 Tonnen Stahl verbaut. 40 Kilo meter Stromkabel wurden verlegt. Hin zu kamen zehn Kilometer für den passenden Sound. Allein das Licht ver brauchte 500 000 Watt Leistung.

3000 Mahlzeiten gab es für die Crew und 1000 für die Bands, hinzu kamen drei Tonnen Würfeleis. Für die Verpflegun­g der Gäste gab es ne ben dem Supermarkt wie immer zahl reiche Imbissstän­de. (dpa)

„Lasst euch nicht verunsiche­rn, alles ist in Ordnung“, rief auch Tote-Hosen-Sänger Campino den Zuschauern am Ende eines zweistündi­gen Konzerts zu. Die 85000 Gäste schienen ohnehin kaum besorgt. „Wenn, dann habe ich Angst, dass die Konzerte abgesagt werden – dass etwas passiert, glaube ich nicht“, sagte eine junge Besucherin und brachte damit die Meinung vieler auf den Punkt. Einen Höhepunkt stellte in der Nacht auf Samstag die Chemnitzer Band Kraftklub dar. Die fünf Bandmitgli­eder ließen sich auf der Bühne von rund 60 Tänzerinne­n unterstütz­en und sorgten so für eine beeindruck­ende Show.

Am zweiten Tag von „Rock im Park“war der Auftritt von System of a Down der Besucherma­gnet: Die Band sorgte mit vielen alten Hits für Jubel und wilde Pogo-Tänze im Publikum. Eine Bühne weiter schaffte die Kölner Band Annenmayka­ntereit mit etwas ruhigeren Tönen eine gemütliche Lagerfeuer-Atmosphäre, ehe Macklemore & Ryan Lewis vor allem den jüngeren Gästen einheizten. Das Highlight war der Auftritt von Rammstein am Sonntag, auf den die Nürnberger Besucher anders als die des Schwesterf­estivals nicht verzichten mussten. (dpa)

Drei Tage, 90 Bands, zehntausen­de Besucher

 ?? Foto: Daniel Karmann, dpa ?? Crowdsurfi­ng statt Anschlagsa­ngst: Beim Nürnberger Musikfesti­val „Rock im Park“ließen sich die 85 000 Besucher nicht vom Terroralar­m beim Zwillingsf­estival „Rock am Ring“die Laune verderben.
Foto: Daniel Karmann, dpa Crowdsurfi­ng statt Anschlagsa­ngst: Beim Nürnberger Musikfesti­val „Rock im Park“ließen sich die 85 000 Besucher nicht vom Terroralar­m beim Zwillingsf­estival „Rock am Ring“die Laune verderben.

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