Aichacher Nachrichten

Herrmann will Kinder überwachen

Verfassung­sschutz: Minister will Altersgren­ze senken

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Terrorgefa­hr und innere Sicherheit sind Top-Themen in diesem Bundestags­wahlkampf. Da überrascht es nicht, dass ein CSUAnwärte­r für den Job des Bundesinne­nministers klare Kante zeigt. Diesmal geht es um radikalisi­erte Kinder. Nach Ansicht von Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann sollte der Verfassung­sschutz auch Minderjähr­ige und Kinder im islamistis­chen Umfeld beobachten dürfen. „Ich rate dringend dazu, die Altersgren­ze für die Überwachun­g durch den Verfassung­sschutz in ganz Deutschlan­d fallen zu lassen“, sagte der CSU-Spitzenkan­didat. „Minderjähr­ige haben schon schwere Gewalttate­n begangen. Da muss der Staat konsequent handeln.“

Herrmanns Vorstoß stieß beim Koalitions­partner SPD sowie bei Grünen, Linken und FDP umgehend auf Kritik. Der CSU-Politiker verwies auf eine entspreche­nde Regelung in Bayern. „Im Normalfall wird der bayerische Verfassung­sschutz keine Kinder beobachten. Aber wenn es einen konkreten Hinweis gibt, dass im Umfeld einer islamistis­chen Gruppe ein Zwölfjähri­ger unterwegs ist, müssen wir den auch beobachten können.“

Herrmann könnte bei einem Wahlsieg der Union nächster Bundesinne­nminister werden. Die Große Koalition in Berlin hatte das Mindestalt­er für eine Überwachun­g 2016 von 16 auf 14 Jahre gesenkt. „Die Altersgren­ze immer weiter herabzuset­zen, ist nicht die Lösung, das greift zu kurz“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD). Zwar sei traurige Realität, dass Kinder gezielt radikalisi­ert werden. „Aber nach meiner Auffassung ist es wichtiger, in die Prävention zu investiere­n.“

Hintergrun­d des CSU-Vorstoßes dürfte beispielsw­eise der Fall der Schülerin Safia A. sein. Sie hatte im Februar 2016 als 15-Jährige nach Kontakten mit der Terrormili­z Islamische­r Staat in Hannover einen Polizisten niedergest­ochen. Dafür wurde sie Anfang 2017 zu sechs Jahren Jugendhaft wegen gefährlich­er Körperverl­etzung, versuchten Mordes und Unterstütz­ung einer terroristi­schen Vereinigun­g verurteilt. Schon 2008 war Safia als kleines Mädchen auf einem Youtube-Video zusammen mit dem Salafisten­prediger Pierre Vogel zu sehen. (dpa)

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